Abcom Pulse 4K im Test: Wechseltuner und Wechselfestplatte inklusive

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Abcom Pulse 4K, Receiver
© Auerbach Verlag

Der Markt für Receiver ist nahezu zum Erliegen gekommen. Zwar sind im Handel noch zahlreiche Receiver erhältlich, jedoch werden kaum neue Modelle eingeführt. Daher fällt es positiv auf, wenn ein Hersteller kleinere Modifikationen an einem Gerät vornimmt und eine Neuauflage produziert. Dies war im vergangenen Jahr bei Abcom mit dem Pulse 4K der Fall.

Der Pulse 4K bietet viele Vorteile zu einem günstigen Preis. Die 2,5-Zoll-Datenspeicher können ohne Öffnen der Box eingebaut werden und die Festplatte lässt sich schnell wechseln. Zum Lieferumfang gehören ein Festplatten-Schlitten, vier Schrauben, eine einfache Infrarot-Fernbedienung, ein externes Infrarot-Auge, ein HDMI-Kabel, ein externes Netzteil und eine Anleitung. Das Gerät kann auch verdeckt aufgestellt werden, ohne dass die Bedienung erschwert wird.

Ausstattung

Der Pulse 4K bietet eine umfangreiche Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Zu den hervorstechenden Merkmalen zählen zwei USB-Anschlüsse (jeweils an der Front und Rückseite nach Standard 2.0), ein HDMI-Ausgang sowie ein optischer Ausgang für Digitalsound. Oberhalb des fest integrierten DVB-S2X-Tuners befindet sich ein weiterer Steckplatz, der wahlweise mit einem zusätzlichen DVB-S2-Tuner oder einem Kabel-DVB-T-Kombituner bestückt werden kann. Alternativ ist das Modell bereits als Twin- oder Kombimodell im Handel erhältlich. Die Netzwerk-Schnittstelle des Receivers ist auf 100 Mbit ausgelegt, was in der Praxis jedoch keine nennenswerten Einschränkungen verursacht.

Abcom Pulse 4K, Anschlüsse
© Auerbach Verlag – Die Rückseite des Enigma2-Receivers ist gut ausgestattet. Ein Wechselstromanschluss und der Wechselfestplattenschacht bieten Flexibilität

Das Display verwendet eine vierstellige Siebensegmentanzeige, die Informationen zu Kanalnummern oder Menüpunkten liefert. Nach dem Öffnen der Frontklappe sind zusätzliche Hardware-Merkmale sichtbar, darunter ein Micro-SD-Kartenleser zur weiteren Integration von Datenträgern sowie zwei CI-Schächte in Ergänzung zum CA-Kartenleser, was besonders Pay-TV-Nutzer erfreuen wird. Im Inneren arbeitet ein Quadcore-Prozessor von Hisilicon. Der interne Speicher umfasst zwei Gigabyte RAM und acht Gigabyte Flash, wodurch die Multiboot-Option optimal genutzt werden kann.

Installation

Das Gerät wird mit einem aktuellen Open­ATV-Image in der Version 7.5.1 ausgeliefert, was einen schnellen Beginn des TV-Genusses ermöglicht. Für Nutzer, die eine andere Benutzeroberfläche bevorzugen, gibt es zahlreiche Alternativen von anderen Entwicklern. Die Installation des Receivers unterscheidet sich nicht wesentlich von der anderer Linux-Boxen. Besonders positiv fällt die bemerkenswerte Geschwindigkeit des Gerätes auf.

Abcom Pulse 4K, Images
© Auerbach Verlag – Aus dem OpenATV-Image heraus können auch zusätzliche Images der Open-Allianz installiert werden

Alltagsbetrieb

Der UHD-Receiver überzeugt im Test durch seine Schnelligkeit. Kurze Umschaltzeiten von rund einer Sekunde sowie eine schnelle Navigation innerhalb der Menüs belegen dies. Auch bei der Stabilität erweist sich die Aufnahmebox als zuverlässig. Abstürze oder Hänger wurden im mehrtägigen Intensivtest nicht festgestellt. Dieser Linux-Receiver kann nach Belieben konfiguriert und mit verschiedenen Skins optisch angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung.

