
In „Black Bag“ von Steven Soderbergh („Ocean’s Eleven“, 2001) kämpfen Cate Blanchett und Michael Fassbender nicht nur um ein bedrohliches Computerprogramm, sondern auch um die eigene Beziehung.
Die Woodhouses könnten fast als normales englisches Ehepaar durchgehen. Sie leben in einem schönen Haus in London, laden ihre Freunde zum Dinner ein, wo George Woodhouse (Michael Fassbender) Essen und Spiele vorbereitet, gehen gemeinsam ins Kino und sogar zur gleichen Arbeit. Nebenbei sind die beiden aber auch legendäre Geheimagenten. Kathryn (Cate Blanchett) steht weit oben in der Führungskette der Agency, George ist bekannt für seine erfolgreichen Verhörmethoden. Wie alle Paare im Geheimdienst – und davon scheint es viele zu geben – nutzen sie ein Codewort, wenn sie nicht über ihre Arbeit sprechen dürfen. Das Codewort lautet „Black Bag“. Alles was in der schwarzen Tasche ist, bleibt selbst unter Ehepartnern geheim. Als das gefährliche Computerprogramm „Severus“ in die falschen Hände gerät, mit dem man die Kernschmelze in einem Atomreaktor herbeiführen kann, soll George die undichte Stelle in den eigenen Reihen ausfindig machen. Nur ist die Hauptverdächtige seine eigene Frau.
Fassbender spielt die Rolle des Agenten und Ehemanns kalt bis roboterhaft und wird von seinen Kollegen auch als kaum menschlich bezeichnet. Erst als er in die Ecke gedrängt wird, beginnt seine Fassade zu bröckeln. Blanchetts Figur ist ähnlich kalt, überwältigt ihre Gegenüber aber auch mit ihrer Durchsetzungs- und Führungskraft. Besonders sehenswert ist auch der tatsächlich legendäre Geheimagent Pierce Brosnan (gemeint ist natürlich „Remington Steele“), der mit einer Nasenprothese als Leiter der Agentur absichtlich ungewohnt und unattraktiv aussieht.

Krimidinner
Unter einem Vorwand versammelt George einige seiner engeren Kollegen und natürlich seine Frau zum gemeinsamen Dinner. Einer von ihnen ist der Maulwurf und George weiß, wie er mit seinen Gesellschaftsspielen zum Reden anregt. Gesprochen wird in „Black Bag“ sehr viel, ein Großteil des Films besteht aus Dialogen. Viel Action gibt es nicht, aber das Mysterium um die undichte Stelle und Georges Zerrissenheit zwischen seiner Frau und seinem Land halten die Spannung hoch.
Für einen Spionagethriller kann man der Handlung erfrischend leicht folgen, auch wenn es natürlich zur einen oder anderen Wendung kommt. Das liegt auch daran, dass nicht nur die Ermittlungen, sondern speziell das Beziehungsleben in einem solchen Job im Mittelpunkt steht. Als glückliches Ehepaar sind die Woodhouses das Vorzeigebeispiel wie eine Beziehung im brisanten Beruf funktionieren kann. Ihre Kollegen stecken dagegen in einer Vielzahl von Beziehungsdilemmata, die im Laufe des Films auf die eine oder andere Art gelöst werden. So richtig spektakulär wird es in Steven Soderberghs neuestem Thriller nicht. Die Handlung könnte auch in zwei bis drei Folgen einer Fernsehserie wie „Slow Horses“ passen. Die Spannung leidet unter dem kleinen Format aber keineswegs.

Mr. and Mrs. Woodhouse
Bemerkenswert ist allemal der Aufwand, mit dem das Szenario glaubhaft umgesetzt wurde. Auf besonderen Wunsch Soderberghs ist London nicht nur der Schauplatz, sondern die tatsächliche Kulisse des Geschehens. Direkt im Zentrum Londons befindet sich das tatsächliche Bürogebäude. Durch die großen Fenster ist die Stadt dauerhaft im Hintergrund. Einige Szenen spielen auch direkt auf den Straßen der Hauptstadt.
Für das Haus der Woodhouses hätte man den großen Esstisch und das Schlafzimmer in einem Studio nachbauen können. Stattdessen wurde das ganze Haus von innen nach außen – beginnend am besagten Dinnertisch – eingerichtet. Nicht nur das Haus ist echt, auch die Straße davor ist ein begehbarer Schauplatz. Gerade heutzutage verdient so ein Aufwand durchaus Lob. Kleine Abstriche macht das Bild dafür an einigen Stellen. Während die dunklen, künstlich beleuchteten Szenen ziemlich gut aussehen, sorgt das natürliche Tageslicht oft für überbelichtete Bilder. Aber wenn das der Preis für authentisches Filmemachen ist, ist es das allemal wert. Um die Agententätigkeit authentisch darzustellen, konsultierte Drehbuchschreiber David Koepp echte Agenten und Spione.
Text: Tony Menzel / Redaktion: Lars Zschoke
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Bildquelle:
- black_bag_01_xp_szn: Universal | CC BY 2.0
- blackbag2025c: Universal/ goatfilmreviews | CC BY 2.0





