Geht es um neue Receiver, ist es aktuell sehr ruhig im Markt geworden. Dies hat mehrere Gründe: Ausgereifte Modelle, die schon seit Jahren aktuell sind und keinen Ersatz bedürfen, sowie Materialknappheit sind verantwortlich. Doch trotz der schwierigen Lage erreicht hin und wieder eine neue Box das Testlabor. Lesen Sie mehr in unserem Abcom Pulse 4K Test 2023.

Bereits im Frühjahr hatten wir mit dem Pulse 4K Mini eine von zwei neuen Linux-Boxen des slowakischen Herstellers Abcom unter die Lupe genommen. In diesem Test steht nun das zweite Modell, der Mittelklassereceiver Pulse 4K, auf dem Prüfstand. Auch bei diesem Gerät handelt es sich um einen vollwertigen Linux-Receiver mit Enigma2-Oberfläche. Der Vorteil des PVR-Modells ist, dass die 2,5-Zoll-Datenspeicher somit auch ohne Öffnen der Box eingebaut werden können.

Bei unserer Testbox aus der Slovakei sind einige Plugins bereits vorinstalliert, welche das Multimediaverhalten steigern
Bei unserer Testbox aus der Slovakei sind einige Plugins bereits vorinstalliert, welche das Multimediaverhalten steigern

Zudem ist es auch schnell möglich, die Festplatte zu wechseln. Geliefert wird das Gerät mit einem Festplattenschlitten sowie vier Schrauben zur Befestigung der SATA-Datenträger an diesem. Auch der weitere Lieferumfang kann sich sehen lassen. Gleich zwei Signalgeber liegen unserem Testsample bei. Eine vom Pulse 4K mini bekannte sowie ein für den PVR-Betrieb optimierter Signalgeber. In der Praxis überzeugen beide Modelle, und letztendlich obliegt es dem Nutzer, welche Fernbedienung er nutzen möchte. Sehr positiv ist hingegen, dass auch ein externes Infrarotauge der Box dazugegeben wird. Somit kann das Gerät auch versteckt aufgestellt werden, ohne dass die Bedienung kompliziert wird. Zusätzlich sind ein HDMI-Anschlusskabel, ein externes 12 Volt Netzteil sowie eine Anleitung im Lieferumfang zu finden.

Ausstattung des Abcom Pulse 4K

Der Pulse 4K hat eine sehr solide Ausstattung, die in den meisten Fällen keine Wünsche offen lässt. Zu den Merkmalen, die sofort ins Auge stechen, zählen zwei USB-Anschlüsse – einmal an der Front und einmal rückwärtig des Standards 2.0, der HDMI-Ausgang sowie ein optischer Ausgang für den Digitalton. Oberhalb des fest integrierten DVB-S2X-Tuners ist noch ein weiterer Steckplatz vorhanden, der wahlweise mit einem weiteren DVB-S2-Tuner oder einem Kabel-DVB-T-Kombituner bestückt werden kann. Alternativ ist das Modell auch bereits mit diesen Tunern als Twin- oder Kombimodell im Handel erhältlich.

Der graphische EPG gibt einen Ausblick, was aktuell jetzt und in den nächsten Stunden auf dem aktuellen und acht umherliegenden Sendern läuft
Der graphische EPG gibt einen Ausblick, was aktuell jetzt und in den nächsten Stunden auf dem aktuellen und acht umherliegenden Sendern läuft

