
Der ARD-Programmdirektor Volker Herres bangt trotz des neuen Vermarktungsmodells der DFL nicht um die „Sportschau“. Er sieht das Format als hohes Gut, sowohl für die Sponsoren als auch für den Sender. Die „Sportschau“ schaffe eine enge Bindung zu den Fans.
Dies sagte Herres in einem Interview mit dem Branchendienst „Dwdl“ am Dienstag. Das Erste wisse, was es an der Bundesliga habe und die Bundesliga wisse, was es an der ARD habe. Daher glaubt er nicht, dass beide Seiten die „Sportschau“ leichtfertig aufs Spiel setzen. Auch ARD-Intendantin Monika Piel zeigte sich im Juni kämpferisch (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Trotz Planspielen der DFL für eine Vermarktungsvariante, bei derZusammenfassungen der Partien zunächst nur im Internet laufen, steckeman nicht auf.
Für ihr Sport-Flaggschiff am Wochenende mit durchschnittlich 5,6Millionen Zuschauern werde die ARD weiter „im Rahmen unsererMöglichkeiten“ um die Bundesliga-Rechte mitbieten, sagte Piel amRande der ARD-Intendantentagung in Würzburg. Die Diskussionum eine Erstausstrahlung im Internet wertete Piel als Ausschluss vonzahllosen Fußballfans. „Wir sehen Web-TV noch nicht als Alternative zum Free-TV“, sagtesie. Ziel solcher Modelle sei es vielmehr, Anbietern im Bezahlfernseheneinen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, um im Gegenzug höhere Erlöse zuerwirtschaften.
Der Programmdirektor äußerte sich auch zum Start des Politiktalks vonModerator Günther Jauch. Diesem sehe er gelassen entgegen. Er hoffe,dass sich die Medien nicht schon im Vorhinein eine feste Meinung überdie Show gebildet haben, sondern das sie ihr Urteil im Angesicht derrealen Sendung fällen.
Jedes Format brauche eine gewisse Vorlaufzeit umsich zu entwickeln, sagte er dem Branchenmagazin. Auch der Moderatur selbt geht von Probelmen und Kritik beim Start seiner Sendung aus. Es gebe vor allem in den Medien „eine teilweise schon überbordendeErwartungshaltung, die ich persönlich nicht nachvollziehen kann“, sagte Jauch.
Herres geht davon aus,dass die Politikrunde auf große Aufmerksamkeit und Resonanz bei denZuschauern stoßen wird. Jedoch werde die ARD mit Jauchs Sendung das Fernsehen nicht neu erfinden. Der Politiktalk am etablierten Sendeplatz habe jedoch eine wichtige Neuerung – den Moderator Jauch. Dieser habe eine ganze eigene Art Fernsehen zu gestalten und mit Menschen umzugehen, erklärte Herres dem Branchendienst.
Auch kann der Programmdirektor die Aufregung um die „Tagesschau“-App nicht nachvollziehen. Die Öffentlichkeit verlange immer wieder, dass sich die öffentlich-rechtlichen Sender bemühen sollten, junge Menschen zu erreichen. Dies sei aber ohne die neuen Medien nicht möglich. Er bitte im Bezug auf die App um Verständnis, dass Das Erste nicht ganz auf den Gebrauch von Buchstaben verzichten könne. Bisher reichten acht Zeitungsverlage Klage beim Kölner Landgericht gegen das „Tagesschau“-App ein.Sie sehen sich durch diejournalistischen Online-Aktivitäten des öffentlich-rechtlichen Senderswirtschaftlich benachteiligt.
Der Programmdierektor äußerte sich auch über den Verbleib von Thomas Gottschalk. Im Moment konzentriere Das Erste seinen Plan für das Vorabendprogramm auf „Crime and Smile“-Formate, also regionale Kriminalgeschichten im heiteren Sinne. Dieser Entwurf würde auch nicht bei einer Verpflichtung von Thomas Gottschalk über den Haufen geworfen werden. Wenn es Interesse von Seiten des Moderators gäbe, sei es das normalste darüber zu sprechen. Mehr mache die ARD im Moment auch nicht.
Im Interview spricht Herres auch über die Diskussion um den Quotenzwang.Der Ehrgeiz der Medienmacher müsse sein, möglichst viele Menschen zubegeistern. Nach Herres müsse man sich beim Word „Quote“ nicht gebären,wenn Inhalt und Qualität stimmen und wenn das Gute populär sowie dasPopuläre gut gemacht seien. [frt]
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