Britische Langwelle nur noch für ein Jahr

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Die britische Langwelle 198 kJz soll noch bis September 2026 laufen

Die britische Langwelle 198 kHz gilt zu den Traditionsfrequenzen des britischen Rundfunks. In etwa einem Jahr werden die Langwellensender, über die BBC Radio 4 ausgestrahlt wird, abgestellt.

Wann wird die britische Langwelle abgestellt?

Ein genaues Datum gibt es bereits. Laut einer Aussage von Mitarbeitern des Sendernetzbetreibers Arqiva sollen die Anlagen am 26. September 2026 abgestellt werden. Das Ende der britischen Langwelle war über die Jahre hinweg immer wieder ein Thema. Am Ende hat man von einer Stilllegung bislang abgesehen, da über die Anlagen nicht nur BBC Radio 4, sondern auch ein Steuersignal zur Tarifumschaltung an Stromzählern übertragen wird. Bis jetzt ist man auf die Ausstrahlung des Schaltsignals über Langwelle angewiesen, da noch nicht alle Stromzähler im Vereinigten Königreich auf alternative Technologien umgerüstet wurden. Bis September 2026 will die britische E-Wirtschaft dieses Vorhaben abgeschlossen haben, womit auf die Ausstrahlung des Steuersignals über Langwelle verzichtet werden kann.

Welche Sendeanlagen sind betroffen?

BBC Radio 4 wird auf Langwelle 198 kHz von drei Senderstandorten ausgestrahlt, die für eine flächendeckende Versorgung des gesamten vereinigten Königreichs sorgen. Weiter werden über die drei Anlagen ganz Westeuropa, inklusive dem Nordwesten Deutschlands bestens versorgt. Auch darüber hinaus ist BBC Radio 4 noch sehr gut bis durchschnittlich gut zu hören.

Von der Abschaltung der britischen Langwelle sind drei Stationen betroffen, die jeweils auf 198 kHz arbeiten. Die Anlagen sind im Detail:

  • Droitwich – Der Sender Droitwich ist mit einer Leistung von 250 kW die Hauptanlage der BBC auf Langwelle. Sie sorgt auch für den Empfang der 198 kHz in ganz Deutschland. Der Sender befindet sich südlich von Birmingham. Die Anlage wurde bereits 1934 in Betrieb genommen. Hier kommt zur Abstrahlung eine zwischen zwei 213 m hohen Masten gespannte T-Antenne zum Einsatz.
  • Westerglen – Die Sendeanlage Westerglen westlich von Edinburg wurde 1932 errichtet, diente zunächst aber nur für die Ausstrahlung auf Mittelwelle. Die Langwelle 198 kHz kommt von hier seit 1980 über einen 152 m hohen Masten und wird mit 50 kW ausgestrahlt.
  • Burghead – Den Senderstandort Burghead hoch im Norden Schottlands östlich von Inverness gibt es seit 1936. Die Langwelle wird von hier seit 1978 im Gleichwellenbetrieb mit den beiden anderen Standorten ausgestrahlt. Die Sendeleistung beträgt 50 kW.

Wie BBC Radio 4 weiter empfangen?

Im Vereinigten Königreich wird BBC Radio 4 auf UKW über 217 Senderstandorte flächendeckend ausgestrahlt. Über DAB alt kommt BBC Radio 4 sogar über 415 Standorte. Bei uns wird BBC Radio 4 nach dem 26. September 2026 terrestrisch nicht mehr empfangbar sein. Zumindest über Streaming bleibt uns BBC Radio 4 erhalten.

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9 Kommentare im Forum
  1. Wie hat man die Gleichwelle realisiert? Gibt es keine Interferenzen in den grossen Überlappungszonen?
  2. Hier steht etwas mehr dazu: Britische Langwelle bleibt bis zum September 2026 u.a. ein Link auf mb21 - The Transmission Gallery Demnach hat man schon in den 1980er Jahren nahezu "Atomuhr-Aufwand" betrieben für die Stabilität der Trägerfrequenz. Ob das nur für Droitwitch zutrifft oder auch für Burghead und Westerglen, geht für mich daraus nicht hervor. Interferenzen muss es ja zwangsläufig geben, egal wie präzise und mit welchem Offset man die Sender synchronisiert. Droitwitch - Burghead sind ca. 470 km Luftlinie. Wellenlänge bei 198 kHz ist 1514 m. Laufzeitunterschied ist 1,56 ms. Das sind ca. 309 Perioden bei 198 kHz - am jeweils anderen Standort betrachtet. Dort ist aber das eigene Signal natürlich massiv dominierend, so dass es offenbar nicht zu Störungen kommt. Genau in der Mitte zwischen 2 Sendern auf Gleichwelle mit Ansteuerung ohne zeitlichen Versatz hat man ja keinen Offset - die Laufzeiten sind jeweils gleich. Bei gleich starken Sendern und geländebedingt gleichen Abschwächungen beider Signale wäre das auch der Ort der geringsten Unterschiede in der Signalstärke (wenn nicht mit Richtantenne empfangen wird). Nur ist das halt hier weder von den Sendeleistungen noch vom Gelände her gegeben. Und es sind 3 Standorte, nicht zwei... Somit bleibt wirklich spannend, wie sich die Störungen äußern und wo sie auftreten. Prof. Dietmar Rudolph von der Telekom hatte hier mal historisches zu Gleichwellennetzen aufgeschrieben: AM Gleichwellen-Netz |Radiomuseum.org https://www.radiomuseum.org/forumdata/users/133/file/Gleichwellen_Netz_PS.pdf Leider ist Prof. Rudolph (auch Vater des digitalen Rundfunksystems DRM) 2022 verstorben. Er hätte noch so viel mehr zu berichten und für die Nachwelt zu bewahren gehabt. Mir ist niemand bekannt, der tiefer in dieser Materie drinsteckt, vor allem historisch.
  3. Tja, auch in Großbritannien wird der el. Strom wohl teurer... und der Betrieb von Lang- und Mittelwellengroßsendeanlagen braucht jede Menge an el. Energie. Die geringe Effizienz von Amplitudenmodulation verursacht hohe Sendekosten im realen Betrieb. Sind nicht die meisten Hörfunkprogramme welche ursprünglich über Mittelwelle verbreitet wurden zu DAB gewechselt in UK? Könnte mir denken dass Hörfunk über Langwelle nur noch einen Vorteil hat wenn es um den Empfang auf Schiffen bzw. in größerer Entfernung geht. Jedenfalls gibt es für Lang-, Mittel-, und Kurzwelle mit Digital Radio Mondiale ein modernes Sendeverfahren, und in diesem Standard ist Ausstrahlung in Gleichwelle gleich mit spezifiziert worden.
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