
15 Jahre nach dem letzten Teil ist „Karate Kid“ zurück. Diesmal jedoch wurde versehentlich auf den Vorspul-Knopf gedrückt, der das Training in Zeitraffer ablaufen lässt.
Liegt es daran, dass Jonathan Entwisle zuvor nur bei Musikvideos und TV-Serien Regie führte? Oder war es das Drehbuch, welches unbedingt einen doppelten Heldenweg (mit zwei Trainingsmontagen) in eine 94-Minuten-Filmhandlung unterbringen wollte? Der neue „Karate Kid“ ist dermaßen zügig geschnitten, dass kaum Zeit für echtes Drama bleibt. Mr. Miyagi würde sich im Grabe umdrehen. Außerdem würde er einen Vortrag über die Kraft der Ruhe und die Notwendigkeit des Innehaltens zum Besten geben, wenn er diesen Film sähe. Die hohe Schnittfrequenz sorgt nämlich auch bei den nun actionreicheren Kämpfen für Unübersichtlichkeiten.

Reichlich Charme trotz des tiefen Falls
Ansonsten ist die Geschichte die alte geblieben: Ein Neuling (Ben Wang) in der Stadt lernt ein Mädchen (Sadie Stanley) kennen, dessen Exfreund ein prügelnder Fiesling ist. Diesen gilt es in einem Tournament mit einem Dragon-Kick (statt Kranich-Kick) zu besiegen. Dass in der ersten Filmhälfte der potenzielle Schwiegervater („Dawson’s Creek“-Star Joshua Jackson) zu einem Boxer mit Kung-Fu-Skills ausgebildet werden soll, schadet dem Film. Denn erst in der zweiten Hälfte geben Mr. Han (Jackie Chan) und Daniel LaRusso (Ralph Macchio) dem Jungen einen einwöchigen Karate-Crashkurs. Auch dass Li Fong von Anfang an Kung Fu beherrscht und gleich als erstes seinen akrobatischen Dragon-Kick vorführt, schadet der Fallhöhe und reduziert das Identifizierungspotenzial.
Überhaupt sehen die Kämpfe mit ihrem übertriebenen Wirework und den CGI-Effekten alles andere als glaubwürdig aus. Sie verpassen damit die Botschaft, dass einfach jeder Karate/Kung Fu lernen kann. Gänzlich unsympathisch ist der Film trotz allem nicht. Hauptdarsteller Ben Wang verbreitet genügend Charme. Er scheint auch die Martial-Arts-Bewegungen ganz gut draufzuhaben. Die Action-Opas Chan und Macchio sorgen, wenn auch nur kurz, für zusätzlichen Humor. Tolle New-York-Eindrücke und ein frischer Soundtrack sind ebenfalls Pluspunkte.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Lars Zschoke

Das Mitfiebern fällt schwer, da alles nur halbgewalkt abgehandelt wird. Wer „Cobra Kai“ und/oder die ersten „Karate Kid“-Filme mag, wird sich hierfür leider kaum erwärmen können.
Dennoch gibt es den Film bei Amazon im schicken 4K UHD Steelbook für Sammler, sowie auf Blu-ray und DVD.

Wer sein Regal nicht mit „Karate Kid: Legend“ belasten möchte, kann den Titel bei Prime Video digital erwerben.
Auch interessant: