3-D-Fernsehen

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3-D-Fernsehen, Teil 2

Kino: Trick-und Animationsfilme in 3-D mit Brille

Ja zur Brille

Was im Ausland in Versuchsaufbauten wie Verkaufshäusern oder Vergnügungsparks bereits erfolgreich anläuft, ist auch in den Kinos der Zukunft ein angesagter Trend: Nur per Filterbrille werden aus den unkenntlichen 3-D-Bildern greifbare Szenarien. In den Wohnzimmern können wir uns diese Lösung zwar nicht dauerhaft vorstellen, doch alle Planungen laufen auch hier auf den „Brillenzwang“ hinaus. Gab es bislang nur eingeschränkten 3-D-Content, wächst die Zahl seit diesem Jahr beträchtlich: Das Eiszeitabenteuer „Ice Age 3“, Pixars wundervoll kreative Ballonreise „Oben“ oder Disneys Superhund „Bolt“ – immer mehr Filme erscheinen zeitgleich im modernen 3-D-Gewand.
 
Dass dabei die Zahl der Trick- bzw. Animationsfilme hervorsticht hat einen einfachen Grund: Da sämtliche Bilder als dreidimensionales Konstrukt im Computer vorliegen, ist eine nachträgliche 3-D-Adaption für die Kinos weitaus einfacher, als Realfilme umzuwandeln. Diese müssen entweder wie James Camerons Sci-Fi-Hoffnung „Avatar“ komplett in 3-D-gedreht, oder im Nachgang per Hand bearbeitet werden. Da bei einem Kinofilm 24 Einzelbilder pro Sekunde vorliegen, nimmt eine solche Nachbearbeitung je nach Teamstärke über ein Jahr und mehrer Millionen Dollar in Anspruch. Nur todsichere Blockbuster werden deshalb ihren Weg in die 3-D-Kinos finden.
 
Das Problem aller 3-D-Anwendungen auf Basis flacher 2-D-Bilder: Der Effekt ähnelt einem Scherenschnittmuster, bei dem flache Objekte im Raum verteilt werden. Der 3-D-Effekt ist deutlich sichtbar, aber die Körperhaftigkeit der einzelnen Elemente nicht erkennbar. Animationsfilme profitieren von einer abweichenden Produktion durch sogenannten Tiefenebenen, die den künstlichen Effekt nahezu vollständig ausmerzen, Realfilmproduktionen bleiben dagegen das Sorgenkind des 3-D-Kinos.
 
Muss der Fernseher aus herkömmlichen Aufnahmen ein 3-D-Bild erzeugen, zeigen sich außerdem fehlerhaft im Raum angeordnete Bildelemente. Die natürliche 3-D-Darstellung aus 2-D-Bildern ist langfristig das größte Problem der zukünftigen Fernseher. Doch auch die Bilderzeugung auf Basis zweier kombinierter Bilder ist aufgrund von möglichen Stressreaktionen für längere Filmabende kaum zu empfehlen. Nach dem anfänglichen Staunen über die greifbaren Bilder nutzt sich die Euphorie rapide ab.
 

Brille ist nicht gleich Brille

Bisherige Ansätze mit Rot-Grün-Brillen rufen meist scherzhafte Erinnerungen an die Anfangszeiten der Stereoskopie auf. Aktuelle Polfilterbrillen sind damit natürlich nicht mehr zu vergleichen, denn sie wirken wie eine normale Sonnenbrille und sind sehr angenehm zu tragen. Mit beträchtlichem Aufwand versuchten Firmen wie Philips, den notwendigen Filter direkt in das Display zu integrieren, sodass Sie abhängig vom Blickwinkel den 3-D-Effekt ohne Brille wahrnehmen können. Mit der so genannten Wowvx-Technologie präsentierte Philips neben dem Fraunhofer-Institut eines der ersten 3-D-Systeme ohne Brille.
 
Auf Bildschirmen unterschiedlicher Größe konnten Messebesucher Filme, Werbespots und Computeranimationen bewundern, die scheinbar aus den Bildschirmen herausragten. Philips wendet hierbei das Prinzip einer Filterscheibe an, die unterschiedliche Bilder nach links und rechts ablenkt und so jedes Auge mit eigenständigen Bildinformationen versorgt. Steht man direkt vor dem Fernseher, wirkt das Bild stark verschwommen.
 
Im richtigen Winkel kombinieren sich die unterschiedlichen Bilder allerdings zu einem räumlichen Ganzen: Gegenstände schweben vermeintlich schwerelos im Raum. Neben der Problematik des eingeschränkten Sitzplatzes erzeugen die Bilder die bereits beschriebenen Stressreaktionen. Durch hohe Kosten sowie die komplizierte Herstellung samt ungewisser Zukunftsaussichten navigierte sich das Projekt selbst ins Abseits und Philips stoppte das Wowvx-Projekt noch vor dem Einsetzen des 3-D-Booms.
 

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