Neu im Kino: „Eingeschlossene Gesellschaft“ mit Anke Engelke und mehr

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Lust auf Kino am Osterwochenende? DIGITAL FERNSEHEN bespricht drei Neustarts vor, darunter das Kammerspiel „Eingeschlossene Gesellschaft“ mit Anke Engelke.

Red Rocket

Sean Baker ist ein wahres Kunststück gelungen. In „Red Rocket“ setzt er dort an, wo er mit seinen USA-Porträts „Starlet“, „Tangerine L.A.“ und „The Florida Project“ aufgehört hat, und dringt erneut tief in die zerbrochenen Überreste des Amerikanischen Traumes ein. Dieses Mal geht es um einen Pornostar (Simon Rex), der sich auf dem Glanz vergangener Tage, auf seinem gestählten Körper ausruht. Nach seinem Ausstieg aus der Branche kehrt er zurück in das texanische Niemandsland, wo er eine Minderjährige verführt, der er seine protzenden Lügenmärchen aufzutischen versucht.

Baker demontiert gleichermaßen einfühlsam wie urkomisch und erschütternd diesen Hochstapler. Nostalgisch krisseln die stimmungsvollen 16mm-Bilder, als würden sie wie ihr Protagonist vergangenen Illusionen nachtrauern. Der Traum vom Wiederaufstieg zeigt sich nur noch als rastloses Umherirren.

„Red Rocket“ ist dabei vor allem eine hinreißend vielschichtige Ortsbegehung. Ein Vorbeiziehen an qualmenden Industriebrachen, deren Arbeiter längst im Unsichtbaren verschwunden sind. Übrig bleibt nur ein Star, der keiner ist. Ein verkaufter Körper, der vermeintlich keinen Wert mehr besitzt, der alles ins Verderben reißt und sich ins Träumerische rettet, wo schon längst alles in Tristesse versunken ist. Ein grandioser Film!

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Eingeschlossene Gesellschaft

Populäres Satirekino aus Deutschland verheißt selten Gutes und „Eingeschlossene Gesellschaft“ ist ein weiterer Beweis dafür. Sönke Wortmann („Frau Müller muss weg“, „Contra“) hat ein Hörspiel verfilmt, ein Kammerspiel im Lehrerzimmer, in dem eine Schar Lehrerinnen und Lehrer (Ange Engelke, Florian David Fitz und Co.) als Geiseln gehalten wird, weil ein aufgebrachter Vater das Abitur seines Sohnes retten will.

Es ist schon erstaunlich, dass sich jemand des Themas der Unsinnigkeit von Schulnoten und der Vorbildfunktion von Lehrkräften annimmt, ohne sich dabei Gedanken zu machen, die über ein bis zwei naheligende Argumente hinausreichen. Geschwätzt und geplappert wird in diesem Debattenfilm und doch wird wenig Kluges gesagt.

Humorvolle Spitzen vergnügen sich mit Klischees, Kalauern aus vergangenen Jahrzehnten und schlichtweg bösartigem Mobbing gegen die eigenen Figuren, deren Privatleben unangenehm zwecklos in die Öffentlichkeit gezerrt und verlacht wird. Am Ende bleibt ein Plädoyer für eine Emanzipation von bloßem Leistungsdenken – und zugleich die scheinbar ultimative Katastrophe des Aussteigens aus vorgesehenen Aufstiegsplänen. Ein Film arbeitet gegen seine eigene Moral.

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Alles ist gutgegangen

François Ozon ist ein kurioser Filmemacher. Einer, der sich kaum wiederholt, der immer wieder neue Themen anpackt, das muss man ihm hoch anrechnen. Am Ende kommt meist Solides dabei heraus, aber manchmal eben auch im langweiligsten Sinne des Wortes. Neben seiner jüngsten Fassbinder-Adaption „Peter von Kant“, die die Berlinale eröffnen durfte, ist leider auch „Alles ist gutgegangen“ kein sonderlich eindringliches Werk geworden.

Wieder einmal hat sich jemand an das Thema Sterbehilfe gewagt. In „Alles ist gutgegangen“ beschließt ein betagter Herr (André Dussolier), sich das Leben zu nehmen, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hat. Seine beiden Töchter (Sophie Marceau und Géraldine Pailhas) sollen nun den Freitod ihres Vaters in der Schweiz organisieren.

Es überrascht durchaus positiv, wie deutlich sich dieser Film positioniert, wie nüchtern er zu seinem Standpunkt gelangt, ohne sich aus der Reserve zu ziehen. Zugleich fehlt es ihm leider an Widerspenstigkeit, an einer interessanten Formgebung, an der man sich reiben könnte, gerade bei einem so kontroversen Debattenthema. Ozon hat dafür die meiste Zeit nur allzu generisches Wohlfühl-Dramolett übrig und Bilder, die ihrem Publikum das Denken abnehmen.

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Weitere Kinostarts am 14. April 2022

  • 4 Sterne Plus
  • The Dark and the Wicked
  • The Innocents
  • Geschichten vom Franz
  • The Contractor
  • I am the Tigress
  • Lingui
  • Son of Cornwall

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