
Im Bieterkampf um ProSiebenSat.1 zeichnet sich eine Entscheidung ab. Nachdem der italienische Berlusconi-Medienkonzern sein Angebot erhöht hat, zieht die tschechische Konkurrenz nicht mehr nach.
In der internationalen Bieterschlacht um ProSiebenSat.1 ist der italienische Konzern MediaForEurope (MFE) nun im Vorteil. Der konkurrierende tschechische Finanzinvestor PPF wird seine Offerte nicht erhöhen, wie das Unternehmen mitteilte. „Das aktuelle Angebot stellt das beste und endgültige Angebot von PPF dar“, hieß es in der Mitteilung.
MFE gehört den Kindern des 2023 gestorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Das Unternehmen will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen und hatte sein Angebot an die ProSiebenSat.1-Aktionäre am Dienstag erhöht. Die italienische Holding bietet seither dieser Woche 1,3 Anteile an MFE je ProSiebenSat1-Aktie, zuvor waren es lediglich 0,4. Das gilt zusätzlich zum bereits bestehenden Barangebot von 4,48 Euro je Aktie.
Seitenhieb gegen MFE
PPF hingegen hatte den ProSiebenSat.1-Aktionären sieben Euro pro Aktie geboten; dabei wird es nun auch bleiben. Die tschechischen Investoren verbreiteten in ihrer Mitteilung einen Seitenhieb gegen die Berlusconi-Familie. „Die MFE-A-Aktien waren in der Vergangenheit vergleichsweise illiquide, und es ist fraglich, ob die Aktionäre ihren impliziten Wert zum Zeitpunkt eines Verkaufs vollständig realisieren können.“
Bereits zuvor deutete sich ein Kurswechsel der ProSiebenSat.1-Chefetage an, die das ursprüngliche Angebot der Italiener als «nicht angemessen» abgelehnt hatte. Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen äußerte sich Vorstandschef Bert Habets am Donnerstag stattdessen freundlich über MFE: „Wir glauben, dass dieses erweiterte Angebot klar widerspiegelt, dass MFE sich als langfristiger Investor nachhaltig in unserem Unternehmen engagieren will.“ Die offizielle Stellungnahme von ProSiebenSat.1-Vorstand und Aufsichtsrat zum erhöhten MFE-Angebot soll kommende Woche folgen.
Sorge um Verquickung von Politik und Medienmacht
Vater Berlusconi nutzte seinen Medienkonzern über Jahrzehnte, um politische Karriere samt dazugehöriger Partei „Forza Italia“ zu befördern. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingestiegen, stehen der Partei aber nach wie vor nahe. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer zeigte sich jüngst besorgt und lud Sohn Pier Silvio Berlusconi zum Gespräch ins Kanzleramt. „Meine Besorgnis kreist um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt“, sagte Weimer dem „Spiegel“.
Text: dpa / Redaktion DF: mw
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- ProSiebenSat1_Gebaeude-2: © ProSiebenSat.1