Streit ums Radio per UKW – Stand der Dinge

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Ausstrahlung von Radioprogrammen über die analogen UKW-Frequenzen sorgt für Streit. Der bisher für den Sendebetrieb zuständige Dienstleister Media Broadcast kündigte an, in der kommenden Woche diejenigen Sender abzuschalten, die bis dahin bestimmte Bedingungen zeitnah nicht erfüllt haben.

„Bis zu zehn Millionen Hörer könnten schon ab Mittwoch von einer Abschaltung ihrer UKW-Radiosender betroffen sein“, sagte Media-Broadcast-Chef Wolfgang Breuer der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitag). Davon betroffen sein könnte auch der hessische Privatsender Hit Radio FFH mit seinen drei Programmen. Bei dem Streit geht es unter anderem um die Höhe der Zahlungen für die Nutzung der Antennen an Sendemasten.

Der Geschäftsführer und Programmdirektor von Hit Radio FFH, Hans-Dieter Hillmoth, sprach von einem großen Poker um Verträge und Preise und nannte die Ankündigung eine Drohgebärde. „Letztlich ist das auch ein bisschen Erpressung.“ 80 Prozent der Radiohörer empfingen die Programme noch über UKW. FFH strahle seine drei Programme bisher über 56 Frequenzen und 37 große und kleine Sendestationen aus.
 
Er glaube aber nicht, dass Radioprogramme tatsächlich nicht mehr über UKW ausgestrahlt werden, sollte es keine Einigung geben, sagte Hillmoth. Dem „Welt“-Bericht zufolge droht neben privaten Radiosendern auch MDR, NDR sowie Deutschlandradio die UKW-Abschaltung. Hit Radio FFH ist nach der jüngsten Media-Analyse Marktführer in Hessen.
 
Markus Kurze, der Vorstandsvorsitzende der Medienanstalt Sachsen Anhalt, mahnt in der aktuellen Diskussion um eine UKW-Abschaltung zu Verhandlungen ‚mit Augenmaß und Verantwortung‘: „Ich fordere die beteiligten Unternehmen auf, sich ihrer Verantwortung für die funktionierende Hörfunkversorgung bewusst zu sein und erinnere daran, dass Eigentum auch verpflichtet und sein Gebrauch zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. UKW ist das Fundament des Hörfunks und damit Garant der Rundfunk- und Informationsfreiheit in unserer Gesellschaft. Dieses hohe Gut – das Volksmedium Radio – darf nicht durch Verhandlungen über unterschiedliche Preismodelle gefährdet werden.“
 
Hintergrund für den Streit ist, dass der Dienstleister Media-Broadcast sich aus dem Geschäft mit den terrestrischen UKW-Antennen und Sendeanlagen zurückzieht und nur noch übergangsweise bis zur Jahresmitte den Sendebetrieb aufrechterhält. Während im Wesentlichen zwei Unternehmen den Sendenetzbetrieb übernommen haben, wurden die daran montierten Antennen an mehrere Investoren verkauft. Nun werden höhere Preise für die Nutzung der Antennen verlangt.
 
FFH-Geschäftsführer Hillmoth sagte, die Sendegruppe Hit Radio FFH habe pro Jahr etwa 2,5 Millionen Euro Senderkosten. Die Antennenbesitzer verlangten nun teilweise bis zu 50 Prozent mehr, was für die rein über Werbung finanzierten Sender ein massives Problem sei.

[dpa/tk]

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78 Kommentare im Forum

  1. "FFH-Geschäftsführer Hillmoth sagte, die Sendegruppe Hit Radio FFH habe pro Jahr etwa 2,5 Millionen Euro Senderkosten. Die Antennenbesitzer verlangten nun teilweise bis zu 50 Prozent mehr, was für die rein über Werbung finanzierten Sender ein massives Problem sei." Hübsch. Nur waren es halt die Privaten, die das böse Senderbetriebsmonopol der Media Broadcast aufgebrochen haben wollten. Sie sollen also mal hübsch den Ball flachhalten. Problematisch ist das nicht nur für die Privaten, sondern auch für die öffentlich-rechtlichen. Denen billigt die KEF auch nicht grenzenlos Mittel zu. Im Endeffekt könnte es wieder zu qualitativen Einschnitten bei den Kulturprogrammen kommen, bis hin zur UKW-Abschaltung von Kulturprogrammen nebst Verweis auf DAB.
  2. So ein Quatsch! Der Bundesmux wird mehrheitlich über Sendetürme ausgestrahlt, die ehemals der Bundespost gehörten. Die DAB-Programme sind also vom gegenwärtigen Finanzpoker genauso betroffen. Es redet nur keiner drüber, weil der Marktanteil von DAB marginal ist.
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