So live ist Live-TV wirklich

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So live ist Live-TV wirklich, Seite 2

Unterschiede bei den Empfangswegen

Receiver sorgen für Verzögerung

Auch Receiver benötigen Zeit, um das Digitalsignal wieder in Bilder umzuwandeln. Sie arbeiten dabei alles andere als gleich schnell. Selbst wenn zwei Geräte das gleiche Programm an den TV weitergaben kam es zu hörbaren Unterschieden von bis etwa der Dauer, die wir zum Sprechen kurzer Wörter, wie „und“ benötigen. Auch bei Szenenwechsel ist deutlich zu sehen, dass die Receiver asynchron laufen. Diese Asynchronität tritt auch zwischen den Ausgängen nur eines einzigen Receivers auf. So liegt das analoge, via Scart oder Cinch-AV ausgegebene Signal um einen Hauch vor dem via HDMI zum TV geleiteten. Wie hoch die durch den Receiver verursachte Verzögerungszeit bis zur Wiedergabe ist, hängt von dessen Rechenleistung ab. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ältere Geräte länger brauchen als neue. Wobei es auch auf die Qualität der in ihnen verbauten Komponenten und die eingespielte Software ankommt.

Unterschiede bei Empfangswegen

Eigentlich möchte man meinen, dass das digitale Antennenfernsehen noch vor dem Satelliten-Signal bei uns ankommt. Das muss aber nicht der Fall sein. So erfolgt etwa in mehreren Ländern, wie Frankreich oder Italien die Signalzuführung zu den terrestrischen Sendeanlagen über Satellit. Somit muss das Signal zuerst vom Sender den längeren Weg zum Satellit zurücklegen, wird am DVB-T-Senderstandort wieder eingefangen, neu aufmoduliert und dann wieder terrestrisch ausgestrahlt. Zwei Bis drei Sekunden sind bei diesem technischen Aufwand der hierbei entsteht als Verzögerung nicht selten. Die größte Verzögerung erfolgt aber auch hier im Zuge der Signalaufbereitung. Wobei durchaus auch das Alter der Geräte eine Rolle spielen kann.

Live-Webstreams

Schaut man sich Live-Webstreams regulärer Fernsehprogramme an, muss man den Begriff Live schon recht weit gefasst sehen. Denn gerade über das Internet können vermeintliche Live-Signale sehr hohe Verzögerungen aufweisen. Besonders krass wirkt sich das bei der Übertragung von Skirennen aus. Während man im TV bereits den nächsten Läufer auf der Strecke sieht, bekommt man am Smartphone erst den Start des vorherigen Rennläufers zu sehen. Was einer Verzögerung von etwa 2 Minuten entspricht. So haben wir es beim ORF erlebt. Auch beim Ersten haben wir eine Verzögerung zum Sat-Signal von 1,48 Minuten festgestellt. Wobei diese Verzögerungszeiten variieren können.

Und was ist mit Kabel-TV?

Wenn es ums Live-Fernsehen geht, wird man über das Kabel der letzte sein, der das entscheidende Tor sieht. Denn die analogen Kabelkanäle werden heute aus digitalen Signalen umgewandelt – was einige Zeit dauert. Im digitalen Kabel werden zudem die einzelnen Multiplexe von den Kabel-Betreibern neu zusammengesetzt, was ebenfalls Zeit kostet. Weiter muss man berücksichtigen, dass als Basis für die Verbreitung im Kabel meist das Satellitensignal sorgt. Erst nachdem es empfangen wurde, kann es kabelgerecht aufbereitet werden. So gesehen war man 1936 vielleicht gar nicht so rückständig, was die Übertragung von Live-Ereignissen im TV anbelangte. Immerhin war man in der Fernseh-Steinzeit bereits schneller und aktueller, als dies heute auf ultramodernem Wege via Internet-Livestream möglich ist. Das sollte uns eigentlich zu denken geben.

(Thomas Riegler)

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