Die größten Klassiker aller Zeiten auf Blu-ray

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Die größten Klassiker aller Zeiten auf Blu-ray, Teil 8

Sven Davison – Wiederbelebung großer Klassiker

Egal ob „James Bond jagt Dr. No“, „The French Connection“ oder „Planet der Affen“: Sven Davison, Vice-President of Content Creation bei Twentieth Century Fox, hat Einblick in eine Vielzahl dieser Projekte und gibt uns Auskunft über die technische Wiederbelebung großer Filmklassiker.
 
Herr Davison, was sind die größten Probleme beim Restaurationsprozess?
An Schwierigkeiten gibt es unzählige. Hier drei bezeichnende Beispiele:
Erstens: Die physische Beschaffenheit der Elemente, mit denen wir arbeiten, kann eine sehr große Herausforderung sein. Jede potenzielle Quelle muss in Betracht gezogen und wenn nötig repariert werden, um sicherzugehen, dass das Material den Scanning-Prozess auch in einem Stück übersteht. In einem kürzlich abgeschlossenen Projekt mussten wir vor dem Scannen z. B. jeden einzelnen Abschnitt des originalen Kamera-Negativs reparieren, was viele Wochen in Anspruch nahm. Zweitens: Nach der physischen Beschaffenheit können wir die Bildqualität des Quellmaterials beurteilen.
 
Oftmals müssen wir mit mehreren Quellen arbeiten, Negative und YCM-Protection-Master (yellow, cyan, magenta) duplizieren, um das bestmögliche Master zusammenzustellen. Bilder unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Qualität aneinander anzupassen ist eine große Herausforderung. Bei Filmen, deren Originalnegative nicht mehr existiert, benutzen wir digitale Techologie, um dem Original so gut wie möglich zu entsprechen. Drittens: Das standardmäßige Heimkinoequipment hat sich technisch so dramatisch weiterentwickelt, dass wir beim Mastering vor einer anderen Herausforderung stehen. So entsprechen Bilder und Sound, die vor ein paar Jahren noch akzeptabel waren, nicht mehr länger den Ansprüchen modern ausgerüsteter Konsumenten.
 
Wie lange dauert so ein Remastering für gewöhnlich?
Das hängt wirklich von dem Quellmaterial ab. Einen Titel zu restaurieren und zu remastern kann einen Monat oder aber auch ein Jahr dauern.
 
Wonach richtet sich ein Farbkorrektor? Bekommt dieser gewisse Vorgaben, die erfüllt werden müssen, wie z. B. dass das Rot an einer Stelle besonders hervorstechen soll?
Wenn wir uns an die Farbkorrektur machen, versuchen wir wann immer möglich die Filmmacher mit einzubeziehen. Sind diese nicht erreichbar, wenden wir uns an die Filmarchive dieser Welt und die Schätze, die dort lagern, um uns ein generelles Gefühl zu geben und um die richtige Richtung für die Farbkorrektur zu finden. Originale Farbprints der entsprechenden Ära sind teilweise nützlich, weil sie zumindest eine akkurate Repräsentation von dem vermitteln, wie der Film bei seiner Veröffentlichung ausgesehen hat.
 
Im Optimalfall schauen wir uns einen Originalprint aus der Ära oder einen akkuraten Farbreferenz-Print des Films zusammen mit dem Koloristen an, bevor der Mastering-Prozess beginnt.
 
Wie ist das eigentlich mit Schwarz-Weiß-Filmen wie „Der Tag, an dem die Erde stillstand“? Sind diese leichter zu bearbeiten als farbige?
In Schwarz-Weiß zu arbeiten birgt seine eigenen Herausforderungen und ist darum nicht leichter zu handhaben als Filme mit Farbe.
 
Obwohl es dabei offensichtlich weder Farbausbleichung noch Gründe für eine Farbkorrektur gibt, besitzt ein Schwarz-Weiß-Film einen anderen Dynamikbereich als ein Farbfilm und benötigt eine völlig andere Behandlung, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Bei „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ waren wir mit unserer Arbeit schon ziemlich weit vorangekommen, bevor wir das Resultat fallen ließen und im Streben nach dem besseren Endprodukt noch einmal von vorne begannen.
 
Einige Schwarz-Weiß-Filme werden im Nachhinein eingefärbt. Dabei haben diese Filme in ihrer Ursprungsform durchaus eine eigene, künstlerische Ästhetik. Wie stehen Sie dazu? Ist Farbe heutzutage unbedingt Pflicht?
Als ein Filmliebhaber bin ich persönlich strikt dagegen, Filme nachzukolorieren. Wie auch immer … Trotzdem ist es interessant zu bemerken, dass bestimmte Zuschauer kolorierte Filme gegenüber Schwarz-Weiß-Filmen bevorzugen … Wenn das Einfärben eines Films Menschen anspricht, die andenfalls gar nicht daran interessiert wären, einen speziellen Film zu sehen, dann hoffe ich, dass sie schließlich doch begierig darauf werden, die originale Schwarz-Weiß-Version zu sehen.
 
Filme aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hatten noch keinen 3-D-Sound. So ist z. B. der Originalmix von „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ nur Mono- und bei „Planet der Affen“ lediglich Stereosound. Können Sie uns etwas über die neue 5.1-Abmischung für den DTS-HD-MA-Mix der Blu-ray erzählen?
Bei beiden Filmen begann der Prozess mit einer vorsichtigen Restauration der Original-Audiomixe, die auf den Blu-rays enthalten sind. Danach wird der überarbeitete Track mit den anderen Elementen in Übereinstimmung gebracht – originale Musikaufnahmen usw. –, um einen 5.1-Track für den modernen Heimkinozuschauer zu erstellen.
 
Wo würden Sie bei einer Restauration die Grenze ziehen?
Wie weit reichen die Möglichkeiten und bis zu welchem Punkt sollte der Eingriff erfolgen?
Weil die digitalen Tools immer ausgeklügelter geworden sind, besteht für uns eigentlich nicht mehr die Frage, was wir erreichen können, sondern vielmehr, was wir tun sollten. Meiner Meinung nach ist es das Wichtigste, so nahe an die Intention der ursprünglichen Filmemacher heranzukommen, wie technisch nur irgend möglich.
 
Vielen Dank für das Gespräch.
 
 
 

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