
Samstag 17. Mai 2025. Zum 69. Mal geht der ESC über die Bühne. Er ist die größte Musikshow der Welt und wird heuer in vier Kontinenten übertragen. Kann sein, dass der Rekord von 168 Millionen Zuschauern gebrochen wird. Aber wie hat alles begonnen?
Der Grand Prix Eurovision de la Chanson européenne, so der klassische Titel des ESC, wurde erstmals 1956 ausgetragen. Er ging am 24. Mai im schweizerischen Lugano über die Bühne. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar ist, dass damals beim ESC gerade einmal sieben Länder mitgemacht haben.
Und zwar Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz. Eigentlich hätten es zehn Nationen sein sollen. Doch Dänemark, Großbritannien und Österreich hatten den Anmeldeschluss verpasst.
Um ein abendfüllendes Programm bieten zu können, präsentierte jedes der Teilnehmerländer zwei Songs! Für die Bundesrepublik Deutschland sind Walter Andreas Schwarz mit „Im Wartesaal zum großen Glück“ und Freddy Quinn mit „So geht das jede Nacht“ angetreten. Gewonnen hatte allerdings die Schweiz mit dem in Französisch von Lys Assia vorgetragenen Titel „Refrain“.
Abstimmverfahren gestern und heute
Das Abstimmungsverfahren unterschied sich grundlegend von dem, was wir heute vom ESC kennen. Live-Satellitenschaltungen zu den TV-Anstalten der Teilnehmerländer gab es noch nicht. Wie auch, der erste Satellit, Sputnik 1, wurde erst Jahre später gestartet. Zudem muss man berücksichtigen, dass sich das Fernsehen damals noch im Aufbau befand, beziehungsweise überhaupt erst an den Start gehen musste. So gesehen war es schon wegweisend, ein internationales Format dieses Ausmaßes auf die Beine zu stellen.
Am Rande bemerkt, war der internationale Programmaustausch während dieser Jahre weitaus häufiger als heute. Aus der Not heraus. Denn etwa durch die gemeinsame Ausstrahlung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, kamen die Länder zu Inhalten, die sie alleine gar nicht auf die Beine stellen konnten. Etwa, weil es noch an den technischen Möglichkeiten, aber auch am Geld mangelte. Dank des internationalen Programmaustausches ließ sich so Sendezeit füllen, die die Sender alleine nicht stemmen hätten können.
Zurück zum Abstimmungsverfahren des Jahres 1956. Telefonvoting war auch nicht möglich. Denn Telefon, … wer hatte das damals schon. Unter Berücksichtigung, dass es auch noch sehr wenige Fernseher in den Haushalten gab, hätte ohnehin kaum jemand voten können.
Wie erfolgte die Abstimmung?
Kaum vorstellbar ist, dass jedes Land zwei Jurymitglieder entsandte. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatten sie jeden Beitrag bewertet. Auch den des eigenen Landes. Luxemburg verzichtete auf die Entsendung einer eigenen Jury. Stattdessen hatten sie die Schweizer gebeten, an ihrer statt für sie abzustimmen. Böse Zungen behaupten, dass dies den Sieg der Schweizer beim ersten ESC zur Folge hatte.
Der ESC im Laufe der Zeit
Bis 1968 wurde der ESC nur in Schwarzweiß ausgetragen. Damals waren bereits 17 Teilnehmer mit dabei. Bis auf wenige Ausnahmen war der ESC bis 1990 eine rein westeuropäische Angelegenheit. Eine Ausnahme bildete Jugoslawien, das als einziges sozialistisches Land Mitglied der EBU war von 1968 bis 1991 teilgenommen hatte. Weiter war Israel seit 1973 mit dabei. Die Türkei folgte ab 1975 und war mit Unterbrechungen bis 2012 mit dabei. Nur ein einziges Mal ist der ESC ausgefallen. 2020 wegen Corona.
Der Fall des Eisernen Vorhangs
Der Fall des Eisernen Vorhangs hat aus Europa nicht nur eine neue Welt gemacht, sondern führte auch zu einer markanten Erweiterung der Mitgliedsländer. Bis dahin waren Jahr für Jahr nur so an die 17 Länder gegeneinander angetreten. Seit auch die osteuropäischen Länder mitmachen können, hat sich die Anzahl der Teilnehmerländer verdoppelt und es wurden Vorentscheidungen erforderlich, so wie wir sie heute kennen.
Wie oft haben Deutschland, Österreich und die Schweiz gewonnen?
Deutschland
- 1982 Nicole – Ein bisschen Frieden
- 2010 Lena – Satellite
Österreich
- 1966 Udo Jürgens – Merci, Chérie
- 2014 Conchita Wurst – Rise Like a Phoenix
Schweiz
- 1956 Lys Assia – Refrain
- 1988 Céline Dion – Ne partez pas sans moi
- 2024 Nemo – The Code
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