Reform von ARD und ZDF: Starkes Sträuben gegen Fusionen

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ZDF-Intendant Norbert Himmler ist gegen eine Fusion mit der ARD, im Saarland kämpft man gleichzeitig um die Unabhängigkeit des Saarländlischen Rundfunks (SR).

„Ich finde es falsch, den publizistischen Wettbewerb von ARD und ZDF infrage zu stellen. Ich halte ihn für essenziell“, sagte der Chef des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Himmler, in Mainz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist wichtig, dass wir in Deutschland einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben, der an entscheidenden Stellen auch im Wettbewerb steht und deshalb auch Pluralität, Vielfalt und Qualität zutage fördert.“

Himmler ergänzte: „Stellen Sie sich vor, wir hätten nur noch eine öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung in Deutschland oder nur noch von einem Sender Wahlberichterstattung. Das wäre eine Machtkonzentration in einer Hand, die gerade in Zeiten, in denen gefordert wird, dass Macht möglichst verteilt sein sollte, wirklich falsch ist.“

In der Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist zuletzt der Gedanke einer Fusion von ZDF und ARD wieder stärker diskutiert worden. Ein Auslöser dafür war eine Rede des Intendanten des größten ARD-Senders Westdeutscher Rundfunk (WDR), Tom Buhrow, vor einigen Wochen. Darin hatte er eine tiefgreifende Neuordnung der Rundfunklandschaft angeregt und dabei auch das Thema Fusion gestreift.

Mit Blick auf das ARD-Gemeinschaftsprogramm Das Erste und das Hauptprogramm des ZDF hatte Buhrow formuliert: „Die erste Frage – glaube ich -, die wir uns stellen müssen, ist: Will Deutschland im 21. Jahrhundert weiter parallel zwei bundesweite, lineare Fernsehsender? Wenn nicht: Was heißt das? Soll einer ganz verschwinden und der andere bleiben? Oder sollen sie fusionieren, und das Beste von beiden bleibt erhalten?“

Rehlinger: Öffentlicher Rundfunk muss sich „in Breite“ reformieren

Eine Rundfunk-Reform muss nach Ansicht der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) alle Anstalten umfassen. „Alleine das Infragestellen des Saarländischen Rundfunks (SR) und von Radio Bremen ist nicht die Lösung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Ihrer Meinung nach ist der SR „ein Erfolgsmodell“. Er sei „näher dran an den Menschen“, sehr beliebt und produziere viele Formate kostengünstiger als andere.

Medienpolitik ist in Deutschland Ländersache, die Bundesländer legen in Staatsverträgen den Auftrag und die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fest.

Rehlinger sagte: „Wir brauchen einen öffentlichen Rundfunk. Aber der muss jetzt die Kraft finden, sich auch selbst zu reformieren, und zwar in der gesamten Breite aller Anstalten.“ Das heiße, dass es auch beim SR wie bei allen anderen Rundfunkanstalten Reformen geben müsse. „Einfach nur die Augen zuzumachen und zu hoffen, dass dieser Sturm vorübergeht, das wird, glaube ich, nicht funktionieren.“

Der amtierende ARD-Chef und WDR-Intendant Tom Buhrow hatte Anfang November in einer Rede, die er ausdrücklich nicht in seiner Funktion als ARD-Vorsitzender gehalten hatte, eine tiefgreifende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und einen neuen Gesellschaftsvertrag angeregt. Buhrows Vorstoß stieß auf ein geteiltes Echo.

Mehr Kooperationen hält Rehlinger für eine Reform-Möglichkeit. „Man muss auch in die Verwaltungskosten reinschauen, was es dort an Potenzialen für Effizienz gibt“, sagte sie. Und sich die Frage stellen: „Was kann an Synergien gehoben werden, ohne dass es Qualitätsverluste gibt?“

Bei einer Fusion kleiner Sender wie dem SR würde «das Identifikationsmerkmal“ für die Menschen vor Ort wegfallen, sagte die Regierungschefin. „Und zwar nur, weil sich die anderen nicht bewegen wollen.“ Kernfrage sei also: „Hat das System genug Kraft, sich aus sich heraus zu verändern? Und zwar als System und nicht nur, indem es an den Rändern abschneidet?“

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160 Kommentare im Forum

  1. Im Grunde zeigen solche Debatten doch, dass niemand bereit ist so wandelbar und flexibel zu sein, wie es geboten scheint. Klar sind es Arbeitsplätze auch, aber dem normalen Bürger wird Wandel auch zugemutet. Da behält auch nicht jeder seinen Job. Man könnte doch populäre Magaine wie ZDF Magazin Royale verknüpfen mit Journalismus a la Monitor, Report Mainz usw. D. h. die Recherchearbeit leisten die Fachredaktionen, die Präsentation übernimmt in diesem Fall Jan Böhmermann, so könnte man eine hohe Reichweite und Akzeptanz nutzen und die Inhalte sind fundiert. Was doppelt ist, auch die ganzen Zoo-Dokus usw. kann wegen mir in der Mediathek verschwinden. Man braucht vielleicht heute auch keine 24 Stunden Sender mehr. Beim RBB kommt gefühlt nur noch irgendwas von früher, klar eben Nachrichten, und sonst nichts weiter von Belang. Da kann mans auch gleich seinlassen. Immer irgendwer koch was, bisschen Promitalk, paar Büchervorstellungen. Das wars. Da könnte man auch gerade in Berlin mehr aus dem Kulturleben machen. Aber das macht dann Arbeit und nicht nur ins Archiv gehen oder Gendern. Eine solche entscheidende Debatte müsste auch geführt werden, mit Zielvorgaben, die erarbeitet werden, einem Zeitplan und die Sender nutzen alle Möglichkeiten der Zuschauerbeteiligung. Man macht ja gerne Themenwochen oder so. Dann sollte man sich da mal Zeit für sich selber nehmen und das Publikum integrieren.
  2. Du kannst schlecht Bohmermann mit Monitor verknüpfen. Denn das ist eine Art Satire Sendung a la Extra 3. Man kann ja auch nicht die Heute Show mit heute verknüpfen. Das ist ja Realsatire kombiniert mit Politmagazinen und karikiert die seriöse Berichterstattung.
  3. Wieso denn nicht. Ich sehe keinen Widerspruch darin. Es geht vielmehr auch darum, mal aus alten Denkmustern auszubrechen. Und davon haben die viel Angst. Man kann aber auch gewinnen. Man muss es nur wagen.
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