Für Studie: Facebook machte 700 000 Nutzer zu Versuchskaninchen

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Für eine Studie hat Facebook knapp 700 000 seiner Nutzer unwissentlich zu Versuchskaninchen gemacht. Denn um die entsprechenden Daten erheben zu können, hat das soziale Netzwerk die angezeigten Beiträge im Nachrichtenstrom absichtlich manipuliert.

Facebook hat vor zweieinhalb Jahren für eine Studie die Auswahl der Einträge im Nachrichtenstrom von einigen Hunderttausend Nutzern manipuliert. Bei dem Experiment sollte erforscht werden, wie sich positive und negative Emotionen in Netzwerken ausbreiten. Entsprechend wurden für Nutzer die Einträge ihrer Facebook-Freunde vorgefiltert. Die Autoren der kürzlich veröffentlichten Studie kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die mehr positive Nachrichten sahen, etwas eher dazu neigten, auch selbst Einträge mit positivem Inhalt zu veröffentlichen – und umgekehrt.

Insgesamt wurden im Januar 2012 für eine Woche die Newsfeeds von knapp 690 000 Nutzern der englischsprachigen Facebook-Version manipuliert. Es wurden laut Studie über drei Millionen Einträge von Software ausgewertet, die per Wortanalyse die Emotion zuordnete. Das brachte neben Kritik an der ethischen Seite des Experiments auch Zweifel an der Aussagekraft der Studie: So verwies das Psychologie-Blog «Psych Central» auf Schwierigkeiten der verwendeten Software, die Stimmung eines Eintrags nur anhand einzelner Wörter zuzuordnen. Von Facebook gab es zunächst keine Reaktion.
 
Die Studie war bereits am 2. Juni veröffentlicht worden, kam aber erst jetzt mit Medienberichten und Kritik im Internet in die Diskussion. In dem Papier wird darauf hingewiesen, dass die Datenverwendungsregeln von Facebook, denen die Nutzer zustimmen, ein solches Vorgehen zulassen. Die Newsfeeds der Mitglieder werden von Facebook ohnehin nach Algorithmen gefiltert, um sie nicht mit Informationen zu überfluten.
 
Nach der teils harschen Kritik hat sich das soziale Netzwerk nun auch selbst zu Wort gemeldet und das Experiment verteidigt. Für das Online-Netzwerk sei es wichtig, zu verstehen, wie Mitglieder auf verschiedene Inhalte reagierten, erklärte Facebook in der Nacht zu Montag. „Wir überlegen vorsichtig, welche Forschung wir betreiben, und haben ein striktes internes Aufsichtsverfahren.“ Facebook betonte, bei der Studie seinen keine Daten gesammelt worden, die einzelnen Nutzern zugeordnet werden könnte. Zudem sei nur die mindest mögliche Zahl von Nutzern für statistisch relevante Ergebnisse beteiligt gewesen. Seit dem Experiment Anfang 2012 sei auch die Aufsicht über solche Studien verbessert worden. [dpa/fm]

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