
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach kürzlich von einer Übernahmeschlacht und der geht jetzt in die nächste Runde. MFE bietet mehr Geld für ProSiebenSat.1 als beim ersten Angebot.
Im September will sich Kulturstaatsminster Wolfram Weimer mit Vertretern von MediaForEurope treffen – die Berlusconi-Firma will bekanntlich ProSiebenSat.1 übernehmen, was innerhalb der Bundesregierung auf leichte Sorgen trifft. Weimers Besorgnis, das sagte er dem „Spiegel“, kreise vor allem um die wirtschaftliche und journalistische Unabhängigkeit des großen deutschen Fernsehhauses. So oder so – eine Übernahme durch MFE ist am Montag zumindest etwas wahrscheinlicher geworden. Hatte der Konzern vor einigen Monaten nur den Mindestpreis geboten, wurde nun einiges drauf gelegt. Der Mindestpreis errechnet sich bekanntlich aus dem durchschnittlichen Wert einer Aktie in der jüngeren Vergangenheit. Jetzt will MFE 4,48 Euro pro Aktie in Bar plus eine Kompentente von 1,3 eigener Aktien bezahlen. Das vorherige Angebot sah pro ProSiebenSat.1-Anteilsschein nur eine 0,4-Komponente eigener Aktien vor. Anders gesagt: Das neue Angebot ist pro Aktie um rund drei Euro besser.
MFE-CEO Pier Silvio Berlusconi stellte aber gleich mal klar, dass auch sein erstes Angebot nicht unangemessen gewesen wäre (in Unterföhring könnte mancher widersprechen…). Das neue Angebot erfolge aber, weil man von dem Projekt, das man seit Jahren unterstütze, überzeugt sei. Zudem schickte er in Richtung der deutschen Politik diese vermeintliche Beruhigungspille: Seiner Aussage zufolge geht es MFE bei ProSiebenSat.1 nicht um vollständige Kontrolle, sondern um eine „Flexibilität“, die es ermögliche, eine Richtung vorzugeben. Was da genau der Unterschied ist, ließ Berlusconi derweil offen.
Verkauf von Beteiligungen im Scheinwerferlicht
Dass die Italiener mit dem strategischen Kurs von ProSiebenSat.1 in der jüngeren Vergangenheit nicht zufrieden waren, ist bekannt. Einige Forderung – etwa der Fokus auf mehr lokalen Content – gaben die Programmmacher umgesetzt. Aber der Verkauf von Beteiligungen, die nichts mit klassischem Entertainment zu tun haben, ging MFE zu schleppend. Aus Unterföhring hieß es stets, dass man auf das beste Angebot warte – und ein einer wirtschaftlich schwierigen Zeit kann das eben ein bisschen länger dauern. Zuletzt hielt die MFE rund 30 Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1, der tschechische Investor PPF hatte 15 Prozent, unterbreitete aber ebenfalls ein Angebot (7 Euro pro Aktie) und erhoffte sich dadurch, auf knapp 30 Prozent aufzustocken.
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- ProSiebenSat1-Gebaeude-3: © ProSiebenSat.1