Digitalradio in Europa (Fortsetzung)

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Digitalradio in Europa (Fortsetzung), Teil 3

Ungarn, Spanien, Portugal und Frankreich

Ungarn

In Ungarn gibt es im Großraum Budapest bereits seit etwa zehn Jahren DAB-Tests. Sie werden über drei leistungsschwache Sender in der Region bewerkstelligt. Mit ihnen erreicht man immerhin 30 Prozent der Bevölkerung. 2009 ist man dazu übergegangen, nur noch in DAB Plus auszustrahlen. Das auf Kanal 11D ausgestrahlte Paket lockt laut eingelesener Stationsnamen kaum. Denn die Stationskennungen lauten nur „DAB+ Teszt 1“, sowie 2,3, 7,8, 11 und 14. Diese sieben Stationen bieten jedoch ein breites Spektrum von Nachrichten über Pop und Klassik bis zu Religion. Tatsächlich stecken hinter diesen Tests reguläre ungarische Radioprogramme. Lediglich Neo FM wird im Multiplex namentlich genannt. Pläne zu einer Einführung von Digitalradio in Ungarn sind nicht bekannt. Die Tests in Budapest zeigen aber, dass man sich mit dem Thema Digitalradio grundsätzlich auseinandersetzt. Ist man in Ungarn unterwegs, wird das Digitalradio wohl noch für einige Zeit weitgehend arbeitslos sein.

Spanien und Portugal

Spanien startete 1998 mit Testausstrahlungen in den Regionen Madrid, Barcelona und Valencia. Weitere Sendeanlagen wurden im Baskenland und Katalonien in Betrieb genommen. Heute werden 52 Prozent der Bevölkerung erreicht. Der Ausbau soll weiter vorangetrieben werden. Gegenwärtig arbeitet man an einem Wechsel von DAB zu DAB Plus. In Portugal wurde Digitalradio im alten DAB-Standard zwischen 1999 und Sommer 2011 über 42 Senderstandorte, davon neun auf den Azoren und sechs auf Madeira, ausgestrahlt. Darüber wurden 75% der Bevölkerung erreicht. Derzeit wartet man auf eine Entscheidung der Regierung. Es wird erwartet, dass ein neuer Roll-Out in DAB Plus startet.

Frankreich

Eigentlich sollte in Frankreich längst Digitalradio im großen Stil laufen. Unser Glück, dass daraus nichts geworden ist. Denn die Franzosen favorisierten lange den ebenfalls zur DAB-Systemfamilie gehörenden DMBStandard. Diesen können allerdings die meisten unserer Digitalradios nicht empfangen. Während der letzten Jahre wurden Digitalradio-Tests in mehreren Städten durchgeführt. Zunehmend auch in DAB Plus, für das sich Frankreich inzwischen entschieden hat. Im Sommer 2012 bekundeten über 180 französische Privatsender ihr Interesse an DAB Plus. Nicht dabei waren allerdings die staatlichen Sender, die die digitale Verbreitung für als zu kostenintensiv erachten. Geht alles nach Plan, soll noch heuer mit dem Aufbau von Digitalradio in vorerst 20 Ballungsräumen anlaufen. Darunter unter Anderem Straßburg, Mühlhausen, Metz und Lille. Die Arbeiten sollen bis April 2013 abgeschlossen sein. Es wird spannend bleiben, was sich in Frankreich wirklich tut. Schließlich hat man den Aufbau von Digitalradio schon mehrmals quasi in letzter Minute gestoppt. Fährt man heute zu unserem westlichen Nachbarn, wird das Digitalradio höchstwahrscheinlich verstummen, nachdem man aus der Reichweite der deutschen Sender fährt. Danach sollte man jedenfalls einen Sendersuchlauf starten. Da Frankreich heute DAB Plus näher ist als je zuvor, könnte ja bereits ein digitales Paket gerade dort schon auf Sendung gegangen sein, wo Sie gerade unterwegs sind.

Ost- und Südosteuropa

Hier ist Digitalradio noch kein Thema. Pläne für eine baldige Einführung des digitalen Rundfunks liegen nicht vor. Die Hörer bleiben noch für längere Zeit auf UKW angewiesen.
 
Und Malta?
 
Hier startete 2008 der weltweit erste DAB-Plus-Multiplex im Regelbetrieb. Inzwischen ist ein zweiter auf Sendung. Der Versorgungsgrad auf der Insel liegt übrigens bei 100 Prozent. Das Programmangebot sucht jedenfalls seinesgleichen. Neben einheimischen Stationen enthält es auch Kanäle aus dem Ausland, wie Italien, Großbritannien und den USA.

Empfangsprognose Tschechien und Ungarn

(Thomas Riegler)

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