ProSiebenSat.1 erhält öffentliches Angebot von PPF – Ringen um TV-Konzern beginnt

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ProSiebenSat.1 Gebäude; © ProSiebenSat.1
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Schon vor Wochen gab MFE ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 ab. Nun will auch die PPF ihre Anteile aufstocken. Der ProSiebenSat.1-Vorstand macht derweil keinen Hehl um seine Sympathie für das PPF-Angebot.

In etwas mehr als zwei Wochen, am 26. Mai, hält ProSiebenSat.1 seine nächste Hauptversammlung ab. Hauptversammlungen des Konzerns waren zuletzt schon mehrfach interessant und auch diesmal dürfte es nicht langweilig werden. Denn spätestens seit diesem Montag agieren die beiden Großinvestoren gegeneinander. Da wäre einerseits die Media For Europe. Das Berlusconi-Unternehmen hält knapp 30 Prozent an ProSiebenSat.1, will aufstocken und muss daher ein Übernahmeangebot abgeben. Das ist auch passiert. MFE hat den gesetzlichen Mindestpreis geboten, der sich aus dem durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate berechnet: 5,74 Euro. Aktuell prüft der ProSiebenSat.1-Vorstand das Angebot.

PPF will Anteile an ProSiebenSat.1 auf 29,9 Prozent aufstocken

In diese Phase flattert nun ein öffentliches Angebot der tschechischen PPF ins Haus – und ein deutlich besseres. PPF möchte auf 29,99 Prozent aufstocken und bietet dafür sieben Euro. Und auch abseits des Monetären wird schnell klar, dass der ProSiebenSat.1-Vorstand viel Sympathie für genau dieses Angebot hegt. Er begrüße das Angebot, hieß es am Montagmorgen in einer Ad-Hoc-Mitteilung. Und weiter: PPF sei ein „langfristig orientierter Großaktionär.“ Betont wird auch, dass die Strategie des Vorstands seitens PPF unterstützt werde. Genau das ist ja bei der MFE nicht der Fall.

Die Italiener drängen darauf, dass ProSiebenSat.1 besser heute als morgen alle Beteiligungen verkaufen soll, die nichts mit dem klassischen Entertainmentgeschäft zu tun haben. Von diesen Firmen will sich das Unternehmen in der Tat trennen, dafür aber eben auch einen guten Preis erzielen, was angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage kein Selbstläufer ist. Auch programmlich hatte die MFE immer wieder gemahnt, ProSiebenSat.1 solle mehr lokale Programme beauftragen und ausstrahlen – etwas, das übrigens umgesetzt wird. Aber: Schon immer stand man in Unterföhring dem Gedanken nach einer europäischen Fernsehkette etwas ratlos gegenüber; auch, weil in Unterföhring nie ganz klar war, welche Synergien MFE dabei entdeckt haben will.

ProSiebenSat.1 wies am Montagmorgen darauf hin, dass das Angebot nicht auf den Erwerb von Kontrolle an der Gesellschaft gerichtet ist und entsprechend nicht den Erwerb aller ausstehenden Aktien umfasst. Es biete Aktionären, die ihre Beteiligung kurzfristig veräußern wollen, eine ausschließlich in bar zahlbare, bessere Alternative zu dem am 8. Mai 2025 von MFE abgegebenen Angebot. Ungeachtet des neuen MFE-Angebots hat die MFE inzwischen über 30 Prozent der Aktien wohl sicher. Vergangene Woche berichtete MFE von einem unwiderruflichen Abkommen mit einem Aktionär, der sich versichert habe, das MFE-Angebot für einen Teil seiner Beteiligung anzunehmen.

ProSiebenSat.1: Ringen um Sitze im Aufsichtsrat

Die PPF äußerte sich am Montag derweil so: „Trotz der Herausforderungen für ProSiebenSat.1 und des turbulenten Marktumfelds bin ich davon überzeugt, dass das Management von ProSiebenSat.1 die richtige Strategie verfolgt, die wir uneingeschränkt unterstützen“, erklärte Didier Stoessel, Chief Investment Officer des Unternehmens. Er sagte zudem: „Ich glaube auch, dass sich alle Stakeholder grundsätzlich darüber einig sind, dass Unternehmensteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, zu einem angemessenen Wert zu veräußern sind und die dringend erforderliche digitale Transformation des Kernsegments Medien voranzutreiben ist.“ Gleichzeitig will die PPF aber mehr Kontrolle über ProSiebenSat.1. Man beabsichtige, im Aufsichtsrat eine „deutlich aktivere Rolle“ einzunehmen. Zumindest hier verfolgt man die gleiche Strategie wie die MFE – auch Media For Europe will mehr Sitze in dem Gremium.

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  • ProSiebenSat1-Gebaeude-3: © ProSiebenSat.1
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