Studie: Händler sehen eigene Branche als digitalen Nachzügler

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Zwei Drittel der Händler glauben, dass Bezahlen im Laden im Jahr 2030 automatisch abläuft. 53 Prozent sehen Virtual Reality als gängiges Verkaufsinstrument der Zukunft, aber 11 Prozent haben heute immer noch keine Homepage.

Die Bitkom Research hat im Auftrag des Digitalverbands Bitkom eine Umfrage bei 530 Händlern im Groß- und Einzelhandel durchgeführt. Davon waren 150 Händler, die ausschließlich stationär verkaufen. In der Umfrage ging es um Produkte aus dem 3D-Drucker, automatisches Bezahlen beim Verlassen des Ladens oder Öffnungszeiten rund um die Uhr, kurzum: Um einen Blick in die Zukunft des Handels. Doch auch eine aktuelle Bestandsaufnahme war Bestandteil. Und gerade die bot weniger Grund zur Freude. 

So sehen 77 Prozent der Händler Ihre Branche als Nachzügler in Sachen Digitalisierung. Was sich etwa daran festmachen lässt, dass elf Prozent der Händler noch keine eigene Homepage besitzen. Schaut man auf die ausschließlich stationär verkaufenden, sind es sogar 36 Prozent. Auch bei Google, Google Maps, Gelbeseiten.de oder werliefertwas.de sind 28 Prozent noch nicht eingetragen. Und nur 30 Prozent nutzen soziale Netzwerke, um auf ihr Unternehmen und ihr Angebot aufmerksam zu machen.
 
Bitkom-Handelsexpertin Julia Miosga dazu: „Suchmaschinenpräsenz ist für alle Unternehmen wichtig, auch wenn man nicht online verkauft. Je besser und umfassender online Informationen zur Verfügung gestellt werden, umso wahrscheinlicher ist der Gang des Kunden ins Geschäft beziehungsweise der Klick des Kunden auf die Homepage und den Online-Shop. Diese einfache Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und Kunden anzusprechen, sollten Händler nicht unnötig verschenken. Fast jeder ist heute online, auch mobil. Darauf sollten die Händler reagieren und die Kunden genau da abholen, wo es für diese am unkompliziertesten ist.“
 
Aber auch wenn noch längst nicht jeder Händler digitale Basics einsetzt so sieht der Blick ins Jahr 2030  schon ganz anders aus. Hier schätzt sich die Branche sehr fortschrittlich ein. Gut 65 Prozent meinen, dass das Bezahlen dann beim Verlassen des Geschäfts automatisch, also ohne lange Schlangen an der Kasse ablaufen wird.
 
61 Prozent sehen Läden in der Rolle eines Showrooms, in dem Produkte getestet und anschließend im Online-Shop des Händlers bestellt werden können. 53 Prozent der Händler denken, dass Waren bis 2030 im stationären Handel auch über Virtual Reality erlebbar sein werden. 40 Prozent glauben daran, dass der stationäre Handel rund um die Uhr an allen Wochentagen geöffnet haben wird.
 
„Mit Blick in die Zukunft zeigen sich die Händler zwar fortschrittlich. Allerdings gibt es bis dahin noch viel Nachholbedarf“, sagt Miosga. „Der Handel in anderen Ländern ist hier schon deutlich weiter. Was hierzulande noch als Vision gilt, ist andernorts schon Standard.“

[tk]

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6 Kommentare im Forum

  1. Ganz ehrlich, viele Händler vor Ort bieten inzwischen kaum noch brauchbares an und wollen am liebsten, dass der Kunde bestellt und dort abholt, sorry, aber wenn ich schon bestelle, lasse ich es mir auch kostenlos nach Hause liefern, meine Suche nach einem "Seniorenhandy" für meine Ma, endete wie so oft mit einer Bestellung beim großen "A", weil es die Märkte vor Ort einfach nicht gebacken kriegen.
  2. Ein Only Offline Händler kann sich nur dann optimal positionieren in heutiger Zeit, wenn er exklusive Produkte vorhält, die auf online nicht verfügbar sind.
  3. Ja, das Phänomen gibt es ganz drastisch auch bei der Modellbahn – meist noch damit verbunden, dass die Offline-Händler ob ihrer winzigen Mengen nur alle paar Wochen bei den Herstellern bestellen und dann sind die Modelle (die oft nur dreistellige Auflagen haben) durch die wenigen großen Versandhändler schon lange ausverkauft… Kleinere Hersteller (also eigentlich alle außer Märklin…) führen diese Händler zudem oft gar nicht oder zu völlig inakzeptablen Konditionen (verpflichtende Bestellung zu mehr als dem UVP).
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