Ein Jahr Disney+, ein Monat Star und ein Fazit: „Too big to fail“

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Baby Yoda Grogu - Mandalorian; © Disney+
© Disney

Das Jubiläum in doppelter Hinsicht bietet einen willkommenen Anlass sich das Oeuvre von Disney+ der vergangenen zwölf Monate, der letzten 30 Tage und insbesondere auch der nahen Zukunft nochmal vor Augen zu führen.

An Silvester 2020 lautete an dieser Stelle das erste Fazit zum mittlerweile exakt ein Jahr in Deutschland verfügbaren Streamingdienst aus dem Hause Disney: „hauptsächlich Kinderquatsch mit Micky Maus“. Doch wie sieht es gut 80 Tage und eine Erweiterung um ein Erwachsenenangebot später aus?

Disney Star bringt Content-Plus aber auch Preiserhöhung

Das Neueste, was es bei Disney+ gibt, ist Disney Star – ein Bereich, der dezidiert an Erwachsene gerichtet ist. Zunächst einmal bleibt diesbezüglich festzuhalten, dass das ganze seinen Preis hat. Das Abo kostet nun zwei Euro mehr. Auf der anderen Seite der Medaille steht jedoch ein dickes Plus. Mehr (Erwachsenen-)Inhalte bedeuten, mehr Vielfalt und Auswahl. Schlussendlich ist Disney+ seit einem Monat in die Riege der vollwertigen Streamingangebote eingedrungen. Kam man sich zuvor doch bis auf wenige Ausnahmen wie „The Mandalorian“ und „Hamilton“ so vor, als ob man in der Kinderecke des Internets gelandet wäre. Daher rührte auch das Urteil des Artikels zum Jahreswechsel.

Die Zukunft

star wars the bad batch disney+
© Disney+

Den Vollwertigkeitsanspruch unterstreicht denn auch das Line-up, dass für die nähere Zukunft geplant ist. Erst diesen Mittwoch gab Disney bekannt, dass gleich mehrere Blockbuster-Produktionen direkt auf dem Streamingservice starten werden: darunter „Black Widow“ mit Scarlett Johansson (DF-Artikel vom Tag). Jeweils zehn neue „Star Wars“- und Marvel-Formate sind ebenfalls im Dezember angekündigt worden. Von letzteren sind mit „WandaVision“ und „The Falcon and the Winter Soldier“ bereits zwei Serien verfügbar. „Loki“ zieht demnächst nach. In Sachen „Star Wars“ gibt es als nächstes „The Bad Batch“, „The Book of Boba Fett“ oder „Obi-Wan Kenobi“ (erneut mit Ewan McGregor im Jedi-Ritter-Kostüm). Auch die dritte Staffel „The Mandalorian“ soll ab Anfang April gedreht werden.

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn dürfte sich aufgrund des doch eher überschaubaren Start-Line-ups in Bezug auf Überraschungsmomente und Originals bei manch einem Kunden der ersten Stunde Ernüchterung breit gemacht haben. Auch gab und gibt es bei Lokalisierungen von einigen wenigen Klassikern Probleme (Bsp. „Arielle, die Meerjungfrau“), obwohl diese doch das Gros des Erstangebots ausgemacht haben. Mit dem umjubelten Musical „Hamilton“ im Sommer, beziehungsweise spätestens mit dem Start der 2. Staffel „The Mandalorian“ konnte dann aber für positive Aufmerksamkeit gesorgt werden. Diese Welle versucht man nun mit den erwähnten Marvel-Formaten weiter zu surfen. Das Premierenjahr wurde aber eben auch noch von einem ganz anderen Faktor beeinträchtigt.

Corona-Jahr

Was die Entscheider bei Disney bestimmt nicht haben kommen sehen, ist, dass ihr Streamingangebot kurz vor der größten Pandemie-Welle der vergangenen hundert Jahre an den Start ging. Die Einflüsse in sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen und natürlich auch wirtschaftlichen Geschehens müssen hier nicht weiter erläutert werden. Das Corona-Jahr wird aber auch an einem Giganten wie Disney nicht spurlos vorüber gegangen sein. Auch wenn Lockdowns allerorten zum vermehrten Streaming einladen, produziert werden konnte beispielsweise nicht so, wie es eigentlich vorgesehen war. Das muss man bei aller Kritik dem an exklusiven und neuen Inhalten eher armen Oeuvre gegenüber zur Verteidigung festhalten. Ein Feature wie Group-Watch-Funktion ist dabei sicherlich eine nette Idee gewesen, aber auch nichts Innovationspreis-verdächtiges.

© Disney+

Die Zahlen

Innerhalb weniger Wochen zwischen Dezember und Februar konnte Disney+ die Abozahlen nach eigenen Angaben weltweit von 86 auf über 100 Millionen Nutzer steigern. Das Star-Angebot und die damit verbundene Torschlusspanik, noch den alten Preis ergattern zu können, hat sicherlich seinen Teil zum Kundenanstieg beigetragen. Die oben erwähnte Marvel-Serie „The Falcon and the Winter Soldier“ soll laut Disney darüber hinaus in den letzten Tagen vor dem einjährigen Jubiläum den besten Start in der (noch relativ kurzen) Geschichte des Streamingangebots hingelegt haben.

Fazit „Too big to fail“

Der Einfluss auf die Branche fällt nach einem Jahr geringer aus, als das Beben, das vom Eintritt eines so großen Players auf dem Markt vielleicht erwartet wurde. Eine Facette, die aber durchaus immer mehr Schule machen könnte, ist der wöchentliche Veröffentlichungsrhythmus. Branchenprimus Netflix muss sich – wohlgemerkt – noch nicht warm anziehen. Prime hingegen scheint vielleicht schon eher die Kragenweite von Disney+ zu sein. Aufgrund der Einflechtung in ein viel größeres Konzern-Konstrukt ist der Vergleich hier eventuell auch angebrachter. Was die Attraktivität durch Filme und Serien angeht, hat man durch die Integration von Star zum Versandgiganten aufschließen können. Wie der Markt sich in Zukunft entwickelt, ist derweil noch nicht abzusehen. Dafür kommen aktuell zu viele Angebote auf den Markt, von denen es sicherlich nicht alle schaffen werden sich als eigenständige Dienste zu etablieren. Disney braucht sich da aufgrund seiner Größe weniger Sorgen machen. Wie hieß es in der Bankenkrise doch einst stets: „Too big to fail“.

Im Detail fehlt es jedoch noch an einigen Ecken und Enden – Stichwort: neuester Exklusiv-Content.

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Bildquelle:

  • badbatch: Disney+ PM
  • disneygroupwatch: © Disney+
  • mandalorian: © Disney

6 Kommentare im Forum

  1. Irgendwann wird auch den Letzten das 700te Sequel, Prequel, SpinOff aus dem StarWars oder Marvel Universum langweilen und bis dahin ist man auch des Museumsarchiv von Star überdrüssig. Eine Langzeitstrategie kann ich bei Disney+ nicht wirklich erkennen.
  2. Wenn sie die Mandalorian-Qualität nur annähernd halten, darf Disney mich gerne bis an mein selig' Ende mit Star-Wars-Nachschub versorgen...
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