Kleine Abstriche müssen bei der Netzwerkschnittstelle gemacht werden, denn der Receiver wird mit einer 100-Mbit-Schnittstelle ausgeliefert. In der Praxis zeigen sich aber hier keine nennenswerten Schwierigkeiten. Beim Display kommt eine vierstellige Siebensegmentanzeige zum Einsatz, welche über Kanalnummern oder Menüpunkte informiert. Nach Öffnen der Frontklappe zeigen sich weitere Hardwaremerkmale. Hier steht zum einen ein Micro-SD-Kartenleser bereit, der noch einmal zusätzliche Möglichkeiten zur Integration von Datenträgern bietet, zum anderen sind die Pay-TV-Eigenschaften des Gerätes sehr gut, denn dem CA-Kartenleser stehen gleich zwei CI-Schächte zur Verfügung. Pay-TV-Liebhaber wird es freuen. Im Inneren der Box werkelt ein Quadcore-Prozessor von Hisilicon. Der interne Speicher ist mit zwei Gigabyte Ram und gleich acht Gigabyte Flash optimal ausgestattet. Dadurch ist bei dem Modell auch perfekt die Multiboot-Option nutzbar.

Eine einfache Installation des Abcom Pulse 4K

Ausgeliefert wird das Gerät mit einem aktuellen OpenATV-Image. Somit kann der TV-Genuss schnell beginnen. Wem eine andere Oberfläche besser gefällt, der findet für die Pulse 4K auch bei vielen anderen Imagebauern, darunter HDF oder Open NFR, eine passende Software und kann diese gegebenenfalls auch als Multibootversion installieren.

Zudem ist im Multiboot auf den ersten Anschein auch ein Android installiert, allerdings trügt der Schein, denn dieser Platz ist nur reserviert, ein Android-Image für die Box ist aktuell nicht erhältlich. Die Installation des Receivers unterscheidet sich erwartungsgemäß nicht von der bei anderen Linux-Boxen. Positiv fällt uns sofort die Schnelligkeit des Gerätes auf.

Der Abcom Pulse 4K im Alltagsbetrieb

Der UHD-Receiver begeistert im Test durch seine Schnelligkeit. Kurze Umschaltzeiten von rund einer Sekunde sowie eine zügige Navigation innerhalb der Menüs untermauern dies. Auch bei der Stabilität zeigt die Aufnahmebox einmal mehr ihr Können. Abstürze oder Hänger haben wir im mehrtägigen Intensivtest nicht festgestellt. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfiguriert und auch mit verschiedenen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden.

Auch HbbTV funktioniert bereits ab Werk problemlos, so lassen sich beispielsweise auch die Zusatzfunktionen für eingeschränkte Nutzer des ZDF aufrufen
Auch HbbTV funktioniert bereits ab Werk problemlos, so lassen sich beispielsweise auch die Zusatzfunktionen für eingeschränkte Nutzer des ZDF aufrufen

Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung. Der Programmführer steht, wie nicht anders zu erwarten, in allen gängigen Ausführungen bereit. Der Nutzer kann somit entscheiden, welche Ansicht ihm besser gefällt, und diese nutzen. Timer lassen sich in Windeseile aus dem EPG heraus programmieren, ein Druck auf die grüne Farbtaste genügt und die Vorprogrammierungen werden übernommen. Das Gute dabei: Timerverlängerungen lassen sich vorab im Menü oder innerhalb des Webinterfaces dauerhaft konfigurieren. So ist es möglich, eine individuelle Vor- und Nachlaufzeit zu konfigurieren, um bei der Wiedergabe einer Aufnahme keine böse Überraschung zu erleben.

Aufnahme-Modus des Abcom Pulse 4K

Gecheckt haben wir die Aufnahmefunktion sowohl mit einer, über den Wechselfestplattenschlitten integrierten 500-GB-Festplatte als auch mit einem 200 Gigabyte großen Micro-SD-Speichermedium. Insgesamt acht parallele Aufnahmen in HD konnten wir problemlos mit dem Gerät anfertigen. Doch dies muss nicht das Ende sein.

Allerdings ist mit dem Twintunergerät auf normal belegten Transpondern kaum mehr möglich. Tuner-Erweiterungen, wie sie etwa mit Sat-IP leistbar sind, sind aktuell beim Pulse 4K nur begrenzt möglich Maximal zwei zusätzliche Sat-IP-Tuner lassen sich integrieren, sodass beim Gerät maximal vier Tuner bereitstehen. Selbstverständlich lassen sich auch sämtliche Medien über den integrierten Mediaplayer problemlos wiedergeben.

