
Vor wenigen Tagen hatte die MFE das Angebot an ProSiebenSat.1 nachgebessert. Der Medienkonzern empfiehlt seinen Aktionären nun, es anzunehmen.
Schon vor einigen Tagen hatte sich die Konzern-Führung von ProSiebenSat.1 in puncto des nachgebesserten Übernahmeangebots von Media For Europe, ein Berlusconi-Unternehmen, geäußert. Jetzt ist klar: Die ProSiebenSat.1-Spitze empfiehlt den Aktionären, das nachgebesserte Übernahmeangebot des italienischen Berlusconi-Konzerns MFE anzunehmen. „Vorstand und Aufsichtsrat halten das geänderte Angebot von MFE für angemessen und empfehlen seine Annahme.“
Damit würde der TV-Konzern in die Hände der Berlusconi-Familie fallen. Deren Plan war es zuletzt schon immer, einen europäischen TV-Giganten zu schaffen – und dabei auch neue Synergien zu nutzen. In Unterföhring war man lange skeptisch, ob das wirklich zielführend ist. Auch in anderen Punkten war man nicht immer einer Meinung. So fordert die MFE schon seit Monaten den raschen Verkauf von Beteiligungen an Firmen, die nicht zur Entertainment-Sparte gehören. Das ProSiebenSat.1-Management behielt aber die Ruhe, wollte eben den besten Preis erzielen – etwas, das mit reiner Schnelligkeit nicht immer vereinbar ist.
Wie gehts mit PPF weiter?
In anderen Punkten agiert ProSiebenSat.1 schon auf MFE-Linie: Die Italiener haben einen deutlichen Ausbau der lokalen Eigenproduktionen gefordert – die Formate sind nicht zuletzt auch ein Invest in den Content des selbst ernannten Superstreamers Joyn. Genau das passierte zuletzt auf vielen Ebenen. Insbesondere im Bereich der deutschen Serie und bei Realitys hatte ProSiebenSat.1 in den vergangenen Monaten mächtig Gas gegeben. Neben der MFE gibt es mit der tschechischen PPF noch einen weiteren größeren Anteilseigner, der seine Anteile von derzeit etwa 15 Prozent auf 29,99 Prozent aufstocken wollte – und dazu ebenfalls ein Angebot unterbreitet hatte. Berlusconi ging da nochmals drüber.
Vorstand und Aufsichtsrat sind nun der Ansicht, dass die geänderte Angebotsgegenleistung von MFE angemessen ist. Daher die Empfehlung, das geänderte Angebot von MFE anzunehmen. Diese Einschätzung sei jeweils durch entsprechende Opinions von Morgan Stanley als Berater des Vorstands und Goldman Sachs als Berater des Aufsichtsrats bestätigt. Hingewiesen wird darauf, dass die Empfehlung auf der Annahme beruht, dass sich innerhalb von vier bis fünf Jahren wiederkehrende Kostensynergien von etwa 150 Millionen Euro jährlich realisieren lassen, wenn beide Unternehmen kombiniert werden. Das allerdings würde voraussetzen, dass ProSiebenSat.1 vollständig in die MFE integriert wird – eine Option, die jetzt ganz klar auf dem Tisch liegt. Die 150 Millionen seien derzeit eine Vorstandsschätzung, die Summe müsse noch umfassender geprüft werden.
Aus Unterföhring heißt es: „Die Realisierung der Synergien – einschließlich dem Erreichen der Voraussetzungen für die erforderliche vollständige rechtliche Integration – ist mit Unsicherheiten behaftet, die außerhalb der Kontrolle des Vorstandes und des Aufsichtsrats von ProSiebenSat.1 liegen. Der Vorstand weist außerdem darauf hin, ohne eine eingehende Analyse umfassender Daten, die derzeit nicht vorliegen, keine potenziellen Umsatzsynergien bewerten zu können.“ Die Annahmefrist für das geänderte Angebot von MFE endet, sofern sie nicht gesetzlich verlängert wird, am 13. August 2025, 24:00 Uhr.
In der deutschen Politik beobachtet man die Bestrebungen der Familie Berlusconi in Hinblick auf ProSiebenSat.1 mit Vorsicht. Dem „Spiegel“ sagte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer kürzlich: „Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt.“ Für September ist nun ein Gespräch zwischen Weimer und Berlusconi-Vertretern geplant. MFE-Chef ist Pier Silvio Berlusconi, Sohn des verstorbenen früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Weimer machte kürzlich deutlich: „Wir müssen wissen, wie die politische Einflussnahme von neuen, ausländischen Eigentümern beschaffen sein wird.“
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