Goldene Palme für Film mit Woody Harrelson – und Iris Berben

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Triangle of Sadness mit Woody Harrelson
Bild: FDC

Ein marxistischer Kapitän trifft auf einer Jacht auf russische Oligarchen: Der Cannes-Gewinnerfilm „Triangle of Sadness“ ist eine wilde Satire über die Welt der Superreichen. Auch eine berühmte deutsche Schauspielerin ist beteiligt.

So viel Anarchie herrschte in Cannes wohl selten. Auf einer Luxusjacht wird gebrochen und geschrien, und mittendrin das Ende des Kapitalismus gefordert – wenn auch nur im Kino. Es handelt sich um eine Szene aus „Triangle of Sadness“, der wilden Satire des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund, die am Samstagabend die Goldene Palme der Filmfestspiele in Cannes gewonnen hat. Der Film spielt zu einem Großteil auf einem Schiff, und die mitreisenden Superreichen werden während eines Dinners seekrank. Auf die Reichen hat es Östlund abgesehen in „Triangle of Sadness“. Den Hauptpreis des Festivals nimmt der 48-Jährige verdientermaßen mit nach Hause.

Während die meisten Filme im Wettbewerb wenige Überraschungen boten, lässt sich das von „Triangle of Sadness“ nicht sagen. Das Publikum brach nach etwas Irritation in Gelächter aus bei Slapstick-Szenen wie jenem eingangs erwähnten Dinner, das wegen der stürmischen See zum Desaster wird. Es handelt sich um das Kapitänsdinner, bei dem der Kapitän alle Gäste persönlich begrüßt. Doch beim Kapitän, verkörpert von Woody Harrelson, fangen die Probleme schon an: Der hat eine Abneigung gegen Reiche, ist Marxist und liefert sich betrunken Diskussionen mit einem russischen Oligarchen.

Zweite Goldene Palme für Ruben Östlund

Östlund gewann bereits 2017 für „The Square“ die Goldene Palme. Der Schwede ist bekannt für humorvolle und bissige Studien menschlichen Verhaltens. „Triangle of Sadness“ handelt von der Absurdität des Kapitalismus, Machtverhältnissen und sozialer Ungleichheit. Der obszöne Reichtum der Passagiere der Luxusjacht wird in grellen Karikaturen zur Schau gestellt. Da ist die champagnersüchtige Gattin, die die Angestellten überreden will, während der Arbeitszeit in den Pool zu springen – und verspricht, falls es Ärger gäbe, würde ihr Mann Dimitrios die Jacht kaufen. Da ist das liebliche alte Pärchen, das stolz vom Familienunternehmen erzählt. Ihr erfolgreichstes Produkt sind Handgranaten.

Stichwort Waffen: Irgendwann fallen Piraten auf der Jacht ein und das Schiff wird gekapert. Ein paar der Schiffsreisenden stranden auf einer Insel, wo die Hierarchien umgekehrt werden. Denn die Angestellte Abigail, die sich auf der Jacht um die Toiletten kümmerte, ist die einzige, die Fische fangen, Feuer machen und somit das Überleben der Menschen sichern kann.

Mit von der Partie sind auch Yaya und Carl. Er ist Model, sie Influencerin, so wurde den beiden die Reise gesponsert. Auf der Insel hat Carl es nun seiner Schönheit zu verdanken, dass er von Abigail eine besondere Behandlung bekommt und mit ihr im Rettungsboot schlafen darf. Der Preis dafür sind sexuelle Gefälligkeiten.

Iris Berben in Nebenrolle

Die Schauspielerin Iris Berben ist in einer Nebenrolle zu sehen: Sie spielt eine Schiffsreisende, die nach einem Schlaganfall eine Sprachstörung hat und nur noch den Satz „In den Wolken“ und manchmal „Nein“ sagen kann. Auch sie ist unter den Reisenden, die auf der Insel stranden. „Ich bin überglücklich, ein kleines Mosaiksteinchen in dieser bitterbösen, komischen, traurigen und widersprüchlichen Film-Satire zu sein“, teilte die 71-Jährige zum Gewinnerfilm mit.

Zu den Ausgezeichneten des diesjährigen Festivals zählen außerdem die französische Filmemacherin Claire Denis („Stars at Noon“) sowie der Belgier Lukas Dhont („Close“). Sie wurden mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, geehrt. „Stars at Noon“ ist ein Film, der vor allem wegen seiner sinnlichen Inszenierung und einer starken Hauptdarstellerin im Gedächtnis bleibt. „Close“, eine einfühlsame Coming-of-Age-Geschichte über die besondere Freundschaft zweier Jungen, beeindruckt mit einer leuchtenden Bildsprache und herausragenden Schauspielern. Auch der psychologische Thriller von Park Chan-wook, der für „Decision to Leave“ den Preis für die beste Regie gewann, besticht durch seine elegante Szenografie.

Künstlerische Leistung im Fokus

Obwohl einige politische Filme im Programm waren, würdigte die Jury – von „Triangle of Sadness“ abgesehen – vor allem künstlerisch herausragende Werke. Es sind Filme, die Lust auf die große Leinwand machen. Das hob auch Claire Denis in ihrer Dankesrede hervor. „Es ist nicht gut, Filme auf den Sofas anzuschauen“, sagte sie. „Es lohnt sich, in die Kinosäle zu gehen, weil sie auf andere Weise einen Eindruck hinterlassen.“

Welchen Eindruck nun hinterlässt der diesjährige Gewinner? Auf jeden Fall den, dass auch ein durch und durch politischer Film sehr witzig sein kann. Und vielleicht die Lehre, dass man auf stürmischer See keine Austern essen sollte.

Bildquelle:

  • triangleofsadness: FDC

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