Multimedia mit dem Abcom

Neben der Aufnahme und Wiedergabe von Festplatteninhalten beherrscht die Box weitere Multimediafunktionen wie etwa die Nutzung von HbbTV-Inhalten. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfrei und recht flüssig. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendienste Stalker und Kodi.

Die beiden Tuner lassen sich wie von OpenATV gewohnt uneingeschränkt individuell konfigurieren, zusätzlich lassen sich zwei SAT-IP-Tuner integrieren
Die beiden Tuner lassen sich wie von OpenATV gewohnt uneingeschränkt individuell konfigurieren, zusätzlich lassen sich zwei SAT-IP-Tuner integrieren

Experten wissen, was hierüber mittlerweile alles möglich ist, und die Unterstützung dieser Plugins untermauert einmal mehr, dass die Pulse 4K-Box keinesfalls nur ein Receiver, sondern ein UHD-Receiver mit einer Menge Multimediaunterstützung ist. Mithilfe des Chromium-Plugins wird die Box sogar für Video-on-Demand- Dienste fit gemacht. Netflix, Prime Video, Disney+ und YouTube sind so an dem Gerät nutzbar. Die Bedienung ist nicht ganz so komfortabel wie beispielsweise mit dem Fire TV Stick möglich, aber immerhin ist es möglich, mit der Box klassisches TV zu sehen und gleichzeitig die VoD-Dienste zu nutzen.

Tuner des Abcom-Geräts

Überzeugen kann der Pulse 4K auch mit seinen Tunern. Wir haben das Testmodell zusätzlich zum Satelliten-Tuner (Modell Si2166D) mit einem Kombituner für den Empfang von DVB-T2 und DVB-C ausgestattet. Beim Sat-Tuner handelt es sich um ein vollwertiges DVB-S2X-Gerät, welches keinerlei Einschränkungen besitzt. Selbstverständlich funktionieren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlagen sowie USALS und JESS.

Die Multistream- und sogar DVB-S2X Unterstützung haben wir in der Praxis getestet. Nicht ganz an die Spitze setzen kann sich der Receiver beim Thema Tuner-Empfindlichkeit. Mit minus 87 dBm ist diese zwar sehr gut, aber der eine oder andere Kandidat der letzten Monate konnte noch einen Tick mehr. Insgesamt macht die Pulse 4K im klassischen Empfangsbetrieb eine gute Figur. Auch ein Blindscan ist integriert. Dieser bringt im Test eine gute, wenngleich nicht perfekte Ausbeute. Transponder bleiben – leider nicht reproduzierbar – immer wieder außen vor. Hier muss noch optimiert werden.

Transcoding

Eine Stärke des Gerätes ist zweifelsfrei das Transcoding in H.265. Damit lassen sich Streams auch in diesem effektiven Codec ressourcenschonend in das Netz schicken. Wir haben die Funktion mit dem Dreamplayer auf einem Android-Smartphone erfolgreich ausprobiert. Selbstverständlich lohnt sich Transcoding vor allem, wenn über das Internet gestreamt werden soll.

Die Anschlussausstattung der Box ist sehr gut: Dank des Schlittens für Wechselfestplatten ist die Box eine wahre Aufnahmezentrale für Cineasten und Serienfans
Die Anschlussausstattung der Box ist sehr gut: Dank des Schlittens für Wechselfestplatten ist die Box eine wahre Aufnahmezentrale für Cineasten und Serienfans

Der HEVC-Code erlaubt in Verbindung mit dem Hardwarerecoding der 4K BOX HD61 auch das Streamen von UHD und HD-Sendern über DSL-Anschlüsse mit geringerer Bandbreite. Erfolgreich testen konnten wir das an einem Kabel-Internet-Anschluss mit einem Upload von nur 2 Mbit/s. Trotz des begrenzten Uploads war das Streaming in Verbindung mit dem Transcoding problemlos möglich.

