
Popsängerinnen mit Herzaugen jagen Dämonen: Sowas ist der beliebteste Netflix-Animationsfilm. Ein Song daraus ist jetzt auch Nummer eins in Deutschland. Was man zu dem Streaming-Hit wissen sollte.
Der amerikanische Musical-Fantasyfilm „KPop Demon Hunters“ ist innerhalb weniger Wochen zum beliebtesten Animationsfilm in der Geschichte des Streamingdienstes Netflix geworden. Ein Song daraus ist nun auch Nummer eins in den deutschen Charts.
Seit der Veröffentlichung (20.6.) kommt der Film inzwischen (bis 3.8.) auf etwa 160 Millionen Abrufe. Er gehört damit zu den vier erfolgreichsten Netflix-Filmen überhaupt. Wenn er so weitermacht, könnte er der erfolgreichste werden.
Die Songs aus dem Film haben die Mauer der Streaming-Welt durchbrochen, sind Crossover-Hits und erobern global die Charts. Der Hype um den Film beförderte den Soundtrack schon im Juli auf Platz eins der deutschen Album-Charts – als ersten Soundtrack seit 2Fifty Shades Of Grey – Befreite Lust“ (2018).
Der Song „Golden“ von Huntrix ist im Film ein Smash-Hit – und auch in der Realität. Er eroberte den ersten Platz der weltweiten Billboard-Charts. In Deutschland erreichte er diese Woche (8.8.) nun Platz eins der Single-Charts.
Das Geheimnis des Soundtracks dürfte seine klangliche Vielfalt sein. Ein Team aus Songwriting- und Produktionsexperten formte die Filmmusik zu einer Sammlung von Ohrwürmern mit typischen K-Pop-Elementen.
Popstars führen Doppelleben als Dämonenjägerinnen
Die Handlung des Films: Es geht um die K-Pop-Girlgroup Huntrix, bestehend aus Mira, Rumi und Zoey, die ein Doppelleben als Dämonenjägerinnen führen. Das Trio bekommt plötzlich Konkurrenz von der Boyband Saja Boys.
Deren Mitglieder sind zwar Schönlinge, aber insgeheim Dämonen, die Huntrix ein für alle Mal vernichten und die Seelen der Menschen dem Oberdämonen Gwi-Ma als Festmahl zuführen sollen.
Erzählt wird mit allerhand Fantasy-Elementen eine fesselnde Geschichte der drei Freundinnen, eingebettet in die aufregende Welt von Superstars, die riesige Stadien füllen.
Die junge Generation wird abgeholt bei ihrem Freizeitverhalten (wie etwa dem Besuch von Mega-Konzerten), aber auch bei ihrer Lust auf Rückzug, Ruhe, Couch oder Spa-Besuch. Auch Food-Trends spielen eine Rolle: Die Huntrix-Girls essen begeistert Ramen und Kimbap.
Die Dämonen aus dem Film könnten als Thematisierung psychischer Gesundheit interpretiert werden – als Umgang mit ADHS, gar Depressionen (als innere Stimme des „Du bist nicht (gut) genug“). Oder man deutet es sogar politisch, wenn man die inneren Dämonen als verführende Ideologie auslegt.
Vorwerfen kann man dem Film natürlich, dass er völlig unverfroren auf den Hype um koreanischen Pop aufspringt, der seit Jahren an Fahrt aufnimmt. K-Pop-Fans lassen es sich vermutlich nicht nehmen, wenn ihr Lieblingsgenre in einem Animationsfilm gefeiert wird. So lässt sich Geld machen.
Wer den Film schaut, wird wahrscheinlich den blauen Tiger lieben
Witze sind natürlich subjektiv, doch hier kann jede und jeder seine Momente finden. Die liebevolle Animation (Anime-Herzaugen, absurde Gesichtsverdreher) ist amüsant. Es gibt Gags rund um einen begehrenswerten Waschbrettbauch und absurde Elemente wie einen Vogel mit Hut und einen tollpatschigen Tiger (eine zauberhafte blaue Dämonen-Katze).
Der Film stammt vom Animationsstudio Sony, das sich in den letzten Jahren gewandelt hat. Vorbei sind die Zeiten von „Angry Birds – Der Film“ (2016) oder „Emoji – Der Film“ (2017). Zuletzt gab es schon bahnbrechend gut animierte Werke aus dem Hause, darunter «Die Mitchells gegen die Maschinen» (2021).
Die Figuren des Films sind echten Stars nachempfunden
Der Kopf hinter „KPop Demon Hunters“ ist die koreanisch-kanadische Filmemacherin Maggie Kang. Sie schrieb die Story und ist Co-Regisseurin. Dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ erzählte sie, dass die drei Frauen der Band Huntrix nach dem Vorbild von K-Pop-Girlgroups wie Itzy, Blackpink und Twice gestaltet worden seien. Der Charakter von Mira sei vom koreanischen Model Ahn So-yeon inspiriert.
Die Saja Boys wurden von Boybands wie BTS, Tomorrow X, Stray Kids, Ateez oder BigBang inspiriert. Hier wird noch stärker mit den K-Pop-Archetypen gespielt (der Leader, der Visual, der Rapper, der Maknae (das jüngste Mitglied)).
Der Erfolg wird natürlich ausgeschlachtet
Bei Netflix sollen laut dem US-Medienbranchenportal „The Wrap“ aktuell Gespräche über so ziemlich alles stattfinden, was man aus dem Überraschungshit herausholen kann.
Orientiert wird sich wohl an Disneys „Frozen“-Universum („Die Eiskönigin“). Folgerichtig gäbe es in den kommenden Jahren Sequels, vielleicht auch eine Serie, ein Live-Action-Remake oder ein Bühnenmusical.
Von Gregor Tholl, dpa / Redaktion DF: mw
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