Die Tribute von Panem

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Die Tribute von Panem, Teil 2

Großartig inszenierte Technik

Das Spiel mit dem Kontrapunkt

Dass die Fassade dieser Scheinwelt mächtig bröckelt, dass macht Gary Ross mit seiner Inszenierung mehr als deutlich. Auf der einen Seite die Tristess der Distrikte, die nicht nur zufällig mit Grautönen, identitätsloser Kleiderwahl und Déjà-vu-trächtiger Propaganda an das Dritte Reich erinnert. Hier erlebt der Zuschauer Sozialkritik, wie man sie in einem Film mit überwiegend jugendlichem Zielpublikum kaum für möglich gehalten hätte. Der harten Nazi-Ästhetik steht die quietsch-bunte Medien-Welt des Kapitols gegenüber. Beinahe satirisch macht Gary Ross den Medienrummel um die Tribute zu einer höchst morbiden Castingshow, die auch den Titel „Panem sucht den Superkiller“ hätte tragen können.
 
Schließlich zieht es den Zuschauer mitten hinein in die Arena, die mit ihrer augenscheinlichen Natürlichkeit gelegentlich sogar eine gewisse Idylle und Sicherheit vermittelt, nur um dann anschließend mit aller Macht ins Bewusstsein zu rufen, dass in Panem nichts so ist wie es scheint und dass erst recht nichts dem Zufall überlassen wird. Am Ende wird der Zuschauer vielleicht ein wenig überfordert entlassen, mit dem Gefühl, gerade unheimlich viel und dennoch erst den Auftakt einer beeindruckenden Geschichte gesehen zu haben. Und dieser Eindruck täuscht nicht, denn bereits für den 28. November 2013 ist der Kinostart von „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ angekündigt.

Die fast perfekte Show

Wunderbar durchdacht und entsprechend inszeniert zeigt sich auch die technische Seite des Films. Eine sehr differenzierte Farbgestaltung greift wunderbar die verschiedenen Stimmungen des Films auf: vom satten Grün im idyllischen Heimatwald, über kaltes Grau während der „Ernte“ der Tribute, bis hin zu satten, schillernden Farben im prunkvollen Kapitol. Trotzdem sorgt ein überwiegend schwacher Kontrast dafür, dass selbst über den knalligen Farben des Kapitol ein trüber Schleier liegt, der dem Zuschauer vermittelt: Hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Die wunderbare Schärfe des Bildes zeigt sich besonders in den Details. Sie wird lediglich negativ beeinflusst, wenn sich Probleme mit der Ausleuchtung bemerkbar machen.
 
Durchweg stabiler und unglaublich atmosphärisch präsentiert sich der Sound. Von Pop-Balladen, über Folk bis hin zur authentischen Naturgeräuschkulisse passt sich der Soundtrack optimal der Stimmung des Films an. Dabei zeigt er sich wunderbar dynamisch und versetzt den Zuschauer mittels der guten Surround-Gestaltung mitten ins Geschehen. Der einzige klangliche Wehmutstropfen ist die weniger gelungene deutsche Abmischung des Sounds, die leider durch einen Mangel an Bässen und zum Teil recht fade Synchronstimmen das Potenzial eines perfekt abgestimmten Klangs verschenkt.

Der Trailer zu „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“

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(Nele Reiber)

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