Decodierung des Abcom Pulse 4K

Pay-TV-Inhalte lassen sich mittels CI-Modul oder Kartenleser, sofern es der Anbieter erlaubt, mit der Pulse 4K decodieren. Dank des Doppelschachts für CI-Module steht endlich ein Receiver parat der auch mehr als einen Pay-TV-Anbieter decodieren kann.

Linux-Freaks haben natürlich auch bei dem jüngsten Enigma2-Gerät die Möglichkeit, die Schnittstellen aufzubohren um individueller damit fernzusehen. Auf diese Möglichkeiten möchten wir allerdings an dieser Stelle aufgrund der Tatsache, dass diese im Grauzonenbereich arbeiten, nicht näher eingehen.

Wiedergabequalität des Abcom Pulse 4K

Scharfe, detailgetreue Bilder ohne Ruckel- und Nachzieheffekte beeindrucken beim Vorabmodell mit OpenATV-Testsoftware. Als Ausgabeauflösungen stehen die Varianten 576p, 576i, 480p, 480i, 720p, 1 080p, 1 080i und die UHD-Auflösung 2 160p bereit. Die empfangenen Testsequenzen werden ferner Farbneutral angezeigt.

Unser Test-Fazit zum Abcom Pulse 4K

Der Pulse 4K ist ein sehr guter Linux-Receiver, der auch die eine oder andere Multimedia-Anwendung beherrscht.

Auch wenn Netflix und Co unter Enigma2 nicht den Komfort bieten wie ihn sich Cineasten erwünschen ist es eine Alternative für all jene, die nur hin und wieder neben dem klassischen Fernsehen streamen wollen, aber dies alles mit einem Gerät erledigen möchten.

Abcom Pulse 4K im Quick Check

Details

  • Hersteller: Abcom
  • Modell Pulse: 4K
  • Preis (UVP): 229 Euro
  • Maße (B/H/T): 270 × 65 × 210 mm
  • Gewicht: 0,8 kg
  • Informationen: www.abcom.sk

Technische Daten

  • Architektur Hisilicon HI3798MV200
  • CPU 15000 DMIPS
  • Prozessorkerne 4
  • Taktung 1600 MHz
  • DDR Memory 2 GB
  • NAND-Flash 8 GB

Betrieb

  • Speicherplätze: unbegrenzt
  • EPG-Darstellung Einzel-/Multikanal
  • Bootzeit/Umschaltzeit: 25 s/1,25 s
  • Software-Download Sat
  • Parallelaufnahme (Anzahl): >8
  • Bild in Bild (PIP) HD/SD
  • Rück-Netzschalter
  • Stromverbrauch Betrieb/Stand-by: 13 W/0,5 W

Anschlüsse

  • 1x HDMI
  • 1x Optisch
  • 1x SD-Slot
  • 1x LAN
  • 1x USB Front/Rück

Austattung

  • Display: VFD
  • Auflösung: 576i, 576p, 720p, 1 080i, 1 080p, 2 160p
  • Smartcard Reader/CI
  • HD-Plus/SKY
  • Festplatte intern/extern
  • PVR/Timeshift
  • HbbTV
  • Client

Dieser Test erschien in der Ausgabe 08/2022 der DIGITAL FERNSEHEN. Dort finden Sie die Ergebnisse unseres elektrischen Abcom Pulse 4K-Tests mit allen technischen Details, Auswertungen und unserem Testurteil. Auch als E-Paper zum Sofort-Download!

Text/Bilder: Autor: Ricardo Petzold; Bilder: Auerbach Verlag

Hinweis: Bei einigen Verlinkungen handelt es sich um Affiliate-Links. Mit einem Kauf über diesen Link erhält DIGITAL FERNSEHEN eine kleine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

4 Kommentare im Forum

  1. Spitzenreiter bei DF ist nach vor die VU+ Duo 4k SE. Als einzige mit dem Testergebnis "Ausgezeichnet".
Alle Kommentare 4 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum