„Polizeiruf 110“ heute aus München: Dragqueens auf der Flucht

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Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch
Foto: BR/Bantry Bay Productions GmbH/Jürgen Olczy

Eigentlich wollen Tulip, Peekabou und Menora nur ihre Ruhe. Doch nachdem sie frühmorgens ihren Nachtclub zugesperrt haben, bricht das Chaos über sie herein. Ein spannender Krimi aus München.

Ein Mord im Münchner Bahnhofsviertel. Mit fünf Schüssen wird ein Mann in den frühen Morgenstunden regelrecht hingerichtet und mit einem Fischernetz bedeckt. Die einzigen Zeuginnen: drei Dragqueens. Sie blicken den zwei Tätern direkt ins Gesicht und rennen in Panik davon. 

Niemand soll erfahren, was sie gesehen haben – doch dann steht doch die Polizei vor ihrem Club. „Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ ist der Titel der ungewöhnlichen Folge der Krimireihe «Polizeiruf 110» aus München, der am Sonntag (18. Mai) um 20.15 Uhr im Ersten und im Anschluss in der ARD Mediathek zu sehen ist.

Organisierte Kriminalität und Baupläne

Johanna Wokalek und Stephan Zinner spielen das mittlerweile bewährte Kommissars-Duo Cris Blohm und Dennis Eden, das die Ermittlungen übernimmt. Eine komplizierte und vor allem auch gefährliche Angelegenheit, denn die Spuren deuten auf organisierte Kriminalität hin. Dabei könnte es auch um ein großes Bauvorhaben gehen, für das im Münchner Bahnhofsviertel in großem Stil abgerissen werden soll, um Platz für neue Gebäude zu schaffen. 

Umso wichtiger wären die Aussagen von Tulip (Patrice Grießmeier), Menora (Bozidar Kocevski) und Peekabou (Meik van Severen). Doch die drei haben große Angst. Zu ihrem Schutz fahren Blohm und Eden mit ihnen in ein abgelegenes, leerstehendes Wirtshaus. Doch sind sie in dem Kaff mitten auf dem Land wirklich sicher?

Spannend und vielschichtig

Der von Dror Zahavi inszenierte Krimi des Bayerischen Rundfunks (BR) nach einem Drehbuch von Günter Schütter zeigt München von seiner wenig glamourösen Seite, mit großartigen Bildern. Die Geschichte ist spannend und nimmt sich Zeit, die Figuren zu entwickeln und sie als vielschichtige Charaktere zu zeigen, die alle ein Päckchen zu tragen haben. Auch das Schauspielteam beeindruckt, zumal zwei aus dem Ensemble auch im realen Leben in der Dragqueen-Szene aktiv sind. 

Gewählte Familien

„Da gab es viele Parallelen im Drehbuch, an die ich emotional direkt anknüpfen konnte“, sagt van Severen, im Film als Peekabou zu sehen. Eine wichtige Rolle spielen Beziehungen. Es geht um die eigene Familie und die Tatsache, nicht deren Ideal eines Mannes zu entsprechen. Und um die Bedeutung des Freundeskreises, der einen so nimmt, wie man ist. «Ich finde es sehr berührend, dass wir zeigen konnten, wie wichtig eine „chosen family“ für ganz viele innerhalb der LGBT+ Community ist, also Freundschaften, die gleichzeitig einen Familienersatz bilden, einen „Safe Space“», formuliert es van Severen. 

Beim Dreh konnte das Ensemble auch eigene Erfahrungen einbringen. „Unser Regisseur war offen für unsere Anliegen der Drag-Community und für konkrete Anregungen, und wir hatten einen spannenden Diskurs. Das ist nicht selbstverständlich“, findet Grießmeier und zitiert das Motto für die Gemeinschaft der Drags. „Wir wollen einfach nur existieren dürfen – es muss euch nicht gefallen, aber es ist unser Leben.“

Von Cordula Dieckmann, dpa (Redaktion DF: mw)

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