
Der große österreichische Sendernetzbetreiber ORS hat anlässlich des Blackouts auf der Iberischen Halbinsel zu bedenken gegeben, wie wichtig unter solchen Situationen eine zuverlässiger Übertragungsstandard ist und in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf 5G Broadcast verwiesen.
Dabei wurden einmal mehr die Schwächen des Mobilfunks aufgezeigt. Basisstationen sind zwar mit Pufferbatterien versehen, diese können sie aber nur für wenige Stunden bei Stromausfall in Betrieb halten. Abgesehen davon nützt auch das nichts, wenn übergeordnete Anlagenteile ausfallen. Dann funktioniert nämlich nichts mehr. Klassische Radio und Fernsehen bleiben während solcher Situationen aber weiter auf Sendung, da sie über die entsprechende Infrastruktur verfügen, um auch ohne Strom von außen, zumindest über Tage bis über eine Woche hinweg, auf Sendung bleiben zu können. Damit sind sie es, die der Bevölkerung weiter zuverlässig Informationen übermitteln können.
Die ORS gewährleistet eine unabhängige Signalzuführung zu ihren terrestrischen Sendeanlagen und stellt auch die Notstromversorgung ihrer wichtigsten Standorte sicher. Die im Grunde seit Jahrzehnten bestehende und laufend optimierte Infrastruktur erlaubt es, die Bevölkerung im ganzen Land gesichert zu erreichen.
5G Broadcast als lebenswichtige Infrastruktur gefordert
Die ORS fordert anlässlich des spanischen Blackouts, dass es 5G Broadcast braucht, um darüber gesichert eine mobile Bevölkerungswarnung zu gewährleisten. Immerhin ermöglicht 5G Broadcast die direkte Aussendung von Warnmeldungen über die herkömmlichen terrestrischen Sendeanlagen. Und zwar unabhängig von Mobilfunknetzen und ohne Rückkanal.
Gleichzeitig erläutert die ORS aber auch, warum dieses Szenario noch Zukunftsmusik ist. 5G Broadcast ist zwar ein etablierter, standardisierter Übertragungsstandard, befindet sich in mehreren Ländern aber erst in der Erprobungsphase. Mit anderen Worten, es gibt noch keine regulären Ausstrahlungen und auch noch keine geeigneten Endgeräte zu kaufen.
Braucht es 5G Broadcast für Extremsituationen?
Nüchtern betrachtet, mag 5G Broadcast vielleicht das eine oder andere Zusatzfeature bieten, aber im Grunde ist die technische Infrastruktur für die verlässliche Bevölkerungswarnung längst vorhanden. Denn das klappt auch hervorragend über UKW und DAB+. Beim Digitalradio besteht mit dem Verfahren ASA zudem die Option, die Bevölkerung auch bei nur im Standby befindlichen Geräten unmittelbar zu warnen. Zumindest aus dem Notfallaspekt heraus betrachtet, bräuchte es kein 5G Broadcast.
Wer kann heute schon 5G Broadcast empfangen?
Auf den Punkt gebracht: niemand von uns. Denn die heute im Umlauf befindlichen 5G-Smartphones sind nicht für 5G Broadcast geeignet. Denn 5G Broadcast basiert zwar in seinen Grundzügen auf der 5G-Technologie, hat am Ende aber nur sehr wenig mit 5G-Mobilfunk gemeinsam. Für uns heißt das, dass es neue Geräte braucht, die mit entsprechenden Chips ausgestattet sind.
Zuletzt sei die Frage erlaubt, ob wir davon ausgehen können, dass 5G-Broadcast künftig in Smartphones integriert wird. Schließlich findet man heute selbst UKW kaum mehr auf ihnen. Einige werden sich noch erinnern, dass es auch mal Handys/Smartphones mit DVB-T oder DAB+ gegeben hat. Sie haben sich nur nicht durchgesetzt, weil sie von den Mobilfunkbetreibern nicht gepusht wurden. Mit klassischem Rundfunk lässt sich für sie schließlich kein Geld verdienen. Mit Streaming aber schon. So gesehen stehen die Chancen ganz gut, dass 5G Broadcast in Smartphones genauso erfolgreich wird wie etwa DVB-T und DAB+ in Smartphones. Und selbst wenn sich 5G Broadcast durchsetzen sollte: Bis eine neue Technologie auf breiter Front bei der Bevölkerung angekommen ist, braucht es jedenfalls an die fünf bis zehn Jahre. Dann schon könnte 5G Broadast in Notfällen von echtem Nutzen sein.
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