Horror auf Blu-ray

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Horror auf Blu-ray, Teil 6

An der Grenze des Erträglichen

Folgt man dem Grundschema des Mainstream-Horrors, so wird die Ordnung am Ende kathartisch wiederhergestellt, manchmal stirbt der Protagonist, manchmal aber auch nicht. Die finstere Bedrohung bzw. das Böse erfährt aber stets eine komplette Zerstörung, die es auf Nimmerwiedersehen verbannt, oder? Natürlich nicht! Werden die stärksten Filmfiguren am Ende scheinbar wieder Herr der Lage, gibt es meist doch noch einen kleinen Dreher, der einmal mehr beweist, dass das Irreale einfach nicht fassbar ist. Der Schrecken geht weiter, Fortsetzung folgt! Schon allein wegen dieser seit Urzeiten angewandten Handlungsstruktur ist das Horrorgenre prädestiniert für langlebige Fortsetzungsreihen.
 
Sequels von Horrorstreifen setzen meist noch einen drauf: mehr Gewalt, Spezialeffekte und unglaublichere Tode als zuvor, was den Film nicht unbedingt besser macht. So ist in diesem Jahr am 3. Dezember noch der sechste Teil der „Saw“-Reihe fällig, der sich um den inzwischen verstorbenen, moralisch besorgten Massenmörder, Fallensteller und Spieleliebhaber Jigsaw (Tobin Bell) dreht. Nach so vielen Filmen dürften die Spielregeln klar sein, weshalb nur noch die Frage besteht, welche verrückten Fallen wohl als Nächstes kommen. Verharrt die Kamera während des Mordens auf dem Opfer und zelebriert somit dessen körperliche Dekonstruktion, so befinden wir uns bereits im Splatter-Bereich. Hier herrscht weniger die Furcht als vielmehr der Ekel vor.
 
 

Die Ursache des Grauens liegt häufig in der Vergangenheit und basiert auf einem besonders schrecklichen Vorkommnis, das sich in der Gegenwart in leicht abgewandelter Form wiederholt. Zombie- und Geisterfilme eignen sich hierfür natürlich bestens, denn irgendeinen überzeugenden Grund müssen die Untoten ja schließlich haben, um selbst nach ihrem Ableben Nacht für Nacht aktiv zu bleiben. So auch in der makaberen Comicverfilmung „Trailerpark Of Terror“. Dort nämlich herrscht die vollbusige, wenn auch nicht mehr ganz lebendige Norma (Nichole Hiltz) über eine Horde abgewrackter Provinzzombies, die jeden auseinandernehmen, der sich in den Trailerpark verirrt. Doch auch schon zu Lebzeiten waren die Bewohner alles andere als freundlich und gingen stets ihren umtriebigen Hobbys nach: Trucks ausrauben und unflätige Sexvideos drehen. Nachdem Normas Mutter bei einem dieser Drehs getötet wurde und mit Normas Freund ihre einzige Chance, dem Terror zu entkommen, auf einem spitzen Zaun verendet, entschließt sie sich zu einem vom Teufel selbst gesponserten Amoklauf.
 
 

Jahre später tappt eine Handvoll Jugendlicher direkt in Normas Arme und des Nachts beginnt der Terror erneut: Es werden Knochen aus Körpern massiert, Arme abgesägt und natürlich Videos von den armen Teenagern gedreht, die sich nicht an die christliche Gesellschaftsnorm halten. Ein besonders übles Schicksal erwartet diejenigen, die schon vor der Ehe miteinander schlafen. Was für eine Sünde! Solch „erzieherische“ Botschaften kommen in konservativen Horrorstreifen nicht gerade selten vor. Dem Zuschauer wird voyeuristisch das Brechen der Regeln vorgeführt, während kurz darauf die äußerst extreme Konsequenz daraus gezogen wird. Aus der Sicht eines aufgeklärten Atheisten ist das durchaus kritikwürdig, aber zumindest der Teufel des höllischen Trailerparks (ein cooler Rocker-Opa) hat sichtlich seinen Spaß an der Sache. Wer ihm entkommen will, muss schnell laufen und im Zweifelsfall den Versuchungen am Wegesrand widerstehen können.
 

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