Eine Frau und viele gruselige Männer – der Horrorfilm „Men“ kommt

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Foto: ZDF / Kevin Baker

Als Autor von „28 Days Later“ und Regisseur von „Ex Machina“ hat Alex Garland das Zwielichtige zur Perfektion gebracht. In seinem Horrorfilm „Men“ geht es um toxische Männlichkeit. Jetzt im ZDF.

Ihre Ehe war zuletzt eine einzige Hölle gewesen. Doch seit ihr Mann vor ihren Augen in den Tod gestürzt ist, ist das Leben der Londonerin Harper (Jessie Buckley) nicht besser geworden. Die Bilder vom entsetzlichen Erlebnis lassen der Mittdreißigerin keine Ruhe. Sie hatte ihn verlassen wollen. Trotz – und gerade wegen – seiner Erpressungen in der Beziehung.

Flucht aufs Land – und der Horror wird größer

Hat der bipolare James (Paapa Essiedu) die wiederholten Drohungen mit Suizid wahr gemacht? Oder war es ein Unfall, als er in ihre Wohnung einsteigen wollte? Das Bild, wie er am Balkonfenster vorbeifliegt und in ihre Augen zu blicken scheint, verlässt sie in Tagträumen nicht.

Das TV-Publikum lernt Harper in dem Horrorfilm „Men“ als eine verunsicherte Frau kennen, die einen Neuanfang sucht und im nächsten Schrecken landet. „Men“ läuft am Montag (7. Juli) um 23.10 Uhr im Zweiten und steht bereits ab Sonntag (6. Juli) um 10.00 Uhr einen Monat lang im ZDF-Streamingportal.

Um mit den traumatischen Erlebnissen abzuschließen, hat Harper sich in das idyllische Ferienlandhaus des Vermieters Geoffrey zurückgezogen. Mit dessen schmieriger und etwas unheimlicher Art kann die Hauptstädterin gelassen umgehen. Immerhin: Anscheinend will er ihr nichts Böses.

Auch der Pfarrer ist ein böser Mensch

Doch als ein nackter, mit Narben übersäter Mann sie erst kreischend durch einen alten Fußgängertunnel verfolgt und dann – wiederum wie Gott ihn geschaffen hat – stumm vor dem Fenster ihres Ferienhauses steht, reicht es Harper. Als er an die Tür will, ruft sie die Polizei. Die Beamten nehmen den wilden Exhibitionisten im Streifenwagen mit. Fürs Erste.

Auch die Begegnungen mit anderen Einheimischen des kleinen Dorfes im idyllischen Gloucestershire sind für die Großstädterin verstörend. Ein frauenhassender Teenager-Junge beschimpft sie vor der Kirche. Ein Pfarrer wanzt sich schleimig heran und gewinnt Harpers Vertrauen. Er hat aber keinen Trost zu bieten, sondern streut Salz in ihre frischen seelischen Wunden und gibt ihr die Hauptschuld am Tod von James.

Nachdem sich Harper von einem Polizisten im Pub im hämischen Ton anhören muss, dass ihr nackter Stalker bereits kurz nach der Verhaftung wieder freigelassen wurde, will sie ihren Urlaub auf dem Land abbrechen. Doch Harpers Freundin Riley (Gayle Rankin) redet ihr das aus und verspricht, zu ihr zu reisen. Doch in der Nacht, bevor sie endlich eintrifft, passieren in dem Cottage schreckliche Dinge.

Ein Schauspieler in fast einem Dutzend Rollen

Der Brite Alex Garland ist ein Meister darin, Menschen aus tiefster Normalität in bodenlose Abgründe abrutschen zu lassen. Das bewies er bereits als Autor des Romans „The Beach“, als Verfasser des Drehbuchs zu „28 Days Later“ und als Regisseur von „Ex Machina“.

Ein besonderer Clou von „Men“ ist, dass der Schauspieler Rory Kinnear so ziemlich alle Figuren des Dorfes verkörpert – fast ein Dutzend verschiedene Männer, zuweilen zwei in einer Szene. Digitale Tricktechnik macht es möglich.

Das große Thema des Films, der 2022 mit dem Untertitel „Was dich sucht, wird dich finden“ in den Kinos lief, ist das Erleben toxischer Männlichkeit. Die Auseinandersetzung damit bleibt aber leider an der Oberfläche. Dennoch übt der Thriller einen surrealen Sog aus, der immer tiefer in den Horror hinabzieht – bis zum großen Finale.

Von Christof Bock, dpa / Redaktion DF: mw

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