Startet Disney+ wegen Corona ohne UHD?

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© Disney

Netflix hat den Anfang gemacht, dann folgten Youtube und Prime: Die größten Streaminganbieter sind der ernsthaften Bitte der EU nachgekommen, den Verkehr auf den Datenautobahnen krisenbedingt einzuschränken – und drosseln fortan ihre Wiedergabequalität. Wie wird der neue Streamingdienst Disney+ bei seinem Start am Dienstag verfahren?

Seit sich in Deutschland immer mehr Menschen in häusliche Isolation zurückziehen, um der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken, haben Video-Streamingdienste eigentlich Hochkonjunktur. Viele Arbeitnehmer sind im Home Office, in Kurzarbeit oder schlichtweg aufgrund der starken Einschränkungen von Dienstleistungen und Handel vorerst ohne Beschäftigung. Was läge da näher, als das Richtige zu tun, zuhause zu bleiben und die endlose Netflix-Watchlist im Binge-Verfahren durchzuziehen?

Netzbetreiber und Politik schlagen Alarm

Dagegen spricht zunächst erstmal gar nichts – nur können auch die Abonnenten des UHD-Premiumpakets von Netflix nicht mit tagelangen Serien-Orgien in höchster Bildqualität rechnen: Die Stabilität der digitalen Infrastruktur ist für ein Funktionieren der EU-Staaten im Krisenmodus von immenser Bedeutung – und die Politik sorgt sich bereits vielerorts angesichts der erhöhten Auslastung der Datennetze durch massenhaften Streaming-Gebrauch mit höchsten Übertragungsraten. Der Schweizer Netzbetreiber SwissCom schlug bereits Alarm – und der Bundesrat der Eidgenossen drohte kurzerhand mit der Abschaltung der Streamingdienste, sollte deren übermäßige Beanspruchung weiterhin die Kapazitäten der Infrastruktur an ihre Grenzen bringen.

Netflix tritt auf die Bremse

Während die deutschen Netzbetreiber Telekom und Vodafone sich indes klar positionierten und ihre Netze als krisensicher einstuften und auch die Bundesregierung ihrerseits diesbezüglich erstmal Entwarnung gab, kam die Bitte um Maßnahmen seitens der Anbieter zur Traffic-Reduzierung vonseiten der EU: Dem Appell von EU-Kommisarr Thierry Breton folgend, zeigte sich zunächst Netflix kooperativ und versprach die Drosselung seines Datenverkehrs um 25 Prozent über eine Dauer von vorest 30 tagen. Dabei soll der Streaming-Kundschaft eine „gute“ Wiedergabequalität erhalten bleiben – die Verfügbarkeit von uneingeschränktem UHD-Streaming scheint dabei aber vorerst vom Tisch.

Kurz darauf vermeldete auch das Videoportal Youtube die Einschränkung des Datenverkehrs – Amazon Prime Video zog letztlich nach. Damit sind drei der wohl hochfrequentiertesten Streamingportale ohne großes Zaudern zu Konzessionen bereit gewesen.

Wie wirkt sich die Datendrossel auf den Start von Disney+ aus?

Nun steht der Start von Disney+ vor der Tür: In den USA und anderen Ländern ist der Streamingdienst des amerikanischen Unterhaltungsriesen bereits fulminant vom Stapel gelaufen – und auch in Europa zeigt sich die prospektive Kundschaft verzückt von dem großen Angebot der riesigen Klassiker-Archive mit vielen kindgerechten Inhalten. Zudem kommt Disney+ mit einem Kampfpreis daher, der selbst Tech-Leviathan Amazon unterbietet. Disney offeriert bis zum kommenden Montag sogar noch einen Vorbesteller-Rabatt an, der den Schnäppchenpreis noch weiter eindampft: Wer bis zum 23. März ein Jahresabo bei Disney+ bucht, erhält satte 15 Prozent Rabatt und das volle Angebot für etwa fünf Euro im Monat.

Im Gegensatz zu Netflix, wo die gleichzeitigen Zugangsmöglichkeiten über mehrere Geräte preislich genauso gestaffelt sind wie die maximale Streamingqualität, gibt es bei Disney+ nur den einen Tarif – und da ist UHD-Streaming auf bis zu vier Geräten bereits inbegriffen. Viele fiebern dem Start von Disney+ nicht zuletzt entgegen, um aufbereitete Kino-Klassiker ihrer Kindheit aus den Disney-Zeichentrickstudios, die „Star Wars“-Saga und etwa 1000 weitere Filme und Serien teils erstmals in höchster Qualität genießen zu können. Damit lässt sich zweifelsohne sagen: Neben der exklusiven Programmauswahl, aufwändig produzierten Originals wie „The Mandalorian“ und dem geringen Preis ist das UHD-Angebot ein großes Verkaufsargument für Disney+.

Nun hat sich laut „Variety“ auch Disney dazu entschlossen, es der Konkurrenz gleichzutun, und ebenfalls die Übertragungsrate seines Streamingdienstes um 25 Prozent einzuschränken. Das bedeutet wohl vorerst, dass der Content nicht in den höchsten Qualitätsstufen zu sehen sein wird.

Der französische Starttermin von Disney+ verzögert sich sogar bis zum 7. April – damit kommt Disney einer Nachfrage der französischen Regierung nach, die Einführung seines Streamingdienstes nicht wie geplant am 24. März durchzuführen. In Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, Österreich und der Schweiz soll der Markteintritt des Streamingdienstes allerdings wie geplant kommenden am kommenden Dienstag stattfinden.

Bildquelle:

  • DisneyPlus3: © Disney

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