Schindlers Liste

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Schindlers Liste, Seite 3

„Es kostete uns 44 Monate“

Im Gespräch mit Michael Daruty, Universals Senior Vice President Of Technical Operations.
 
Harr Daruty, was dachten Sie, als Sie zum ersten Mal Steven Spielbergs Meisterwerk „Schindlers Liste“ sahen?
 
Ich sah es zum ersten Mal, als es vor über 20 Jahren erschien. Und ich erinnere mich noch genau, wie sehr es mich ergriff. Ich sah es mir erneut mit Mr. Spielberg an, als wir es kürzlich restaurierten. Und es ist noch genauso mitreißend wie damals beim ersten Anschauen. Es gibt einen Grund, warum es einer der hundert Filme ist, die sich in unserem Nachlass befinden. Und es gibt einen Grund, warum es einer der wenigen ist, die wir so aufwendig restaurieren: Weil es eben ein Film ist, der dermaßen berührt. Und Steven hat eine Passion für diesen Film.
 
 
Könnten Sie den Prozess der Restauration erklären?
 
Es kostete uns rund 44 Monate, dieses Projekt zu stemmen. Der vorherige Transfer (nicht in Deutschland erschienen, Anm. d. Red.) hatte als Basis ein 35-Millimeter-Positiv in einer HD-Auflösung. Für den neuen Transfer griffen wir hingegen zum Original-Filmnegativ, scannten es in 6K-Auflösung und bearbeiteten ihn dann digital in einer 4K-Auflösung. Dadurch erhielten wir sehr feine Details auf der Kleidung, auf den Gesichtsstrukturen, beim Haar – so viel mehr, als bei der letzten Version. Wir begannen also mit einem in höchstem Maße qualitativen Bild.
 
 
Gab es Besonderheiten wegen des Schwarzweiß-Aspekts?
 
Das Problem mit Schwarzweiß-Filmen ist, dass sie viel komplizierter zu handeln sind als Farbfilme. Man muss sich stärker mit dem Kontrastlevel auseinandersetzen. Den kontrastreichen Kinolook wollten wir beibehalten. Wir überprüften die Schwarzwerte, stellten sicher, dass sie rein und unverfälscht sind. Beispielsweise besitzt die Szene in der Kathedrale nun ein viel reineres Schwarz als in der Vorgängerversion.
 
 
Machte das rote Kleid Probleme?
 
Nun, wir wollten, dass es durchgängig zu sehen ist. Vor zwanzig Jahren war es ein „Optical“. Der Effekt hat aber Grenzen: Wenn sich das Mädchen z. B. hinter Bäumen oder an Menschen entlangbewegt, versagt das „Optical“ und die Farbe hält nicht. Mit unserer heutigen digitalen Technologie besitzen wir die Möglichkeit, die Farbstabilität zu halten.
 
 
Wie eng arbeiteten Sie hierfür mit Steven Spielberg zusammen?
 
Wir arbeiteten wie auch schon zuvor sehr eng mit ihm zusammen. Er mag nicht alle seine Filme, aber ich glaube zu wissen, dass ihm dieser hier besonders wichtig ist. Daher war er bei dieser Restauration stärker involviert als z. B. bei „Der Weiße Hai“ oder „E. T. – Der Extraterrestrische“. Er hat uns den ganzen Prozess über begleitet. Wir zeigten ihm Filmscans  vom Ursprungsstatus bis hin zum ersten Entwurf der Color-Correction. Und wir arbeiteten mit ihm an den Tests zu den Szenen mit dem roten Kleid, damit er sicherstellen konnte, wie sie auszusehen haben. Wir sprachen viel mit ihm über Kontrast-Level und das Managen des Filmkorns und zeigten ihm viele mögliche Optionen. Und dann schlossen wir die Restauration ab und er gab sie frei.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch.

 




(Felix Ritter)

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