Der Programmführer ist in allen gängigen Ausführungen verfügbar. Der Nutzer kann somit entscheiden, welche Ansicht ihm besser gefällt und diese nutzen. Timer lassen sich aus dem EPG heraus schnell programmieren; ein Druck auf die grüne Farbtaste reicht aus, um die Vorprogrammierungen zu übernehmen. Timer-Verlängerungen lassen sich vorab im Menü oder innerhalb des Webinterfaces dauerhaft konfigurieren. So ist es möglich, eine individuelle Vor- und Nachlaufzeit einzustellen, um bei der Wiedergabe einer Aufnahme keine Probleme zu erleben.

Abcom Pulse 4K, EPG
© Auerbach Verlag – Der Programmführer bietet verschiedene Ansichten. Standardmäßig ist die Multikanalvorschau von OpenATV 7.5.1 eingestellt.

Aufnahme

Wir haben die Aufnahme-Funktion sowohl mit einer über den Wechselfestplatten-Schlitten integrierten 500 GB Festplatte als auch mit einem 200 Gigabyte großen Micro-SD-Speichermedium getestet. Insgesamt konnten wir acht parallele Aufnahmen in HD ohne Probleme mit dem Gerät anfertigen. Allerdings stoßen normale Transponder bei der Nutzung des Twintunergeräts an ihre Grenzen. Tuner-Erweiterungen, wie sie etwa mit Sat-IP möglich sind, sind derzeit beim Pulse 4K nur begrenzt realisierbar. Maximal zwei zusätzliche Sat-IP-Tuner können integriert werden, sodass insgesamt vier Tuner zur Verfügung stehen. Sämtliche Medien lassen sich ebenfalls problemlos über den integrierten Mediaplayer wiedergeben.

Multimedia

Neben der Aufnahme und Wiedergabe von Festplatten-Inhalten bietet die Box eine Reihe weiterer Multimedia-Funktionen, einschließlich der Nutzung von HbbTV-Inhalten. Im Test funktionierte der Zugriff auf diese hybriden Dienste einwandfrei und recht flüssig. Darüber hinaus stehen Plugins für die Mediendienste Stalker und Kodi zur Verfügung. Die Unterstützung dieser Plugins unterstreicht, dass die Pulse 4K-Box weit mehr als nur ein Receiver ist – sie ist ein UHD-Receiver mit umfassender Multimedia-Unterstützung.

Mithilfe des Chromium-Plugins ist die Box sogar für Video-on-Demand-Dienste geeignet und ermöglicht die Nutzung von Netflix, Prime Video, Disney+ und YouTube. Obwohl die Bedienung hinsichtlich des Komforts nicht vollständig mit dem Fire TV Stick vergleichbar ist, bietet die Box dennoch die Möglichkeit, klassisches Fernsehen zu schauen und gleichzeitig VoD-Dienste zu nutzen.

Abcom Pulse 4K, HbbTV
© Auerbach Verlag – Auch HbbTV ist mit der Box nutzbar. Das Plugin muss jedoch zuerst in den Erweiterungen installiert werden. Danach kann HbbTV mit der roten Farbtaste aufgerufen werden

Tuner

Der Pulse 4K verfügt über verschiedene Tuner. Das Testmodell ist neben dem Satelliten-Tuner (Modell Si2166D) auch mit einem Kombituner für den Empfang von DVB-T2 und DVB-C ausgestattet. Der Satelliten-Tuner ist ein vollwertiges DVB-S2X-Gerät, das alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed- und Drehanlagen sowie USALS und JESS unterstützt. Die Multistream- und DVB-S2X-Unterstützung wurde getestet. Bei der Tuner-Empfindlichkeit liegt der Receiver nicht an der Spitze, aber mit minus 86,5 dBm ist sie sehr gut.

