
Für rund 150 Millionen Euro hat RTL Deutschland Sky Deutschland erworben. Sky bleibt somit nicht Teil der paneuropäischen TV-Kette. Gedanken und Analysen zu einem Verkauf, der lange gewollt und jetzt endlich über die Bühne gegangen ist.
Zweieinhalb Jahre ist es her, da platzte ein Verkauf von Sky Deutschland wohl auf der Zielgeraden. Schon damals gab es die Idee, aus dem Unternehmen, das innerhalb des Comcast-Universums keinen guten Stand gehabt haben soll, eine ziemlich deutsche Firma zu machen. Doch die Interessenten für Sky Deutschland, das – wie gemunkelt wurde – längst wieder defizitär arbeitete waren schwer zu finden. Am Ende platzten sämtliche Gespräche und in Amerika dürfte so etwas wie Plan B aktiviert worden sein. Warten und sich aufhübschen.
Schon 2022 war vor allem zu hören, dass Käufer den Moment für eine Übernahme schlecht fanden. Bei abgeschlossener Transaktion – das wäre vermutlich Ende 2023 gewesen – war die Restlaufzeit des wichtigsten Sky-Bestandteils, der Bundesliga-Verträge, zu kurz. In Unterföhring, London und Philadelphia war somit klar, Sky auf sein Sportportfolio zu fokussieren. Die Beauftragung deutscher Serien-Originals wurde in den Monaten danach gekappt, der Fokus wanderte immer mehr auf Live-Sport. 2023 und 2024 gelang es in der Tat, in diesem Segment Erfolge zu verbuchen. Und Barny Mills, der Sky-CEO, wurde im Dezember 2024 nicht müde zu betonen, wie gut sich Sky Deutschland auch wirtschaftlich entwickelt habe.
Den Verbleib innerhalb der paneuropäischen Sky-Gruppe hat all das nicht mehr gesichert. In Philadelphia scheint Plan A immer irgendwo präsent gewesen zu sein. Jetzt wird aus Sky Deutschland also doch noch ein ziemliches deutsches Unternehmen; Stephan Schmitter, der RTL-Deutschland-Boss, soll auch die Sky-Geschäfte führen und dann Fernsehen für aktuell rund elfeinhalb Millionen zahlende Kunden bieten. Von den Verantwortlichen wird diese Vereinbarung als Win-Win-Situation dargestellt. RTL darf – Zeitraum unbekannt – die Marken Sky und Wow weiter nutzen. Und verfügt künftig über eine Fülle an (Sport)-Rechten und Kundendaten, die durchaus den gezahlten Preis von 150 Millionen Euro wert sein dürften.
Es besitzt nun aber auch ein Unternehmen, das sich zuletzt immer intensiver an die technische Infrastruktur von Comcast gebunden hat. Sky Stream, das nach Sky-Angaben sehr erfolgreich im Markt etabliert wurde, basiert fast vollständig auf Comcast-Software. Dass es selbst bei den Benutzeroberflächen kaum Unterschiede gibt, daraus hat auch Sky Deutschland zuletzt keinen Hehl gemacht. Der unmittelbare Betrieb von Sky Stream, er dürfte keinesfalls in Gefahr sein – doch das gezielte Herauslösen von Sky Deutschland aus den Comcast-Strukturen, er gilt in manchen Teilbereichen doch als knifflig.
Das Ziel der Transaktion ist seit Freitag bekannt: Mit Sky zusammen sieht sich die RTL-Gruppe in der Lage, in den Wettbewerb mit den immer mächtiger werdenden US-Riesen zu ziehen. Entstehen soll, so sagte es Stephan Schmitter, eine führende TV- und Streaming-Plattform. Zu sagen, dass mittelfristig wohl entweder RTL+ oder Sky/Wow überleben werden, ist jetzt an diesem Freitagvormittag noch sehr spekulativ. Doch der Blick auf ähnlich gelagerte Transaktionen erlaubt dieses Gedankenspiel, auch wenn Bertelsmann-Chef Thomas Rabe eine „langfristige“ Nutzung der Marke Sky ankündigt.
Denn: In Köln kann man nun einige Schalthebel bedienen, die vermutlich maßgeblich Einfluss auf das Geschäft in Unterföhring haben. Das beginnt bei der künftigen Markenführung, geht über den gemeinsamen Rechtekauf (ja, es gibt in Deutschland, anders als in UK noch immer keinen HBO-Deal) und die Werbezeitenvermarktung und endet in jeder einzelnen Abteilung beim Work-Flow.
Eins hat sich nicht verändert: Die Frage, wie es gelingen soll, dass aus einem Sky Deutschland mit dem das Management in Philadelphia offenkundig unzufrieden war, ein Sky Deutschland wird, mit dem man in Köln und Gütersloh Erfolge feiern kann. Am Hebel sitzt mit Stephan Schmitter nun zumindest jemand, der den deutschen TV-Markt ausreichend gut kennt. Der aber nicht ewig Zeit hat. Denn auch ihm muss bewusst sein, dass die Uhren bei Premiere und Sky immer schon im Vier-Jahres-Takt liefen. 2028 werden wieder Bundesliga-Rechte vergeben. Spätestens dann muss Sky Deutschland wissen, wo es steht.
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Bildquelle:
- Sky_Stream_Box: Sky