
Viel Sport steht bei RTL in den kommenden Wochen an. Von Basketball, über NFL bis Football und auch MMA. Sport ist beim Free-TV inzwischen zum wichtigen strategischen Werkzeug geworden.
Dass RTL an einem Montagmittag zu einem Pressetermin lädt, bei dem es nur um Sport beim größten privaten Free-TV-Sender geht, das hätte man sich 2020 wohl auch nicht träumen lassen. Damals war RTL im Sport zumindest ein wenig getroffen. Gerade war bekannt geworden, dass die Formel1, die RTL über Jahrzehnte im Programm hatte und die in ihren besten Zeiten für zweistellige Millionen-Reichweiten sorgte, exklusiv und komplett zu Sky gewandert. Der Pay-TV-Anbieter hatte im Zuge des damaligen Verlusts der Bundesliga-Sonntagsspiele sehr viel Geld für die Königsklasse des Motorsports geboten und RTL eine vollständig Formel1-freie-Saison beschert.

V.l.h.: RTL-Sportchef Frank Robens, Laura Wontorra, Wolff-Christoph Fuss, Florian König V.l.v..: Jana Wosnitza, Alessa-Luisa Naujoks, Laura Papendick, Inga Leschek (Chief Content Officer RTL Deutschland). Foto: RTL/Anne Werner
All das ist nun fünf Jahre her – war aber möglicherweise doch grundlegender Natur. Inzwischen, und das ist unstrittig, ist der RTL-Sport breit gefächert wie nie. Er ist Teil der in der ganzen RTL-Gruppe so wichtigen „Boost & Protect“-Strategie. Inzwischen wieder mit der Formel 1 (als Sublizenz von Sky), mit Nationalmannschafts- und Europa-League-Fußball plus neu dem Zweitliga-Topspiel, mit der seit 2023 im RTL-Programm befindlichen NFL und in den kommenden Wochen unter anderem auch mit der Basketball-Europameisterschaft – von RTL übertragen in Zusammenarbeit mit der Telekom.
Sport crossmedial präsentiert
Sport bei RTL soll einerseits die jahrelange Marktführung des Senders „protecten“; wichtig sind dabei Quoten wie die der zweiten Liga am vergangenen Wochenende oder Nationalmannschafts-Spiele, die im besten Fall an oder über zehn Millionen holen. Und Sport bringt, das ist nachweislich so, auch Zielgruppen zurück vor das lineare Fernsehen, die für Werbetreibende interessant ist, inzwischen aber eher bei TikTok, YouTube oder Streamern zuhause sind. Die NFL etwa schneidet insbesondere bei sehr jungen Männern recht gut im RTL-Programm ab. „Boosten“ soll der Sport bei RTL zudem die neuen Angebote, allen voran RTL+, wo es etwa seit einiger Zeit die MMA zu sehen gibt. Florian König, langjähriges RTL-Gesicht, schwärmte am Montag etwa davon, RTL habe schon viele Sportart groß gemacht und „in ihrer Blüte“ erlebt.
„Wir bei RTL können wir kein anderer Dinge groß machen, weil wir die volle crossmediale Power auf die Straße bringen“, sagte die bei RTL Deutschland für den Content verantwortliche Inga Leschek. Am Beispiel der MMA erklärte sie, dass eine bei RTL eingerichtete Taskforce binnen zwei Monaten für rund 1200 Beiträge rund um diesen Sport gesorgt habe. So resultierten daraus von RTL errechnete rund 290 Millionen Brutto-Kontakte. Auch der Wechsel der NFL von ProSieben zu RTL sei keine Frage des Geldes gewesen, wie RTL-Sportchef Frank Robens es nennt, sondern eine Frage des Konzepts.
Konzeptuell hat sich die NFL bei RTL im nun dritten Jahr neu aufgestellt. Schon vor einer Woche wurde bekannt, dass es künftig keinen klassischen Community-Host mehr geben wird; Mitja Lafere und Co. sind bei RTL kein Teil der Sendung mehr (Community-Hosts bei RTL+ bleiben hingegen). Von einer „Weiterentwicklung“ sprach Robens in diesem Zusammenhang und meinte damit auch die veränderte On-Air-Konstellation am Mikro. Hier übernimmt bekanntlich Patrick Esume den Kommentatoren-Posten von Florian Schmidt-Sommerfeld, der sich auf sein Schaffen bei Sky und Dyn fokussiert. „Wir mussten etwas tun für den nächsten Schritt“, begründete Robens die Veränderungen beim Football.
Kruse ersetzt Petersen
Die neue NFL-Saison startet am 7. September – dann ruft RTL übrigens den XXL-Sport-Tag aus. Dieser soll um 18:15 Uhr mit dem neuen Football-Magazin „Guten Abend Football“ bei Nitro beginnen. Nitro wird die NFL-Spiele an dem Tag ausnahmsweise zeigen. Bei RTL wird es dann ab 19:05 Uhr sportlich, allerdings mit einem extra-langen Vorlauf vor einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft aus Köln. Laura Wontorra feiert an diesem Abend ihr Comeback als RTL-Sportmoderatorin, wie am Montag bekannt wurde. Sie wird künftig wichtige RTL-Fußball-Spiele im Wechsel mit Florian König moderieren. Bis zum Anstoß des Fußballspiels soll es bei RTL aber auch um die NFL, Basketball, die MMA und anderen Sport gehen. „Der gesamte Kosmos“ soll abgebildet werden. Nach der Fußballübertragung, also am späten Abend, wird sich RTL darüber hinaus in die NFL-Übertragung von Nitro einklinken. So viel Sport also gab’s schon lange nicht mehr.
Und es wird noch mehr, denn ab Ende September geht die Europa-League weiter. Bei RTL/RTL+ mit einem neuen Experten anstelle von Nils Petersen. Max Kruse wurde als Neuzugang vorgestellt. Der Ex-Kicker sei laut Robens „ein meinungs- und emotionsstarker Typ“. Kruse selbst versprach „ehrlich und direkt“ sowie „alles andere als langweilig“ zu sein. Kruse, zuletzt unter anderem „Promi Big Brother“-Teilnehmer soll nicht nur im Rahmen der Europa-League-Sendungen für Expertise sorgen, sondern auch als Experte am Samstagabend bei der zweiten Liga eingesetzt werden.
Sky-Contentpartnerschaft: Zukunft offiziell offen
Große Hoffnungen liegen bei RTL auch auf einer Formel1-Übertragung im Herbst. Dann wird der Las-Vegas-Grand-Prix übertragen. in Köln hofft man, dass vielleicht genau an diesem Wochenende der nächste Weltmeister gekürt wird. Ob RTL auch 2026 die Formel 1 übertragen wird, wollte Inga Leschek gegenüber DIGITAL FERNSEHEN nicht im Detail beantworten. Die laufende Content-Partnerschaft mit Sky endet Ende dieses Jahres. Man konzentriere sich zunächst auf das Closing des Deals mit Sky, sagte die Content-Chefin. Das wird in Köln allerdings erst für das nächste Jahr erwartet. Bezüglich der Fortsetzung der Content-Partnerschaft sei daher „alles denkbar“, so Leschek. Dass ein Weiter aber durchaus realistisch ist, ließ Frank Robens auf Nachfrage unserer Redaktion durchscheinen. In puncto Formel 1 hoffte er, dass es für das Free-TV und somit RTL mindestens bei der jetzigen Größenordnung bleibe. Aktuell darf RTL bekanntlich sieben der 24 Rennen und zwölf Qualyfyings pro Saison übertragen.
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