Kirch-Prozess: Breuer wehrt sich erneut gegen Vorwürfe

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Leo Kirch ist seit gut 100 Tagen tot. Sein jahrelanger Kampf um milliardenschweren Schadenersatz von der Deutschen Bank geht dennoch weiter. Das Münchner Oberlandesgericht müht sich in der ersten Sitzung nach Kirchs Tod weiter um Aufklärung – ohne größeren Erfolg.

Das juristische Drama um die Milliarden-Pleite von Leo Kirch geht auch nach dem Tod des einstigen Medienmoguls weiter. Vor dem Oberlandesgericht München wehrte sich am Dienstag erneut der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer gegen Vorwürfe, er oder die Bank hätten die Milliarden-Pleite des Kirch-Konzerns im Jahr 2002 zu verantworten. Kirch, der am 14. Juli starb, hatte zeitlebens Breuer und der Bank die Schuld am Untergang seines Lebenswerks gegeben. Der zähe Streit vor Gericht geht auch ohne Kirch weiter, der Ausgang ist weiter offen und wird Anwälte und Richter noch lange beschäftigen.

Beide Seiten konnten für sich kleine Erfolge verbuchen. Für den Verdacht, die Fragen in einem Interview mit Breuer Ende Februar 2002 – Wochen vor der Kirch-Pleite – seien abgesprochen gewesen, gebe es keinerlei Hinweise, meinte das Gericht. Breuer hatte in dem vielbeachteten Interview die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe angezweifelt. Breuer hatte die Äußerungen zuletzt bedauert und das Interview als „Unfall“ bezeichnet. Das Gericht bezweifelt aber weiter, ob das Interview tatsächlich ein „Unfall“ gewesen sei. Zudem sieht das Gericht weitere Widersprüche in der Darstellung der Bank.
 
Erneut wurde Breuer zur Vorgeschichte der spektakulären Pleite im Jahr 2002 befragt, vor allem dazu, ob es vor dem Zusammenbruch der weitverzweigten Kirch-Gruppe Absprachen etwa über mögliche Käufer für ein Aktienpaket am Verlagshaus Axel Springer gab, das die Deutsche Bank als Pfand für einen Kredit an Kirch hielt. Breuer wies den Verdacht zurück, es habe vor einem hochkarätigen Treffen beim damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) am 27. Januar 2002 Absprachen etwa mit dem damaligen Chef der WAZ-Gruppe, dem mittlerweile verstorbenen Erich Schumann, über den Umgang mit den Springer-Anteilen gegeben.
 
Auf dem Treffen selbst sei unter anderem über die schwierige finanzielle Lage Kirchs gesprochen worden. Die Teilnehmer des Treffens hätten natürlich gerne gehört, dass die Deutsche Bank einen Beitrag leisten würde. „Ich habe mich insoweit zugeknöpft verhalten“, sagte Breuer. Auch der mögliche Verkauf von Teilen der Kirch-Gruppe sei durchaus Thema gewesen.
 
Neben Breuer musste in der ersten Sitzung nach dem Tod Kirchs auch der frühere Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, aussagen. Er sollte über zwei Bankentreffen Auskunft geben, auf denen am 14. Februar 2002 verschiedene Gläubiger-Banken der Kirch-Gruppe einmal auf Einladung der Deutschen Bank und einmal auf Einladung von Kirchs Taurus-Holding über die Lage des Medienkonzerns gesprochen wurde. Schmidt war allerdings bei keinem der beiden Treffen dabei.
 
An diesem Mittwoch soll auch der damalige Chef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, vernommen werden. Danach steht auch der frühere HVB-Risikovorstand Stefan Jentzsch auf der Zeugenliste – der immerhin auf einem der beiden Treffen dabei gewesen ist. Auch am Donnerstag geht der Prozess weiter. Danach soll am 14. November auch die Verlegerin Friede Springer dem Gericht Auskunft geben.
[dpa]

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