Vergessene SciFi Perlen: Steven Soderberghs „Solaris“

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George Clooney
©2002 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved / erhältlich im Sky Store

Vom Stanislav-Lem-Roman zu Andrei Tarkowskis 170-Minuten-Mammutfilm bis zu Steven Soderberghs US-Version mit George Clooney von 2002: „Solaris“ gehört definitiv zu den vergessenen SciFi-Perlen.

Es ist kein Science-Fiction-Film, der mit opulenten Raumschlachten, knalligen Effekten oder einer epischen Geschichte lockt. „Solaris“ ist genau das Gegenteil: still, gemächlich, melancholisch und mit einer Tiefe, die den dunklen Weiten zwischen den Sternen gleicht.

Man kann allerdings nicht über Steven Soderberghs „Solaris“ sprechen, ohne dessen Vorlagen zu beleuchten. Daher sei zumindest so viel gesagt, dass Andrei Tarkowskis fast dreistündige Umsetzung von 1972 dem zugrunde liegenden Roman von Stanislav Lem (geschrieben 1961) so nahe kommt, wie es einem Film im Vergleich zum Buch irgend möglich ist. Wer sich diese 50 Jahre alte Version heute nochmal geben möchte, sollte einen sehr langen Atem besitzen. Tarkowski kann zurecht als König der Langsamkeit bezeichnet werden. Mit Genuss zelebriert der sowjetische Filmemacher endlose Einstellungen, die sich über Minuten nur milimeterweise zu bewegen scheinen – ein tiefgründiger Klassiker für engagierte Cineasten.

Der Planet Solaris birgt unbegreifliche Geheimnisse

Hier soll es allerdings um den 2002er „Solaris“-Film von Regisseur Steven Soderbergh gehen, der mit seinen 99 Minuten Laufzeit zwar deutlich kürzer daher kommt, aber auf seine Art ebenso faszinierend ist. Dabei fährt Soderberghs Werk seine ganz eigenen ästhetischen und szenischen Qualitäten auf.

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Ausgangspunkt ist eine Raumstation, die um den fernen Planeten Solaris kreist. Dort geschieht Unergründliches. Die Bewohner werden von Phantomen heimgesucht, die sich in tot bzw. verloren geglaubten Angehörigen, Freunden oder Geliebten manifestieren. Diese Personen tauchen wie aus dem Nichts auf und wirken verstörend real. Doch sind sie scheinbar an den Planeten Solaris gebunden.

Der Psychologe Chris Kelvin (George Clooney) trifft auf der Raumstation ein, um die Ereignisse zu untersuchen. Er selbst erfährt am eigenen Leib, was die anderen Insassen nicht zu erklären vermögen. So taucht kurz nach Kelvins Ankunft seine verstorbene Ehefrau Rhea (Natasha McElhone) in seinem Quartier auf. Chris kann es nicht fassen, sich von ihr aber auch nicht abwenden. Wie die anderen auf der Station sieht er sich mit einer unerklärlichen Macht konfrontiert, die das menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt.

Soderbergh versteht die Kunst der Ästhetik

Steven Soderbergh, zuvor bekannt geworden mit Filmen wie „Erin Brokovich“ (2000) oder „Ocean’s Eleven“ (2001), hat mit seinem „Solaris“-Film ein ästhetisch kraftvolles Werk abegliefert. Der gleichnamige Planet sendet in eindrucksvollen Bildern mit seinen fließenden Energiefeldern eine machtvolle Präsenz aus. Der minimalistische Soundtrack von Cliff Martinez gehört mit seinem sanften Hang-Drum-Pattern, den elegischen Melodien und den an- wie abschwellenden Streicherflächen zu dessen schönsten Kompositionen.

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Darsteller George Clooney, der bis dahin mehr als einmal den Titel „Sexiest Man Alive“ einheimste, bekam mit „Solaris“ seine erste Hauptrolle in einem Science-Fiction-Film und durfte hier Gefilde erforschen, die ihm zuvor verwehrt blieben.

Philosophie light

Dass Soderbergh sich vor allem auf die Liebesgeschichte zwischen Chris und Rhea konzentriert und die philosophischen Dimensionen der Geschichte nur verhalten tangiert, ist vielleicht der größte Vorwurf, der gegen seine „Solaris“-Variante anzubringen ist. Bezogen auf das Drehbuch manifestiert sich diese Scheu vor der Komplexität der Vorlage in einigen dunklen Löchern, in die man eben doch erst bei Lem und Tarkowski wirklich hinab steigen kann. Nichtsdestotrotz ist Soderberghs Kinoadaption seinerzeit sträflich unterschätzt worden. Auch in seinem „Solaris“ gibt es so einige Szenen, die immer wieder für einen inneren Nachhall sorgen und eine ergreifende Wirkung entfalten.

Wo ist Soderberghs „Solaris“ verfügbar?

Wer sich Soderberghs „Solaris“ heute noch einmal anschauen möchte, kann auf eine DVD-, Blu-ray- und Mediabook-Variante zurückgreifen. Im Streaming-Bereich macht sich dieses Sci-Fi-Kleinod dagegen ziemlich rar, zumindest wenn man Extrakosten scheut. Bei Amazon Prime Video, Apple TV, Google Play oder auch MagentaTV ist der Film käuflich oder als Leihgabe zu erwerben. Selbiges gilt für den Sky Store.

Bildquelle:

  • Solaris: Sky

4 Kommentare im Forum

  1. Wobei ich das Original besser fand. (nachdem ich erst den Film mit George Clooney gesehen hatte und dann das Original)
  2. Schade das man so Alte Filme nicht Qualitäts Mäßig aufbereitet , ich kann kaum was erkennen .
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