Die große Pixar-Retrospektive

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Die große Pixar-Retrospektive, Teil 5

Kein Fisch im Trüben – Nemo verdient 860 Mio. US

Fische sind Freunde …

Er konnte! 2003 avancierte „Findet Nemo“ mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 860 Millionen US-Dollar zum kommerziell zweiterfolgreichsten Film gleich nach „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“. Bis 2006 wurden knapp 40 Millionen DVDs verkauft. Neben der Oscar-Prämierung als bester Animationsfilm wurde er 2008 vom amerikanischen Film Institut zum zehntbesten Animationsfilm gewählt. War Pixar zuvor „nur“ ein wahnsinnig erfolgreiches Animationsstudio, so brachte sie „Findet Nemo“ an die Spitze der weltweiten Trickfilmproduktion.
 
Selbst erst Vater geworden, schwebte Andrew Stanton eine Vater-Sohn-Geschichte vor, die die jugendliche Neugier gegen die elterliche Sorge aufwiegt. Allein an der Story feilte er zweieinhalb Jahre lang, um sie so emotional hinzubekommen, wie sie letztendlich ins Kino kam. Als dann die Produktion des Films 2000 begann, gab es nur noch kleine dramaturgische Eingriffe wie z. B. das dramatische Schicksal von Nemos Mutter nach Vorne zu verlegen, anstatt es in Erinnerungsfetzen über die ganze Handlung zu verteilen. Marlins neurotischer Beschützerinstinkt war dadurch gleich von Anfang an nachvollziehbar und das Publikum verstand, warum der Vater seinen einzigen Schützling Nemo nicht einmal allein zur Schule schicken will.
 
 

Der kleine, leicht missgebildete Clownsfisch wird jedoch trotzdem von einem menschlichen Tiefseetaucher gefangen und nach Sydney verfrachtet, wo er im Aquarium seines Entführers landet. Ironischerweise wirkte sich der Erfolg des Films auch auf die tatsächliche Nachfrage an Salzwasserfischen im Zoofachhandel aus, weshalb 2003 mehr „Marlins“ und „Nemos“ ihrer natürlichen Umgebung beraubt wurden als jemals zuvor. Im Film jedenfalls begibt sich der besorgte Fischvater auf Suche nach seinem Sohn und begegnet dabei zunächst nur der vergesslichen Dorie, einem weiblichen Doktorfisch, der an extremer Amnesie leidet.
 
Aufgrund ihrer sprachlichen Finesse (sie spricht fließend Walisch und kann außerdem lesen) ist sie für Marlins Abenteuer unersetzlich. Über den Ostaustralstrom und in Begleitung zahlreicher Meerestiere sowie eines alten Pelikans gelangt das Duo in die Nähe von Nemos Gefängnis. Nemo wiederum etabliert sich in seiner neuen Umgebung als Schlüsselelement für den großen Ausbruchsplan der Aquarien-Insassen. Das Wiedersehen zwischen Vater und Sohn hängt somit sprichwörtlich am seidenen Faden.
 

Für die kunterbunte Unterwasserwelt setzte das Technikteam erneut bahnbrechende Standards. Hauptproblem war hierbei die realistische Lichtbrechung im feuchten Element, weshalb das dafür zuständige Personal von Pixar Freikarten für Aquarienhäuser sowie Tauchstunden in Hawaii spendiert bekam. Für die Quallen kam erstmals ein spezielles Unschärfe-System zur Anwendung, die ihren durchsichtigen Körpern eine milchigere, plastischere Konsistenz verlieh.
 
Dabei fanden auch ältere Techniken neue Anwendungsbereiche. Beispielsweise hielt Sullys Fell-Engine aus „Die Monster AG“ für die glaubwürdigen Unterwasserbewegungen der Seeanemonen her. Ebenso konnte das Team das Wissen über die Massenszenen bei den riesigen Fischschwärmen und den über 200 Schildkröten anwenden, die mit Marlin und Dorie den Ostaustralstrom entlang reisen. Was allerdings technische Problembereiche anging sollte erst der Nachfolgefilm sämtliche Rekorde brechen.
 

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