Meilenstein: Streaming-TV überholt lineares Fernsehen in Deutschland

16
3994
Streaming – Bild: © Piotr Adamowicz - Fotolia.com
Bild: © Piotr Adamowicz - Fotolia.com

Für den Boom des Internetfernsehens in Deutschland gibt es allerdings auch einen speziellen Grund.

Die Menschen in Deutschland nutzen erstmals häufiger Video-Apps und andere Streamingmöglichkeiten als einen klassischen Fernsehanschluss, um Videos oder TV-Sendungen zu schauen. Nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom sank im vergangenen Jahr der Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher ab 16 Jahren, die zumindest gelegentlich klassisches TV über Kabel, Satellit oder Antenne sehen, von 92 Prozent auf 86 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl derjenigen, die Videos, Sendungen oder Filme über das Internet streamen, von 86 Prozent auf 87 Prozent.

Der Vormarsch des Streamings hat allerdings nicht nur mit der Attraktivität von Diensten wie You Tube, Netflix oder den klassischen Mediatheken der TV-Sender zu tun: Der Wegfall der Umlagefähigkeit des Kabelanschlusses in der Nebenkostenabrechnung von Mietwohnungen im vergangenen Jahr führte dazu, dass eine Reihe von Haushalten auf andere Übertragungswege umgestiegen sind. Davon haben Dienste wie Zattoo, waipu.tv und MagentaTV besonders profitiert, die den TV-Empfang über das Internet ermöglichen.

Lineares TV kein Auslaufmodell

Insgesamt 40 Prozent der Bevölkerung, die Videostreaming nutzen, bevorzugen es, Wunschinhalte dann zu schauen, wenn es zeitlich passt (On-Demand). Doch auch klassische Sehgewohnheiten halten sich stabil: 30 Prozent schauen Inhalte überwiegend zur festgelegten Sendezeit (lineares Fernsehen). Weitere 28 Prozent kombinieren beides gleichrangig. „On-Demand hat enorme Popularität, doch lineares Fernsehen ist kein Auslaufmodell. Die Angebote verschmelzen immer mehr“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Olaf May. Klassische TV-Sender stellten zusätzlich Abruf-Angebote wie Mediatheken zur Verfügung, während klassische On-Demand-Anbieter auch lineare Inhalte in ihr Angebot einbauen.

Maues Geschäft mit Hardware

Während das Geschäft mit gestreamten TV-Inhalten boomt, verläuft der Absatz von neuen Fernsehgeräten nur schleppend. Nach der Trendstudie des Bitkom zur „Zukunft der Consumer Technology 2025“ gehen in diesem Jahr die Umsätze mit Fernsehern um acht Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro zurück. Auch mit Audiogeräten werden mit 830 Millionen Euro voraussichtlich weniger Umsätze erzielt (minus 12 Prozent).

Der Markt für klassische Unterhaltungselektronik insgesamt erreicht trotzdem in diesem Jahr mit 7,8 Milliarden Euro fast das Vorjahresniveau (minus 1 Prozent). Ein gutes Geschäft mit Spielekonsolen mit einem Plus von 38 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro kann der Bitkom-Prognose zufolge die Verluste im Fernseher- und Audiomarkt weitgehend ausgleichen.

Bitkom-Präsidiumsmitglied May erwartet, dass Anwendungen Künstlicher Intelligenz dem Markt Impulse geben werden. „Die Einführung von KI etwa bei Smart-TVs wird höchstwahrscheinlich zu einem Schub führen, sodass die Umsätze sich nicht nur wieder erholen, sondern steigen sollten.“

Text: dpa / Redaktion DF: mw

Außerdem interessant:

Bildquelle:

  • Inhalte_Streaming_Artikelbild: © Piotr Adamowicz - Fotolia.com
16 Kommentare im Forum
  1. Nur dass einem nicht das KabelTV weggenommen wurde. Der Wegfall des NK Privilegs + die Aufklärung drumherum hat dazu geführt, dass sich erstmals viele Menschen damit beschäftigt haben und festgestellt, dass wir 2024 und nicht mehr 1987 haben und sich in den Jahren die TV Welt verändert hat und ihr SmartTV mehr kann als sie bisher mit KabelTV Zwangsreceiver gedacht haben. Man kann sogar ohne Zwangsreceiver/KabelTV Vertrag schauen und bekommt 300 Sender für weniger Geld als die 120 beim KNB. Dazu die Mediatheken, wo man als Zuschauer entscheidet was man wann schaut und nicht der lineare TV Anbieter.
Alle Kommentare 16 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum