
Ende August beginnt eine neue Handball-Saison, es ist die dritte, die Dyn überträgt. Christian Seifert, Gründer des Streamers, nutzte die Gunst der Stunde, um nochmals von der Strahlkraft der deutschen Nummer 2 im Sport zu erzählen.
Eher unbekanntes Terrain zu erobern, man könnte unterstellen, Christian Seifert findet Gefallen daran. Nachdem der Manager einst bei MGM und MTV Networks arbeitete, wechselte er zum Konzern KarstadtQuelle um dann ab 2005 den Posten einzunehmen, der ihm wohl am meisten Bekanntheit einbrachte. Er übernahm die Führung der Deutschen Fußball Liga (DFL), zu Beginn übrigens mit dem Knall, dass der langjährige Pay-Partner Premiere raus war und der neue Pay-Partner Arena nach nur einem Jahr aufgab. Es war ein schwieriger Start für Seifert, der die DFL dennoch bis 2021 prägte und ihr mit ausgeklügelten TV-Deals Milliardensummen bescherte. Inzwischen führt Seifert das Medienunternehmen Dyn, das Sportarten wie Basketball oder Handball groß machen möchte. Neuland für ihn? Vielleicht.
München hingen dürfte für Seifert alles andere als Neuland sein. Ein ums andere Mal war er in der bayerischen Landeshauptstadt, um einen nicht unwichtigen Fußballverein die Meisterschale zu reichen. In München unweit des Marienplatzes fand am Donnerstag eine größere Dyn-Pressekonferenz statt. Der neue SAP Garden in der Landeshauptstadt, eigentlich Heimat eines Eishockey-Teams und der Basketballer des FCB, ist Ausrichtungsort des HBL Supercups in einigen Tagen. Mutig, denn in Bayern scheint der Handball nicht übermäßig groß zu sein – das musste der mit zahlreichen Charts und Grafiken hantierende Dyn-Boss dann auch selbst zugeben. „Da unten im Süden ist noch ein bisschen was drin“, sagte er.
Studie spricht von 27 Millionen, die sich für Handball interessieren
Ohnehin glaubt Seifert, dass für den Handballsport in Deutschland einiges drin ist. Auch am Donnerstag präsentierte er einige Studien, die dem Handballsport eine glorreiche Zukunft attestieren. 27,7 Millionen Menschen, so behauptet es zumindest die Allensbach-Markt- und Werbeträger-Analyse, würden sich in Deutschland nämlich für den Sport auf der Platte interessieren. Seit 2022, dem Jahr vor dem Dyn-Einstieg, sei dieser Wert um 8,3 Prozent gestiegen. Gar um 16 Prozent sei das Basketball-Interesse in Deutschland in dieser Zeit gestiegen, freute sich Seifert. Volleyball und Tischtennis (angeblich sollen sich für beide Sportarten je rund 15 Millionen Menschen interessieren) hätten um achteinhalb und rund zehneinhalb Prozent zugelegt.
Die Wachstumsraten des Interesses, sie waren schön unterlegt in leuchtendem grün. In rot hingegen prangte ein Interessensschwund der Sportart Eishockey. Minus dreieinhalb Prozent seien gemessen worden. Auch wenn Seifert nicht näher darauf einging, die Botschaft war klar. Dyn wollte vor über zwei Jahren auch die DEL-Rechte haben, die Kufensportliga aber entschied sich für eine Verlängerung mit MagentaSport. So siehts Dyn, anders die Telekom, die selbst Jahr für Jahr von steigenden Zuschauerzahlen berichtet.
Der Handball Bundesliga jedenfalls empfahl Seifert auf Grundlage der Zahlen dann auch mehr Selbstbewusstsein. „Angesichts von 27 Millionen Interessierten kann man nicht von einer Nischensportart sprechen“, sagte der Dyn-Chef. Schon kürzlich wurde mitgeteilt, dass rund 200.000 Personen die Spitzenspiele der HBL bei Dyn schauen. Überträgt die ARD ein Livespiel (bis zu zwölf Mal pro Saison kann das passieren), sind es knapp zwei Millionen. Die Handball-WM vergangenen Winter erreichte in der Spitze etwas mehr als sechs Millionen Fans.
„Handball ist ein nationales Phänomen“, kommentierte Seifert eine weitere Grafik, die belegen soll, dass bei Dyn-Spitzenspielen Geräte aus ganz Deutschland eingewählt sind – und nicht nur aus der Umgebung der zwei teilnehmenden Klubs. 15 Stunden betrage die monatliche Watchtime von Dyn-Kunden, 95 Prozent der Abonnenten würden das Abo monatlich aktiv nutzen – auf im Schnitt 2,7 Geräten. Und die Kundenzufriedenheit von Dyn, schwärmte Seifert, erreichte fast den Wert, den Netflix für sich verbucht. Die Folge: Angeblich kaum Kündigungen. Genaue Zahlen zu letzteren Punkten nannte Seifert nicht.
Handball-WM größer als alles der vergangenen Jahre?
Dass 2027 eine Handball-WM in Deutschland stattfindet, brachte ihn dann zusätzlich ins Schwärmen. „Handball ist on the rise“, sagte der Dyn-Chef. Die WM werde alles sprengen was bisher da war und das größte Sport-Event seit Fußball-WM 2006. Somit würde sie also größer werden als die UEFA Euro im vergangenen Jahr, was zumindest noch zu beweisen wäre.
Dyn sieht sich mit dem Handballsport, das wurde überdeutlich, auf dem richtigen Weg, was auch daran liege, dass man mittels vermehrter Berichterstattung abseits des Spieltags (etwa in Axel-Springer-Medien und Social Media) die Menschen erreiche. Social-Media-Posts, die früher nur Standbilder zeigten, seien in den 90ern festgesteckt, so Seifert. Dyn hat den Klubs inzwischen wesentlich mehr Rechte eingeräumt, um Clips und Highlights zeitnah auf ihren eigenen Kanälen zu verwenden. Noch bis 2029 hält Dyn umfangreiche Handballrechte an der HBL, einer Liga, die sich zuletzt zufrieden in Sachen Zuschauer- und Sponsoringentwicklung geäußert habe.
Vielleicht wird München ja auch noch erobert. Wobei: In Bayern gibt es allein fünf Teams, die in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) aktiv sind. Und dazu war ja schon alles gesagt.
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Bildquelle:
- Dyn: Auerbach Verlag