
Bei der RTL-Reality „Die Bachelors“ – nun im Plural – geht’s wieder um die große Liebe. Diesmal mit zwei Vätern, einem offenen Umgang mit Therapie und der Erkenntnis: Papst wird hier keiner.
Bachelor, das ist fast wie Bundestrainer. Zwar verteilt man keine Trainingsleibchen, sondern Rosen. Auch geht es weniger um Taktik und mehr um Taktgefühl bei den ersten Annäherungsversuchen. Aber was beide Jobs vereint: Fast jeder hat dazu eine Meinung.
Martin Braun, Kölner Versicherungsfachmann, der das hohe Amt – Bachelor, nicht Bundestrainer – frisch übernommen hat, hat davon schon einen ersten Eindruck bekommen.
Als seine Verpflichtung bekannt wurde, meldeten sich viele Leute bei ihm – mit manchen hatte er seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr. Fast alle hätten sich allerdings für ihn gefreut, sagt er. „Manche haben gesagt: ‚Wow, das ist klasse, da passt du auch total rein'“, sagt Braun der Deutschen Presse-Agentur.
Ob man sich geehrt fühlen kann, als perfekt für die Welt der „Gruppendates“ und „Dreamdates“ zu gelten – das ist vermutlich Ansichtssache. Fest steht, dass sich die Sendung ihren festen Platz im kollektiven TV-Gedächtnis erarbeitet hat.
Hört man „Bachelor“, schießen Bilder in den Kopf: Rosen, gestählte Oberkörper, tiefgründige Gespräche am Infinitypool. Paul Janke, der vor mehr als einem Jahrzehnt auf Brautschau ging, wird wegen seines weitreichenden Wirkens noch heute als «Ur-Bachelor» bezeichnet. Man kann sich damit also etwas aufbauen.
Am Mittwoch (18. Juni, 20.15 Uhr, vorab schon auf RTL+) strahlt RTL nun die erste Folge der neuen Staffel aus, die mittlerweile nicht mehr „Der Bachelor“, sondern im Plural „Die Bachelors“ heißt, was vielleicht noch in allen Teilen der Republik bekannt sein mag.
Im vergangenen Jahr hatte RTL erstmals eine Konstellation getestet, bei der gleich zwei Junggesellen Ausschau nach einer neuen Liebe halten. Zwei Männer, 26 „Single-Ladys“ – das verspricht allerlei schlimme Liebeswirren.
Zwei Männer, eine Mission
Tatsächlich deutet RTL bereits jetzt Entwicklungen von shakespeareschen Ausmaßen an. In einer Vorschau ist zu sehen, wie – so scheint es – Bachelor Felix Stein, der zweite Mann neben Martin Braun, einer Auserwählten seine allerletzte Rose anbietet. Ein Akt, der in der Show-Logik die höchste Weihe darstellt. Dann ist aber ein leises «Nein» zu hören – der Super-GAU für jeden Bachelor. Oder vielleicht auch nur ein Missverständnis, das wird man sehen.
Was die beiden Neu-Bachelors verbindet, ist in diesem Jahr, dass beide bereits Kinder haben. Felix Stein – ein Berliner Fotograf – hat einen Sohn, Martin Braun zwei Töchter. Das habe auch dazu geführt, dass man schnell – so von Bachelor zu Bachelor – einen Draht zueinander gefunden haben, sagt Stein der Deutschen Presse-Agentur.
„Bei allem, was das Thema Kinder betrifft, ticken wir gleich. Das hat auch dazu geführt, dass wir schnell eine Ebene gefunden haben, auf der wir kommunizieren können“, sagt er.
Als er zu dem Format gestoßen sei, habe er noch gar nicht gewusst, dass es noch einen zweiten Mann neben ihm geben werde. „Kurz fragte ich mich auch, ob das so eine geile Idee ist“, bekennt er. Aber man habe sich dann beschnuppert und schnell gemerkt, wo man sich „in die Quere kommen“ könnte und wo nicht.
Kinder ja, Zweifel nein
„Wir haben beide die Einstellung, dass eine potenzielle Partnerin keine Abneigung gegen Kinder haben darf“, pflichtet Kollege Martin Braun bei. „Sie muss nicht von Anfang an Feuer und Flamme dafür sein, dass wir Väter sind. Aber sie darf auch nicht sagen: ‚Kinder sind für mich nichts.'“ Dann sei die Reise zu Ende.
Die Teilnahme habe er auch mit seiner Ex-Frau klar abgesprochen. „Ich glaube, so eine Sendung kann man gar nicht machen, ohne im Vorfeld mit den Ex-Partnern zu sprechen“, sagt er. „Die müssen damit einverstanden sein, weil sich ja auch viel verändert.“ Plötzlich verteilt der Papa Rosen im Fernsehen.

„Ich halte meine Kinder weitestgehend raus, aber natürlich wissen Menschen in ihrem Umfeld, dass ich ihr Vater bin“, sagt Braun.
Dass im Verlauf der Staffel noch viele Meinungen zu ihrem Tun auf sie einprasseln werden, ahnen die beiden. Felix Stein sagt aber, er sehe das alles recht entspannt. Ein Grund dafür sei, dass er regelmäßig zur Therapie gehe. „Das mache ich seit Ewigkeiten. Nicht, weil es mir schlecht geht, sondern weil es mir hilft, die Dinge zu sortieren“, sagt er. „Das unterstützt mich einfach.“
Ein anderer Grund sei, dass er „das ganze Ding“ schon ernst nehme – er habe wirklich „Bock zu heiraten“ und auf „das ganze Programm“. Aber zu ernst nehme er es auch nicht. „Ich meine: Ich bin ja nicht der neue Papst geworden, sondern einer der neuen Bachelor.“
Mal schauen, ob das TV-Deutschland auch so empfindet.
Text: Jonas-Erik Schmidt, dpa / Redaktion DF: mw
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