
Nach der am Dienstag gesendeten „Insider“-Doku greift Reiseveranstalter TUI das ZDF scharf an. Den „Insidern“ sei Geld geboten worden und ohnehin hätte die Redaktion lange suchen müssen, um „besonders dramatische Geschichten“ zu finden. TUI behauptet, Aussagen in der Doku seien falsch. Gegenüber DIGITAL FERNSEHEN nimmt nun exklusiv auch das ZDF Stellung.
Hinter die Kulissen des Reise-Giganten TUI blickte das ZDF am Dienstagabend zur besten Sendezeit in einer Primetime-Doku, die nach nach vorläufigen Daten im Schnitt 2,25 Millionen Menschen linear ansahen. Weitere kamen über die Mediathek, wo das Format flexibel abrufbar ist, hinzu. In der Doku gaben vier ehemalige Mitarbeiter Einblicke hinter die Fassade des Reisekonzerns. Animateure berichteten, warum sie so wichtig für TUI sind. Auch Reklamationen vor Ort waren ein Thema.
Seit 2021 blickt das ZDF mit seiner „Insider“-Doku hinter die Kulissen von großen Firmen. Frühere Ausgaben drehten sich schon um Rossmann, Lidl, McDonalds oder AIDA. Die Aufbau ist stets gleich: Ehemalige Mitarbeitende packen aus – verraten vermeintliche Betriebsgeheimnisse, klären auf oder prangern Missstände an. Der Reisekonzern TUI wollte diesmal das Ergebnis der Dokumentation aber nicht auf sich sitzen lassen. TUI behauptet nun, dass die Produktionsfirma in den vergangenen Jahren viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeschrieben habe, „um besonders dramatische Geschichten“ zu finden.
Weiter heißt es vom Reiseveranstalter: „Für die Interviews wurde 800 € Gage geboten. Vier anonyme vermeintliche ehemalige Beschäftigte haben schlussendlich in der Sendung Behauptungen erhoben, die erschreckend falsch sind.“ TUI sei, als es 2024 von den Anfragen erfahren habe, mit der Redaktion in Kontakt getreten, eine „Unterstützung“ sei aber abgelehnt worden. TUI schreibt nun: „Die Fragen ließen sofort vermuten, dass die Recherchen nicht umfassend und nicht nachvollziehbar waren, Zusammenhänge nicht verstanden wurden oder gar frei erfunden sein mussten. Wir vermuten deshalb, dass „Die Insider“ weniger an einer wahrheitsgemäßen Darstellung als an einer Effekthascherei interessiert waren.“
Falsch seien nach TUI-Angaben Behauptungen, dass Essensreste auf der „Mein Schiff“-Flotte über Bord entsorgt würden, ebenso falsch wie die Behauptung, TUI würde absichtlich Intransparenz schaffen. „Leider scheint es bei „Die Insider“ einen starken redaktionellen Druck zu geben, den nächsten Skandal aufzudecken, auch wenn es diesen vielleicht gar nicht gibt“, schlussfolgert TUI. Zahlreiche Redaktionen haben die Beschwerde von „TUI“ aufgegriffen, viele aber haben dem ZDF nicht die Möglichkeit gegeben, sich zu äußern.
Das ZDF weist die Vorwürfe von TUI zurück.
Gegenüber DIGITAL FERNSEHEN heißt es vom Lerchenberg: „Das ZDF weist die Vorwürfe von TUI zurück.“ Die Verkaufsmaßnahmen, mit denen TUI beispielsweise bei den Katalog-Angeboten arbeite, die Diskrepanz zwischen Sterne- und Sonnen-Bewertungen, die im Verhältnis zu den Passagieren zu geringe Zahl an Liegen auf Kreuzfahrtschiffen oder die Tatsache, dass Lebensmittelreste teilweise geschreddert und ins Meer entsorgt werden, seien „durch mehrere Quellen belegt“. Und weiter teilt das ZDF mit: „Alle Protagonisten waren nachweislich ehemalige Beschäftigte.“
TUI jedenfalls schwingt direkt die große Keule. Von dort heißt es: „Wir fragen uns: Können diese Behauptungen der Anspruch eines investigativen Magazins sein? Eines Magazins, das mit öffentlich-rechtlichen Mitteln finanziert wird? Geht es hier wirklich um die – unbestritten außerordentlich wichtige – Aufgabe der vierten Gewalt, Missstände aufzudecken?“ TUI glaubt eher, dass mit solchen Reportagen das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Sender zerstört werde.
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