DF History: Neubeginn des Rundfunks in Westdeutschland

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Nach Kriegsende wurde der Rundfunk neu aufgebaut und neu organisiert

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lag Europa in Trümmern. Das traf auch auf den Rundfunk zu. Unzählige Sendeanlagen und Studios wurden von der zurückweichenden deutschen Wehrmacht gesprengt, andere wurden Opfer der Kampfhandlungen.

Nur wenige haben den Krieg mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Zudem fehlten viele, die den deutschen Rundfunk bis zu wenige Tage zuvor am Laufen gehalten hatten oder über ihn bestimmten. Sie waren entweder tot oder in Kriegsgefangenschaft.

Für das Medium Radio hieß es im Mai 1945, noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Sowohl was seine Infrastruktur, als auch seine Organisation und inhaltliche Ausrichtung anbelangte. Deutschland und Österreich waren in je vier Besatzungszonen aufgeteilt. In ihnen bauten die neuen Machthaber den Rundfunk nach ihren Vorstellungen auf und verfolgten dabei recht unterschiedliche Konzepte.

Während etwa in der sowjetischen Zone ein zentralistisch organisierter Rundfunk aufgebaut wurde, verfolgte die USA in ihrem Bereich das Konzept des dezentralen Rundfunks, so wie er bis heute in den USA üblich ist. Zuletzt fehlte es an Empfangsgeräten. Denn viele, die es bereits vor dem Krieg gab, haben diesen ebenfalls nicht überlebt. An neue Radios war zudem schwer zu kommen. Es fehlte an allem, um sie produzieren zu können.

Hamburg

Am Morgen des 4. Mai gewannen britische Truppen die Kontrolle über das hamburger Funkhaus und den Sender in Moorfleth. Noch am selben Tage meldeten sich die Briten um 19:00 Uhr mit „This is Radio Hamburg, a station of the Allied Military Government“ und der britischen Hymne der erste britische Besatzungssender. Bereits ab dem folgenden Tag wurde ab 18:30 Uhr ein reguläres vierstündiges Programm geboten. Neben Musik von Platten und Bändern des Reichssenders Hamburg, zählten Nachrichten und Bekanntmachungen der Militärregierung zu den wichtigsten Programmpunkten.

München

Mit 12. Mai ging auch der erhalten gebliebene Großsender in Ismaning bei München wieder in Betrieb. Radio Munich meldete sich zunächst aus einem Übertragungswagen. Erst ab 31. Mai konnte man wieder aus dem norddürftig instandgesetzten Funkhaus in der Stadt senden. Zu hören gab es fortan vor allem bislang verbotene Musik, Programme, mit denen das Demokratieverständnis gesteigert wurde und ausführliche Berichte von den Nürnberger Prozessen.

Frankfurt

In der US-amerikanischen Zone wurde nach amerikanischem Vorbild ein dezentrales Rundfunksystem installiert, bei dem jede Station für ihren Versorgungsbereich ein eigenständiges Programm veranstaltete. Mit 1. Juni 1945 nahm Radio Frankfurt seinen Betrieb auf. Der Sender der US Militärregierung nutzte zunächst in Bad Nauheim die provisorischen Studios des Reichssenders Frankfurt. Erst im Frühjahr 1946 konnte der Sender in das notdürftig reparierte Studio in Frankfurt zurückkehren.

Stuttgart

Am 5. April 1945 strahlte der Reichssender Stuttgart um 23 Uhr seine letzte Durchsage aus. In ihr teilte der Sprecher mit, dass nun der Sendebetrieb eingestellt werde und über welche Sender noch das Reichsprogramm zu hören sei. Tags darauf wurde die Sendeanlage in Mühlacker zerstört. Nachdem die US-Truppen das Areal wenige Tage später einnahmen, begannen sie mit Hilfe deutscher Techniker unverzüglich mit dem Wiederaufbau der Sendestation. Am 3. Juni 1945 konnte der Sendebetrieb von Radio Stuttgart über die Station Mühlacker aufgenommen werden. Er meldete sich mit den Worten: „Hier ist Radio Stuttgart, ein Sender der Militärregierung. Wir senden täglich von 11:30 bis 14:00 Uhr und von 18:30 bis 22:00 Uhr auf der Wellenlänge 523 m.“ Während der ersten Wochen wurde ganz oder teilweise das Programm des US-Militärsenders Radio Luxemburg übernommen.

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