Die Tops und Flops der TV-Saison

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die aktuelle TV-Saison neigt sich dem Ende entgegen, Zeit also für eine Bilanz, womit uns die Kreativen seit Herbst begeistern wollten. Neben einigen Höhepunkten finden sich dabei aber auch einige echte Katastrophen.

Eine Fernsehsaison dauert in der Regel fast wie im Fußball von September bis Mai – in der Phase sind mit Filmen, Serien oder Shows die höchsten Werbepreise zu erzielen. Im Sommer wimmelt das Programm dagegen von Wiederholungen oder eben Sport wie jetzt die Fußball-EM und Olympia.
 
Den größten Knaller im Fernsehen erlaubte sich in der zu Ende gehenden TV-Saison Jan Böhmermann mit seinem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan – ob er damit zu den Siegern oder Verlierern gehört, ist noch nicht abschließend geklärt.
 
Aber einige Gewinner und Enttäuschungen (und die überwiegen) der Ausstrahlungsperiode zwischen September 2015 und Mai 2016 stehen bereits fest. Auch einige Abschiede gehören dazu. Ein Überblick:GEWINNER

ARD:
 
„Weissensee“: Mit dem sorgfältig inszenierten historischen Dreiteiler landete das Erste einen Achtungserfolg unter Kritikern und mit fünf Millionen Zuschauern eine ordentliche Quoten-Bilanz.
 
„Die Kanzlei“: Herbert Knaup schickte sich im Herbst an, in die Fußstapfen von Dieter Pfaff („Der Dicke“) als TV-Anwalt am Dienstag zu treten und meisterte die Rolle ohne Umschweife und mit Bravour.
 
„Anne Will“: Günther Jauchs schweres Erbe? Keine Spur. Wie selbstverständlich trat Anne Will im Januar ihren Dienst sonntags im Ersten an. Es gab kaum Kritik. Das bedeutet: alles im grünen Bereich.
 
ZDF:
 
„Ku’damm 56“: Volltreffer, obwohl der Start parallel zum „Tatort“ erfolgte. Drama, Ausstattung, gute Besetzung machten aus dem Dreiteiler ein treffendes Sittenbild des alten Westberlin.
 
Die Krimidramen: Wochenlang um die sieben Millionen Zuschauer mit dem Genre-Hybrid aus Krimi und Drama am Montag und am Samstag. Das schafft nur das ZDF. Die Fortsetzung 2016/2017 ist gewiss.
 
RTL:
 
„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“: Der Dauerlutscher Dschungelshow ist großes Kino, mittlerweile auch trotz Gezicke und Ekelfaktor unangetastet von der Kritik und quotenstabil.
 
„Wer wird Millionär?“: ein Fels in der Brandung und professionelle Inszenierung, gerade weil sich Günther Jauch wieder mehr auf die Rateshow konzentrieren kann? Die Quoten stimmen.
 
ProSieben:
 
„Germany’s next Topmodel“: Heidi am Ende? Keineswegs. Die Laufstegshow mit US-Blondine aus Bergisch-Gladbach gewann neue Freunde hinzu und ist in der Mediathek Dauer-Spitzenreiter.
 
Vox:
 
„Der Club der roten Bänder“: Was war das für ein Zittern. Ein spanisches Krankenhaus-Serienformat, umgesetzt aufs deutsche Fernsehen? Es hat auf Anhieb geklappt. Die deutsche Serie lebt.
 
„Kitchen Impossible“: Tim Mälzer ist bei dem Sender, der ihn mit „Schmeckt nicht – gibt’s nicht“ groß gemacht hat, zurück und kocht. Dem „Tatort“ ringt er immerhin gut zwei Millionen Zuschauer ab.
 
Kabel Eins:
 
„Tamme Hanken – der Knochenbrecher on Tour“: Ein nicht mehr ganz taufrischer Ostfriese, der die deutschen Stalltiere kuriert, mischt das Privat-TV auf und hat eine beachtliche Fangemeinde.
 
RTL2:
 
Daniela Katzenberger, das Stehauffrauchen. Wer geglaubt hätte, nach ihrem Aus bei Vox sei Schluss im TV, sah sich getäuscht. Ihre Soap „…mit Lucas im Babyglück“ schoss aus dem Stand nach oben.DIE ENTTÄUSCHUNGEN

ARD:
 
„Mitten in Deutschland: NSU“ – Der Dreiteiler war stimmig: Die Täter, die Opfer, die Ermittler – hochwertig inszenierte Filme. Nur: Das Publikum mied die große Filmkunst, enttäuschende Sehbeteiligung.
 
