ZDF-Intendant Bellut gegen senderübergreifende Mediathek

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Das ZDF schlägt ein Netzwerk für die Online-Inhalte der deutschen Fernsehsender vor – im Gegensatz zu einer Mega-Mediathek hält Intendant Bellut seinen Vorschlag für „zeitgemäß, umsetzbar und nutzerfreundlich“.

In Mainz hat Thomas Bellut vor dem ZDF-Fernsehrat seine Idee einer Vernetzung von Mediatheken-Inhalten näher erläutert. „Es geht nicht darum, aufwendige Mediatheken zu bauen, sondern die Nutzer bei der Suche nach Inhalten bestmöglich zu unterstützen. Eine intelligente Vernetzung von attraktiven Inhalten ist die zeitgemäße und umsetzbare Antwort auf das Nutzungsverhalten im Netz.“ In wie fern dieses Gedankenspiel die Privaten mit einbezieht, bleibt offen.

Bezug nehmend auf das neue Kulturangebot in der ZDFmediathek erklärte der Intendant, dass man grundsätzlich offen für Partnerschaften mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendern und auch mit anderen nichtkommerziellen Einrichtungen sei.

„Inhaltlich sind partnerschaftliche Kooperationen denkbar, etwa mit Museen, Stiftungen, Bildungseinrichtungen. Unter den Sendern kann es zu ausgewählten Genres Link-Vernetzungen geben.“

Vom Privatfernsehen zumindest in diesem Beispiel Belluts keine Spur.

Ein zentraler Aspekt für ihn ist die Machbarkeit. „Es ist eben kein eigenes, neu zu schaffendes Angebot, sondern eine enge Verknüpfung des Vorhandenen. Das spart viel Geld, ist zukunftsoffen und wäre relativ zügig machbar, wenn sich alle aufeinander zubewegen“, sagte der ZDF-Intendant.

Der neue Ansatz steht im Gegenspruch zu Belluts Ankündigung aus dem November die ZDF-Sender zumindest als Livestream auf der ProSieben-Plattform 7TV zu platzieren, die der Chef des Privatsenders, Max Conze, gern noch dieses Jahr in eine Mega-Mediathek ausbauen möchte. Bei RTL beißt dieser jedoch weiterhin auf Granit (DF-Artikel vom Vortag). Hintergrund Belluts‘ Aussagen ist wohl der neue Telemedien-Staatsvertrag.

Seine neue Idee der Vernetzung würde zumindest den Vorgaben des neuen Vertrags folgen. Dort findet sich der Appell an die öffentlich-rechtlichen Sender, diejenigen Telemedien, die aus journalistisch-redaktionellen Gründen dafür geeignet sind, miteinander zu vernetzen.

Der Telemedien-Staatsvertrag war jedoch im November, zu Zeiten Belluts Annäherung an ProSiebenSat.1, bereits in Kraft. Sinn machen die Aussagen also eigentlich nur, wenn man bei der Online-Strategie des ZDF von einer strikten Trennung zwischen On-Demand-Angeboten und Livestreams ausgeht. Allein das Beispiel MagentaTV widerspricht jedoch auch diesem Ansatz direkt wieder.

So bleibt nicht vielmehr als ein ZDF-Zickzackkurs in den letzten Monaten zu verzeichnen, wenn es um die digitale Zukunft geht, auch wenn durchaus ausbaufähige Gedankenansätze dabei zu Tage traten. Wie das allerdings unter einen Hut zu bekommen sein soll, steht auf einem anderen Blatt. [bey]

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2 Kommentare im Forum

  1. Der Ansatz von Bellut ist absolut richtig. Dezentrale Inhalte über Verlinkungen zugänglich zu machen, ist effektiver, als alles aufwendig zentral zu sammeln und bereitzustellen. Wird nur nichts werden, weil ein übergreifendes Portal erforderlich sein würde. Darauf werden sich die konkurrierenden Anbieter ör und Privatfernsehen nicht einigen. Ich denke, selbst die örAn untereinander werden da keine sinnvolle Lösung realisieren.
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