Neuer HR-Intendant ist neidisch auf Netflix-Nutzerdaten

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Florian Hager, Bild: © HR/Sebastian Reimold
© HR/Sebastian Reimold

Die ARD hinkt aus Sicht des bisherigen Mediathek-Verantwortlichen Florian Hager dem US-Streamingriesen Netflix bei Nutzerdaten hinterher.

In Zukunft sei neben dem Inhalt der Kontext mindestens genauso wertvoll, „weil wir ohne diesen und ohne die entsprechenden Daten die Kundenbeziehung nicht langfristig aufbauen können“, sagte Hager zum Start an diesem Dienstag als neuer Intendant des Hessischen Rundfunks (HR) der Deutschen Presse-Agentur. „Da hinken wir Netflix hinterher und da bin ich ein bisschen neidisch.“

Hager sieht trotzdem einen Vorteil gegenüber solchen Streaming-Plattformen, weil man einen Dreiklang spielen könne aus fortlaufendem Angebot wie TV, eigenen digitalen Angeboten und Präsenz auf Drittplattformen.

Nutzerdaten Nachteil gegenüber Netflix – Crossmedialität von Vorteil

Angesprochen darauf, dass Datenschutz etwas mit Vertrauen zu tun habe, plädierte Hager hierfür: „Je mehr Personalisierung Sie wollen, desto mehr Daten müssen Sie preisgeben. Ich würde da gerne als öffentlich-rechtlicher Anbieter etwas selbstbewusster vorgehen: Wer, wenn nicht wir, geht sauber mit diesen Daten um?“ Man lege datenschutzrechtlich ganz bewusst höchste Maßstäbe an sich selbst. „Hier würde ich mir deshalb noch ein wenig mehr Freiheiten wünschen.“

Die ARD plant schon länger, die Mediathek stärker auf den jeweiligen Nutzer zuzuschneiden. Streaming-Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime Video merken sich das Sehverhalten und bieten darauf aufbauend weitere Angebote an. Bei der ARD kann man sich auf der frei zugänglichen Mediathek ein eigenes Profil mit Login anlegen. Das ist – anders als bei den großen US-Streamern – aber nicht zwingend, um die Inhalte der Plattform nutzen zu können.

Laut Angaben des in Mediathek-Fragen federführenden SWR gegenüber DIGITAL FERNSEHEN befinden sich die Anstrengungen der Öffentlich-Rechtlichen, bei der Vernetzung der Online-Angebote von ARD und ZDF ein gemeinsames Personalisierungssystem aufzubauen, aber noch im Embryostadium. Auch daher rührt der große Vorsprung von Netflix und Co. in Sachen Nutzerdaten. (dpa/bey)

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  • df-florian-hager: HR

7 Kommentare im Forum

  1. An Komik sind die Öffentlich-Rechtlichen aber wirklich kaum zu überbieten. Setzen die Qualität der Mediathek-Files teilweise mehr als grenzwertig herab, weil man "mit der derzeitigen Gebührensituation" aus Kostengründen keine bessere Qualität mehr anbieten könne. Dann soll man doch froh sein für jeden, der die Mediathek nicht nutzt und nicht alles dafür tun, um immer mehr Leute da hin zu drängen, wenn man anscheinend ja jetzt schon nicht mal mehr in der Lage ist, die damit anfallenden Kosten bezahlen zu können.
  2. Beamte halt, alles wollen aber nur soweit springen wie nötig und selbst da wird das Ziel noch zu eigenen Gunsten gebogen. Nach dem Motto "klappts heut nicht dann vielleicht morgen, wenn nicht dann egal, mein Job ist sicher, Hauptsache Besoldung und Pension stimmt."
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