ProSiebenSat.1 frustriert Anleger mit Online-Dating-Plänen

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Quoten Diagramme, Geldscheine, Lupe; © Sergey Nivens - stock.adobe.com

Weil das klassische Werbefernsehen schrumpft, investiert ProSiebenSat.1-Chef Conze weiter kräftig ins Programm und in digitale Kanäle. Jetzt kauft er noch ein viertes Dating-Portal. Aber die Aktionäre wollen nicht nur säen, sondern ernten.

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 kämpft weiter mit sinkenden Erlösen und Gewinnen im Kerngeschäft und erwartet auch im laufenden Jahr kaum Besserung. Um die Abhängigkeit vom Werbefernsehen zu verringern, will der Konzern jetzt zusammen mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic das US-Datingportal Meet für eine halbe Milliarde Euro übernehmen und mit der Partnervermittlung Parship zusammenlegen. Die Börse reagierte skeptisch, die Aktie stürzte auf ein Zehn-Jahres-Tief.

Nur auf den ersten Blick sahen die Jahreszahlen gut aus: Der Konzernumsatz stieg dank der Online-Parfümerie Flaconi und dem gut laufenden Produktionsgeschäft um drei Prozent auf 4,1 Milliarden Euro, der Gewinn sogar um 65 Prozent auf 412 Millionen Euro. Allerdings hinkt der Vergleich, denn im Vorjahr war der Gewinn wegen hoher Abschreibungen auf Ladenhüter im Programm massiv eingebrochen.

Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn des Medienkonzerns fiel 2019 um 14 Prozent auf 872 Millionen Euro – „wegen des schwächelnden TV-Werbemarkts“, erklärte Vorstandschef Max Conze. Die Einnahmen aus Fernseh-Werbung schrumpften um 5 Prozent. Zugleich investierte ProSiebenSat.1 viel Geld in lokale Programminhalte, seine Streamingplattform Joyn und in digitale Werbekanäle.

Eventuelle Corona-Beeinträchtigen noch nicht in 2020 eingerechnet

Für das laufende Jahr peilt Conze einen bereinigten Betriebsgewinn in der gleichen Größenordnung an. Der Umsatz soll auf 4,3 Milliarden Euro steigen. Der TV-Werbemarkt bleibe aber schwierig – und in diesem Ausblick seien mögliche Auswirkungen der Corona-Seuche noch nicht berücksichtigt, betonte Finanzvorstand Rainer Beaujean. „Wir können kurzfristige Stornierungen von Werbekunden nicht ausschließen.“

Conze sagte, der Konzernumbau komme gut voran. Die vor einem halben Jahr gestarteten Streaming-Plattform Joyn habe bereits 7 Millionen Nutzer, dank Joyn nehme die digitale Reichweite stetig zu. Lokale Programminhalte im klassischen Fernsehen und digital auf allen Kanälen auszusenden, das „ist das Herz unserer Strategie“, sagte der Konzernchef. Außerdem will er den hohen Schuldenberg wieder etwas abbauen.

Bei der Übernahme des Datingportals Meet will ProSiebenSat.1 nur 209 Millionen Euro bar zahlen, 276 Millionen Euro will General Atlantic schultern. Deshalb wollen die beiden Partner die Partnervermittlungen Parship, Elite-Partner, eharmony und Meet aus der Nucom-Gruppe herausnehmen, die zu 72 Prozent ProSiebenSat.1 gehört. An der neuen Parship-Gruppe mit einer halben Milliarde Euro Jahresumsatz soll ProSiebenSat.1 nur noch 55 Prozent halten.

„Die Übernahme bringt uns unserem Ziel einen deutlichen Schritt näher, einen führenden globalen Player im Online-Dating-Markt zu schaffen“, sagte Conze. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden.

Die Dividende von ProSiebenSat.1 soll von 1,19 Euro auf 85 Cent sinken. Der Aktienkurs fiel nach der Veröffentlichung der Bilanz um rund zehn Prozent auf unter 10 Euro. Der Ausblick auf das Jahr 2020 sei schwach, kommentierte Analyst Julien Roch von der britischen Investmentbank Barclays.

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2 Kommentare im Forum

  1. Die Kurverluste bei Pro7 könnten vielleicht von Corona kommen ? 14% Verlust auf Sicht von einem Monat, so ein Zufall, genau wie der Dax. ProSiebenSat.1 Media Aktie (PSM777,DE000PSM7770)
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