Schindlers Liste

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Spielbergs Ausnahmefilm

Über 1200 Juden hatte Oskar Schindler bis zum Kriegsende 1945 vor dem sicheren Tod in den Vernichtungslagern bewahrt, durch jene lebensrettende Liste, die alle Angestellten seiner Fabrik zu kriegswichtigen Arbeitern erklärte. Obwohl zuvor schon geehrt, gelangte diese Tat erst mit Spielbergs Verfilmung von 1993 zu großer Berühmt- und Bekanntheit.

Einen solchen Film traute Steven Spielberg Anfang der 1990er kaum einer zu. Damals hauptsächlich bekannt durch sein effektgeladenes Dinosaurier-Abenteuer „Jurassic Park“ hatte man wohl die Befürchtung, Spielberg würde eher einen actionlastigen Geschichtsfilm produzieren, ohne die dem Thema angemessene Tiefe und Eindringlichkeit. Denn zwischen einem historisch korrekten sowie einfühlsamen Holocaust-Drama und Spielbergs üblichem Hollywood-Effektgewitter liegen tatsächlich Welten. Doch spätestens „Schindlers Liste“ hat offenbart, dass der Mann mit Brille, Vollbart und Cappy für beides ein Händchen hat.
 
Zudem schien ihm auch sein persönlicher Hintergrund – mehrere Angehörige seiner ukrainischen Familie sind dem Vernichtungswahn der Nazis zum Opfer gefallen – einen angemessenen und ganz eigenen Umgang mit diesem Thema zu gebieten. Statt Tricktechnik und Spezialeffekten wurde also an Originalschauplätzen gedreht und mehr Wert auf eine realistische anstelle einer übermäßig dramatisierten Darstellung gelegt, die trotz einiger Kompromisse mit dem gängigem Hollywoodkino einen einzigartigen Einblick in das Leben der Opfer und Täter gewährt.

Oskar Schindler

Obwohl viele Lebensläufe, die der Zweite Weltkrieg und der Naziterror geschrieben haben, grausame sowie faszinierende und außergewöhnliche Geschichten offenlegen, wirkt Oskar Schindlers Leben auch in diesem Kontext noch einmal ungewöhnlicher. Jung geheiratet arbeitete er in den 1930ern im tschechischen Amt für Ausland und Abwehr und spionierte dort für die nationalsozialistische Partei der Sudetendeutschen, bis seine Tarnung aufflog und er wegen Hochverrat zum Tode verurteilt wurde. Ironischer Weise findet man hier die selbe Aufopferung und Hingabe, wie sie später der Rettung der Juden, die für ihn arbeiteten, zu Gute kam. Zunächst einmal konnte aber nur der Einmarsch der Wehrmacht die Vollstreckung seines Todesurteils verhindern. Daraufhin trat Schindler der NSDAP bei und ging ins von den Deutschen besetzte Krakau in Polen, um dort am frisch ausgebrochenen Krieg selbst gut verdienen zu können. An dieser Stelle setzt Spielberg mit seinem Film ein.
 
Schindler (Liam Neeson) übernimmt mittels seines Schwarzhandelsvermögens eine stillgelegte Emaillewaren-Fabrik und lässt dort nach und nach vermehrt Juden aus dem Krakauer Ghetto arbeiten, weil sie einfach billiger sind als Polen. Mithilfe seines jüdischen Buchhalters Itzhak Stern (Ben Kingsley) gelingt ihm ein schneller Aufstieg mit großer Gewinnspanne. Das Geld verprasst er aber zunächst vor allem in einem Luxus- und Lotterleben mit teuren Anzügen, Autos und vielen Frauen. Erst als er von Weitem ein brutales Massaker bei der Räumung des Judenghettos mit ansieht, setzt bei ihm ein nachhaltiges Umdenken ein. Ab sofort wendet er einen Großteil seiner Energie darauf, um seine „Arbeiter“, die nun ins KZ Płaszów verfrachtet wurden, vor dem sadistischen Lagerkommandanten Amon Göth (Ralph Fiennes) und seinen SS-Männern zu beschützen und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, so gut es geht. Hier entstand auch jene berühmte Liste, die hunderten von Juden das Leben rettete, weil sie diese als kriegswichtige Arbeiter auswies. Insgesamt hat Oskar Schindler fast sein ganzes Vermögen für zusätzliche Lebensmittel, diverse Bestechungen und letztendlich für den Kauf der jüdischen Lagerinsassen selbst ausgegeben, um diese vor der Gaskammer zu bewahren.

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