
Seit Samstag gehen in Sachen Bundesliga am Samstagnachmittag Sky und DAZN an den Start. Spürbar: Die neue Konkurrenz belebt auch dieses Geschäft. Unsere TV-Kritik.
Der Bundesliga-Ball rollt wieder. An diesem Wochenende startete nicht nur die neue Spielzeit, sondern auch die neue Rechteperiode – und die brachte im Kern eine Änderung mit sich. Die Bundesliga-Konferenz, vor ziemlich genau 25 Jahren von Premiere-Vorgänger Sky erfunden, läuft jetzt bei DAZN. Im Gegenzug feierte schon am Freitag die Bundesliga ein vom produktionstechnischen Aufwand her beachtliches Comeback bei Sky. Freilich aber: Auf der traditionellsten aller Anstoßzeiten liegt ein besonderes Augenmerk. Beide großen Fußball-Pay-Anbieter starteten mit ihren Vorberichterstattungen um 14 Uhr, beide behielten dabei ihre DNA, beide legten sich merklich ins Zeug.
Im Sky-Programm fiel vor allem auf, dass sich die neuen Vereinbarungen mit der Bundesliga bezahlt machen. Seit dieser Saison müssen Startelf-Spieler bekanntlich nach der Busankunft noch kurze Interviews geben. Insbesondere bei fünf Matches parallel gab es also zu Beginn der Countdown-Show von Sky deutlich mehr Spieler-O-Töne als früher. Sky profitierte sichtbar davon, in den Stadion qua Rechteverteilung priorisiert behandelt zu werden. DAZN befasste sich in den ersten fast 25 Minuten eher mit sich selbst. Die Analysen kamen von den Reportern oder von Experte Sami Khedira. Die ersten 15 Minuten der Berichterstattung entstehen im neuen Konferenz-Studio, Robby Hunke übernahm in dieser Zeit den Lead-Part.
Aufsteiger Khedira
Das eigentliche Moderationsduo Laura Wontorra / Sami Khedira übernahm dann erst um Viertel nach Zwei. Ob das auf Dauer Sinn macht, wird zu beobachten sein. Die „Pre-Show“ sorgt für einen kompakten Überblick über den Nachmittag, wirkt aber sehr wie ein eigenes Element. Auch in den Folgeminuten bis 15 Uhr blieb DAZN in zahlreichen Momenten bei sich. Dabei wurde sichtbar, wie sehr sich Sami Khedira als meinungsstarker Experte entwickelt hat. Der ehemalige Top-Spieler ist auf dem Weg zum Top-Experten. Erst in der Schlussphase der Vorberichterstattung mehren sich dann auch bei DAZN die O-Töne; der Streamer fasste sie unter anderem auch sehr kompakt in einem Stück zusammen.

Und Sky? Abseits der erweiterten Interview-Möglichkeiten machte der Sender vieles so wie in den vergangenen Jahren, sieht man mal davon ab, dass auf den weiteren Sendern die Einzelspiele nun einige Minuten früher beginnen und somit ebenfalls mehr Zeit für Interviews ist. Vor dem Anstoß ging Sky als Sieger des Duells hervor.
Die neue DAZN-Konferenz, die um halb vier startete, machte prompt einen sehr runden Eindruck. Alle Stimmen verfügen schon über Konferenzerfahrung, sei es – wie im Fall von Oliver Forster – von ganz früher, oder wie bei den anderen als Kommentatoren der Champions-League-Konferenz bei DAZN. Insofern dürfte jedem, der sich früher bei der „Original-Sky-Konferenz“ heimisch fühlte, auch das neue DAZN-Produkt eine Freude bereiten. Dass DAZN agiler, schneller und temporeicher hin und herschalten will, war indes nicht wirklich zu erkennen.
Noch Luft nach oben bei Multiview-Bedienung
Bei Sky feierte derweil das neue Multiview seine Premiere – auf einem der hinteren Bundesliga-Sender liefen alle fünf Spiele auf einem Bildschirm – zudem folgte die Einladung, das „interaktive Multiview“-Element zu öffnen (nur bei laufender Internet-Verbindung). Wer die Funktion aktiviert, wird binnen Sekunden weg vom linearen Sender geleitet und hin auf eine ähnlich aussehende Bildfläche, die es per Knopfdruck ermöglicht, den zu den Bildern gehörenden Ton zu hören oder direkt auf die entsprechenden Sender zu schalten. Eine minimale Verzögerung bei jeder Aktion muss seitens des Fans aber einkalkuliert werden.
Tricky wird dann das Verlassen der interaktiven Elemente (zu denen übrigens auch der „Match-Alarm“ gehört). Denn im interaktiven Bereich angekommen, ist es nicht möglich, beispielsweise über das Drücken der Taste „1“ zum Ersten zu wechseln. Zuvor muss umständlich der interaktive Bereich verlassen werden, eine mögliche Stolperfalle für manche. Ein einfacheres Beenden der interaktiven Funktion wäre intuitiver. Die Einzelspiele gibt’s weiter bei Sky, hier wurde insbesondere das beste Einzelspiel des Nachmittags durch einen Co-Kommentator (diesmal souverän: Sky-Neuzugang Martin Harnik) aufgewertet. Dennoch: Zwischen 15:30 und 17:30 Uhr lag DAZN vorn.
Am Ende dürfte der Gewinner aber vor allem der Fan sein: Während Sky mit dem Claim „Die Saison gehört dir“ wirbt und DAZN in seinem Konferenz-Studio „Der Samstag gehört uns“ auf die Monitore warf, „gehört die echte Auswahl nun dem Fan“. Sky oder DAZN? Alle Tore fallen bei beiden Anbietern. Und mit den zusätzlichen Re-Live-Rechten (jeder darf die Live-Einzelspiele des anderen nach Abpfiff in voller Länge zeigen) sind Fans mit nur einem Abo ebenfalls anständig versorgt. Nicht jede der vergangenen Rechteausschreibungen hat solche Verbesserungen hervorgebracht.
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