„Die Stadlshow“: Die ruckartige personelle Umbesetzung tat dem in die Jahre gekommenen Unterhaltungsklassiker nicht gut. Er läuft aus. Beim „Silvesterstadl“ muss Allrounder Jörg Pilawa ran.
 
Til Schweiger und der „Tatort“: Seine beiden Fälle mit viel Werbung im Vorfeld und einer Überdosis Action verliefen enttäuschend, gemessen an der Quote. Selbst der ZDF-„Bergdoktor“ hielt mit.
 
„Die Stadt und die Macht“: Anna Loos als Bürgermeisterin der Hauptstadt? Das schien dem TV-Publikum zu absurd. Die Politserie, an drei Abenden ausgestrahlt, konnte die Erwartungen nicht erfüllen.
 
ZDF:
 
Show-Mann Steven Gätjen und sein neuer Brötchengeber das ZDF: die „Versteckte Kamera“ und „I can do that“ passten nicht zu ihm. Im Herbst kriegt Gätjen mit „4 geben alles!“ eine dritte Chance.
 
Johannes B. Kerners bunter Abend im September mit Flüchtlingen und Künstlern geriet angesichts des Durcheinanders und der damit verbundenen massiven öffentlichen Kritik zum Fiasko.
 
Auch nicht der Hit: Maybrit Illners Themenabend zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung „Sind wir ein Volk?“ Anfang Oktober. Weniger als zwei Millionen Zuschauer für den ZDF-Hauptabend sind zu wenig.
 
RTL:
 
„Deutschland 83“: Die große RTL-Hoffnung der TV-Saison – das Publikum zeigte dem ambitionierten Achtteiler rund um Spionage und Liebe die kalte Schulter. Ein Rückschlag für das Thema deutsche Serie.
 
„Stern Crime“: Kriminalfälle und ihre Storys – ein Printobjekt fürs TV umgesetzt. Die Geschichte von „Stern TV“ ist lang und erfolgreich. Die Geschichte von „Stern Crime“ war kurz und erfolglos.
 
„Stepping out“: Für eine zweite Tanzshow neben dem gut funktionierenden Dauerbrenner „Let’s Dance“ wird die Luft deutlich dünner. Das bewiesen mäßige Quoten und öffentliche Wahrnehmung.
 
Sat.1:
 
„Mila“, „Frauenherzen“, „Unser Tag“: Eine Daily Soap, eine Abendserie, ein tägliches Vorabendmagazin. Der Versuch, das TV im Stil der Jahrtausendwende neu aufzulegen, scheiterte kläglich.
 
„Mordkommission Berlin 1“: Eine große Kulisse, große Ausstattung, gutes Ensemble. Der Krimi nach den Aufzeichnungen des Berliner Kommissars Ernst Gennat verlief jedoch zu banal.
 
ProSieben:
 
„Wild Island“: Die Inselshow stolperte schon zu Beginn ihrer Ausstrahlung über Proteste von Tierschützern. Der große Knaller wurde sie im Verlauf der Staffel dann auch nicht mehr.
 
Mit dem Abgang von Wirbelwind Stefan Raab probierte der Sender viele Alternativen aus – aber gerade Damen wie Lena Gercke, Palina Rojinski oder Enissa Amani scheinen mit Raabs großen Fußstapfen überfordert.
 
Vox:
 
„Ewige Helden“: Gute Idee, aber: Die Show mit vielen Weltmeistern, die unter sich einen Gesamtsieger ausmachten, bestand aus Kandidaten, die in den neunziger Jahren hip waren, aber heute nicht mehr.
 
„Battle Creek“, „The Night Shift“, „Suits“: Lauter neue Serien aus Übersee, lauter Flops. Meist weniger als eine Million Zuschauer ist für Vox-Ansprüche am Hauptabend viel zu wenig.
 
Kabel Eins:
 
„Vom Spinner zum Gewinner“: Eine Unternehmensgründershow (nämlich „Die Höhle der Löwen“ auf Vox) im deutschen TV reicht aus – jede weitere Kopie stößt wohl auf Desinteresse.
 
Sixx:
 
„Big Brother“: Der erneute Versuch, die Containershow 15 Jahre nach der Erstausstrahlung zu reanimieren, zeigte, dass das Format nicht weiter strapazierbar ist, auch wenn die Quoten nicht schlecht waren. [Carsten Rave/fs]

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2 Kommentare im Forum

  1. Leute, Leute von DF. Da müsst Ihr aber noch üben um Klicks zu sammeln. Die Serienjunkies hätten heute eine 15-seitige Plusliste und morgen eine 15-seitige Minusliste veröffentlicht. Da kann man dann schön Werbung schalten. Aber alles auf einer Seite? ok, schön lesefreundlich, aber wirtschaftlich gesehen ein Flop.
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