
Am 1. August 1975 ging die erste kommerzielle Erdfunkstelle in der DDR in Betrieb. Ihr Name: Intersputnik.
Die Erdfunkstelle Intersputnik oder auch Erdfunkstelle Neu Golm, wurde ab März 1973 zwischen Bad Saarow und Fürstenwalde errichtet. Die Anlage erlaubte der Post der DDR die Teilnahme am Intersputnik-Programm. Die Erdfunkstelle der sowjetischen Bauart Orbita-2 besteht aus einem zylinderförmigen Gebäude, auf dem eine Parabolantenne des Typs TNA-57 montiert wurde. Der Durchmesser der 40 Tonnen schweren Antenne beträgt 12 Meter. Weltweit wurden an die 20 solcher Orbita-2-Anlagen aufgebaut. Das spannende an dieser Anlage war, dass sie für das russische Molnia-Satellitensystem entwickelt worden war. Es bestand aus vier Satelliten, die sich nicht im geostationären Orbit befanden, sondern um die Erde im so genannten Molnija-Orbit in rund 450 bis 600 km Höhe um die Erde kreisten. Für eine Erdumrundung brauchten sie 718 Minuten, also knapp 12 Stunden.
Ständig in Bewegung
Ständig in Bewegung waren nicht nur die Molnija-Satelliten, sondern auch die Antenne in Neu Golm. Um auf Empfang zu bleiben, musste sie dem Satelliten folgen, bis dieser sechs Stunden später wieder hinter dem Horizont verschwand. Womit viermal am Tag auch ein Wechsel zwischen dem gerade empfangbaren Molnija-Satelliten zu erfolgen hatte. Der Uplink zu den ab 1971 gestarteten Molnija-2-Satelliten erfolgte im Bereich von 3,4 bis 3,9 GHz. Der Downlink, also vom Satelliten zur Erde, erfolgte im Bereich von 5,725 bis 6,225 GHz.

Welche Aufgaben erledigte neu Golm?
Damals ging es um die Übertragung von Telefonaten und primär um Überspielungen für das Fernsehen. Das erfolgte damals so gut wie immer live. Damit erfüllte die Erdfunkstelle Intersputnik eine wichtige Rolle beim TV-Programmaustausch innerhalb der „sozialistischen Bruderländer“.
Sonderfall Olympia
Eine bedeutende Rolle kam der Erdfunkstelle Neu Golm während der Olympischen Sommerspiele in Moskau zu. Im Vorfeld kam es zu politischen Unstimmigkeiten aufgrund des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan. In diesem Zusammenhang hatten die USA und weitere Länder die Olympischen Spiele in Moskau boykottiert. Wohl wegen der Unstimmigkeiten zwischen Ost und West war westlichen Korrespondenten die Einreise in die UdSSR untersagt. So wurden die Liveübertragungen aus Moskau auch vom westdeutschen Fernsehen von Neu Golm übernommen.
Alles geheim?
Dass die Stasi in der Erdfunkstelle Neu Golm ein und aus ging, ist kein Geheimnis. Aber eine Stasi-Abhöranlage war die Erdfunkstelle definitiv nicht. Was da auf dem 29.500 m² großen Geländes der Erdfunkstelle Intersputnik wirklich vor sich geht, war bei der Bevölkerung kaum bekannt. Als streng geheim, etwa zur Beobachtung des Nato-Flugverkehrs wurde vermutet. Und das bis vor etwa 20 Jahren. Da war die Erdfunkstelle längst nicht mehr in Betrieb. Den hat sie 1995 eingestellt, womit sie nur für 20 Jahre ihrer ursprünglichen Bestimmung nachkam.
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