Insgesamt zeigt der Pulse 4K eine solide Leistung im klassischen Empfangsbetrieb. Ein integrierter Blindscan erzielte eine gute, aber nicht perfekte Ausbeute. Im Bereich der schmalbandigen Träger besteht Verbesserungsbedarf gegenüber Geräten von Gigablue und Octagon. Der DVB-T2/DVB-C-Kabeltuner funktioniert gut. Im DVB-T2-Betrieb werden am Teststandort alle empfangbaren deutschen Programme und drei Multiplexe aus Tschechien empfangen. Die Sender werden trotz der außergewöhnlichen Auflösung von 960 × 540 Pixeln problemlos wiedergegeben. Auch der Empfang der Kabel-TV-Kanäle ist gut.

Abcom Pulse 4K, Tuner
© Auerbach Verlag – Der Tuner bietet verschiedene Einstellungs- und Suchoptionen, einschließlich eines Blindscans für den Sat-Tuner

Entschlüsselung

Die Decodierung von Pay-TV-Inhalten kann mithilfe eines CI-Moduls oder Kartenlesers, sofern dies vom Anbieter erlaubt ist, mit der Pulse 4K erfolgen. Der Receiver verfügt über zwei Steckplätze für CI-Module, wodurch es möglich ist, Inhalte von mehr als einem Pay-TV-Anbieter zu decodieren. Linux-Enthusiasten haben auch bei diesem Enigma2-Gerät die Möglichkeit, die Schnittstellen anzupassen, um eine individuellere Nutzung zu ermöglichen. Aufgrund der rechtlichen Grauzone, in der sich diese Anpassungen bewegen, werden wir jedoch an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen.

Multiboot

Bis zu vier Images lassen sich ohne zusätzliche Hardware-Aufrüstung parallel auf dem Gerät installieren. Dies wird durch den großen Speicher des Pulse 4K ermöglicht. Daher ist die Box auch für Technikbegeisterte und Hobbyisten interessant. Das Hauptimage für den Fernsehabend bleibt unversehrt, auch wenn man beim Experimentieren mit der Box Fehler macht. Aktuell sind diverse Distributionen für den Pulse 4K erhältlich. Neben OpenATV bieten auch OpenPLi, OpenVix und andere Images Unterstützung für das Gerät. Die Installation kann direkt über das Netzwerk erfolgen und erfordert keine besonderen Linux-Kenntnisse.

Abcom Pulse 4K, Multiboot
© Auerbach Verlag

Bildausgabe

Neben 1 080i unterstützt das Gerät auch die Modi 1 080p und 2 160p für die Ausgabe in 4K über HDMI. Selbstverständlich ist die erforderliche HDMI 2.0 Schnittstelle im Gerät integriert. Unsere Tests bestätigten, dass die Pulse 4K beeindruckende Bilder im 2 160p-Modus an unsere Testfernseher überträgt. Nutzer ohne 4K-Displays sollten jedoch vorsichtig sein, da bei herkömmlichen Receivern bei der Einstellung von 2 160p möglicherweise keine Anzeige erfolgt. Auch im klassischen HDTV-Modus zeigt das Testgerät keine Schwächen. Komplexe Inhalte wie Laufbalken werden vom neuen Oberklasse-Receiver ruckelfrei dargestellt.

Fazit zum Abcom Pulse 4K V2

Der Pulse 4K ist in seiner zweiten Version weiterhin eine zuverlässige Empfangsbox. Die Unterschiede zur V1-Version sind minimal, lediglich die Fernbedienung wurde geändert. In den Bereichen Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, Flexibilität und Empfangsleistung überzeugt die Box. Für weniger als 200 Euro – je nach Ausstattung – erhält der Kunde eine vielseitige Box, die TV-Empfang über die klassischen Übertragungswege sowie auch das Streaming zahlreicher Sender aus aller Welt ermöglicht.

Text: Ricardo Petzold / Redaktion: Felix Ritter

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2 Kommentare im Forum
  1. Wäre meine erste Wahl, da im Grunde baugleich zu meinem AX61 4K - und Kodi-komp. (y)
  2. It's interesting that there are 2 CI + 2 USB 2.0 slots: if, as I suppose, it allows to have a mixed channel list from different sources (DVB-T/DVB-S2/Internet) is a good product
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