Neutralität gefährdet? Konservativer Einfluss bei CBS News wächst

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Konservativer Einfluss bei CBS News wächst.

Zwei neue Personalien sorgen für heftige Spekulationen über die unabhängige Berichterstattung des Senders.

Personalkarussell bei CBS: Paramount Global hat Kenneth Weinstein als Ombudsmann für CBS News eingesetzt. Darüber berichtet der Sender auf seiner Webseite. Der 63-Jährige war Geschäftsführer des konservativen Think Tanks Hudson Institute und ein enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. Den Berichten zufolge soll Weinstein die Berichterstattung der Nachrichtenmarke auf mögliche Vorwürfe mangelnder Neutralität zu prüfen. Wörtlich heißt es: „Als kritische Institution soll er redaktionelle Fragen und Anliegen von externen Stellen und Mitarbeitern prüfen.“

Auch eine weitere Personalie lässt aufhorchen. US-Medienberichten zufolge soll Bari Weiss eine zentrale Rolle in der Nachrichtenredaktion von CBS übernehmen. Den Berichten zufolge wollen die neuen Eigentümer von Paramount, der Milliardär Larry Ellison und sein Sohn David, das von Weiss gegründete und geführte Internetmedienunternehmen „The Free Press“ mit mehr als 1,5 Millionen Lesern für angeblich 200 Millionen Dollar erwerben.

Trumps Einfluss auf CBS wächst

Die 41-Jährige war für „Haaretz“, das „Wall Street Journal“, die „New York Times“ aktiv. Seit 2021 schrieb sie auch von Zeit zu Zeit als Gastautorin für „Die Welt“. Sie verließ 2020 die „New York Times“. Damals war ihre Begründung, dass Journalismus dort nach Maßgaben von „Kriegern für soziale Gerechtigkeit“ funktioniere und das Blatt die freie Meinungsäußerung zunehmend unterdrücke.

Mit den beiden Ultra-Konservativen baut den Trump den Berichten zufolge seinen Einfluss auf den Nachrichtensender weiter aus. „In einer Zeit, in der Vertrauen in die Medien wichtiger denn je ist, unterstreicht diese neue Rolle unser Engagement für Wahrheit, Vertrauen und Verantwortlichkeit. Ich kenne ihn seit vielen Jahren und habe großen Respekt vor seiner Integrität, seinem gesunden Urteilsvermögen und seiner umsichtigen Herangehensweise an komplexe Sachverhalte“, hofierte Paramount-Präsident Jeff Shell den Neuzugang.

Große Skepsis und helles Entsetzen

Laut verschiedenen Medienberichten stößt die Entscheidung jedoch intern wie extern auf Skepsis. Weinstein gilt wegen seiner engen politischen Verbindungen und seiner Vergangenheit in einer klar positionierten Denkfabrik für viele als fragwürdige Besetzung für eine neutrale Kontrollinstanz. Zudem bleibt unklar, wie eng er mit der CBS-News-Redaktion zusammenarbeitet oder ob er vor allem auf Konzernebene Einfluss nimmt.

Die FAZ berichtet, dass bei CBS-News-Mitarbeitern jetzt helles Entsetzen über die Aussicht herrsche, künftig unter Weiss arbeiten zu müssen. Die linke Presse zeige sich alarmiert über den Deal zwischen der „Free Press“ und Paramount. „Bösartige Schwindler übernehmen die etablierten Medien“, zitiert das Blatt „The Nation“. Der ehemalige CNN-Reporter Oliver Darcy, der mit seinem „Status“-Newsletter Medienberichterstattung betreibt, bezeichnet Weiss „als eine der am stärksten polarisierenden Figuren in den Medien“, heißt es in dem Artikel.

16 Millionen Dollar Entschädigung

CBS hatte sich Trumps Forderung gebeugt, für die vermeintliche Manipulation eines Interviews mit Kamala Harris eine Entschädigung von 16 Millionen Dollar zu zahlen. Seitdem wächst der Druck auf den Sender. Der acht Milliarden Dollar teuere Verkauf des Konzerns an Ellisons Firma Skydance hing vom Plazet des Trump ergebenen Chefs der Medienaufsicht FCC, Brendan Carr, ab. Ellison und sein Sohn haben sich zum Dank für den Paramount-Deal verpflichtet, auf CBS Trump-Botschaften im Werbewert von eben jenen 16 Millionen Dollar zu versenden.

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  • 090925 Personalien CBS News: CBS
10 Kommentare im Forum
  1. Es wird bald gar keine "unabhängigen" TV-Sender mehr in den USA geben. Trump kopiert schließlich ganz nach Lehrbuch hemmungslos die Putin'sche Methodik.
  2. Die Medien aus dem linken Sektor haben halt nichts zu lachen. Sie sind von Trump abhängig und das wissen sie. Ohne ihn geht’s bei allen in die Pleite.
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