Tongeschichte

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Tongeschichte, Teil 2

Der erste Formatkrieg

Um 1948 etablierten sich Vinylplatten mit einem Durchmesser von zwölf Zoll und einer Abspielgeschwindigkeit von 33 1/3 Umdrehungen pro Minute (UpM). Die andere Variante war sieben Zoll groß und lief mit 45 UpM. Die beiden Formate waren aufgrund der Abspielgeschwindigkeit und Mittellochgrößen nur auf unterschiedlichen Geräten abspielbar und der erste Formatkrieg der Unterhaltungsindustrie war in vollem Gange.
 
Die Bezeichnung „Album“ stammt aus dieser Zeit, da mehrere 7-Zoll-Platten in einem Schuber ein Gesamtwerk eines Künstlers bildeten. In dieser Zeit waren Plattenwechsler angedacht, um einen unterbrechungsfreien Musikgenuss zu garantieren.
 
In den 1950er Jahren kamen dann für die verschiedenen Mittellochgrößen Adapter auf den Markt und die Plattenspieler verstanden sich auf die üblichen Abspielgeschwindigkeiten.
 
Aus dem Formatkrieg wurde mit der Zeit ein friedliches Nebeneinander, die 12-Zoll-Platte wurde für Langspielplatten (LP) und die 7-Zoll-Variante für Singles genutzt. Auch heute erfreut sich die Schallplatte noch großer Beliebtheit, vor allem im Hip-Hop-, Elektro- und Reggae-Bereich. DJs schwören auf das Medium, denn die Handhabung beim Mischen von Musik ist ungeschlagen und das Scratchen ist nur mit einer Platte möglich.
 
Dennoch setzen sich seit einigen Jahren digitale DJ-Systeme durch, etwa von Serato, mit denen man sämtliches Audiomaterial auf einem Computer mit der Haptik einer Platte manipulieren kann.

Aufnahme läuft

Die Schallplatte prägte den Hi-Fi-Begriff maßgeblich und brachte Stereomusik in hochwertiger Qualität in die Wohnstuben der Welt. Das Aufnahmeverfahren war aber komplex und konnte nur von Profis in einer Fabrik durchgeführt werden. Eigene Aufnahmen, etwa aus dem Radio, waren nicht realisierbar.
 
Seit den 1930er Jahren entwickelte sich das Tonbandgerät; es war aufnahmefähig und dadurch, dass es wieder gelöscht werden konnte, für private Aufnahmen perfekt geeignet. Die Geräte waren allerdings sehr klobig, die Aufnahmequalität für die damalige Zeit war hingegen phänomenal.
 
1963 kam Philips‘ Compact Cassette auf den Markt: eine Art Mini-Tonband. Die Bezeichnung „Taschen Recorder 3300“ klingt futuristisch, das Gerät firmiert als erster Kassettenrekorder der Welt. Er ließ sich sogar mobil betreiben und kostete damals 330 Deutsche Mark. Die Aufnahmemöglichkeit in den eigenen vier Wänden revolutionierte die Popkultur maßgeblich. Jugendliche saßen von nun an im Schneidersitz vor Röhrenradios oder Fernsehern und nahmen alles auf, was ihnen vor das Mikrofon kam. So entstanden Mixtapes, die auf Schulhöfen verteilt wurden und besonders beim weiblichen Schwarm ankamen.
 
Ab 1967 ertönte Musik auch in Stereo, das Abspielgerät benötigte dafür vier Tonköpfe, bei Rekordern kam noch ein Löschkopf hinzu. 1968 erschien dann das erste Abspielgerät für den Gebrauch im Auto und 1979 schlug Sonys Walkman ein wie eine Bombe.
 
 
Der Formatkrieg im Bereich der kompakten Tonbänder tobte seit 1965. Grundig brachte ein Konkurrenzformat auf den Markt und Sony versuchte, mit 8-Spur-Kassetten Fuß zu fassen. Die Mitbewerber hatten aber keine Chance und Philips blieb mit der Compact Cassette auf dem Thron.
 
 
1980 startete die britische Phonographic Industry die Kampagne „Home Taping Is Killing Music“. Aufkleber mit dem Slogan prangten unter anderem auf Schallplatten. Bis heute dauert der Kampf gegen Raubkopien an, wobei dieser sich im 21. Jahrhundert durch die Digitalisierung immens verschärft hat.

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