Debatte: Radio in Europa mit guten Zukunftschancen

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Berlin/Saarbrücken – Beim 6. „Dialog in Berlin: Mediengespräche der LMS“, die die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) und die BBC aus Anlass des 75. Jubiläums von BBC World Service in der Britischen Botschaft in Berlin durchführten, betonte Hausherr Hugh Mortimer, stellv. britischer Botschafter, die Vorbildfunktion der BBC für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland.

Dr. Gerd Bauer, Direktor der LMS und Hörfunkbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten, ergänzte, dass Großbritannien nicht nur Vorbild bei der Ausgestaltung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks in Deutschland sei, sondern auch bei der Digitalisierung des Hörfunks als Muster für anstehende Entwicklungen und Erfordernisse in Deutschland wahrgenommen werde.
 
Er wies darauf hin, dass die Digitalisierung kein Selbstzweck sei, sondern dass es vielmehr darum gehe, dem Nutzer ein neues, für ihn attraktives Angebot zu machen. Privater und öffentlich-rechtlicher Rundfunk sowie alle anderen Interessensgruppen müssten zusammenarbeiten, um digitales Radio zum Erfolg zu machen.
 
„Hat das ‚klassische’ Radio noch eine Chance?“ war die Kernfrage bei der anschließenden Podiumsrunde. Moderiert von Steffen Grimberg, Medienredakteur der taz, diskutierten Prof. Ernst Elitz, Intendant von Deutschlandradio, Erwin Linnenbach, Geschäftsführer der Regiocast, Murray Holgate, Network Manager bei BBC WS, und Mathieu Sibille, Chef von NRJ International, über Fluch und Segen der Digitalisierung, das optimale Verhältnis von Wort- und Musikbeiträgen, den Webauftritt als Begleitmedium, die Bedeutung von regionalen Bezügen im Programm und die Schwierigkeiten mit neuen Angeboten auf dem Werbemarkt zu bestehen.

Ernst Elitz von Deutschlandradio betonte, dass die Erwartung der Politik, die ARD solle neue digitale Regional-Radioprogramme anbieten, nur dann zu erfüllen sei, wenn dafür zusätzliche Gebühren bewilligt würden. Zur Aufgabenstellung von Privatradio und öffentlich-rechtlichen Anbietern meinte der Intendant, es sei nicht in erster Linie Aufgabe des Privatradios, Hintergrundinformationen zu komplexen Themen zu liefern. Derartige Angebote seien eher Aufgabe von Programmen wie Deutschlandradio.
 
Murray Holgate von BBC World Service, der zuvor einen Überblick über die Geschichte von BBC World Service gegeben hatte, unterstrich die Bedeutung der Interaktion mit dem Hörer für die Akzeptanz eines Programms. Wichtiger als der Anteil von Wortbeiträgen sei die Persönlichkeit eines Senders, die entscheidend für Hörerbindung sei.

Mathieu Sibille von Radio NRJ erklärte, dass die Präsenz eines Senders im Internet wichtig sei, um junge Zuhörer zu erreichen. Eine Analyse habe aber gezeigt, dass Web-Radio keine Gefahr für das klassische Radio sei, da Web-User zu großen Teilen bestehende UKW-Stationen im Internet besuchten. Insofern ergänzten sich diese Angebote.
 
Erwin Linnenbach von Regiocast betonte, dass die Digitalisierung des Hörfunks nur dann erfolgreich sein könne, wenn nicht nur öffentlich-rechtliche und private Veranstalter an einem Strang zögen, sondern vor allem die Zersplitterung der Eigentumsverhältnisse beim Privatfunk überwunden werden könne. Nur so sei die erhebliche finanzielle Herausforderung bei der Einführung und Verbreitung neuer Programme zu stemmen. [mg]

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